Ukraine-Offensive zeigt Wirkung Russische Besatzer setzen Referendum-Pläne in Cherson aus
05.09.2022, 14:31 Uhr
"Russland ist hier für immer" steht auf dem Plakat im besetzten Cherson.
(Foto: IMAGO/ITAR-TASS)
Seit Wochen bereiten die prorussischen Behörden in der besetzten Region Cherson ein Referendum über eine Zugehörigkeit zu Russland vor. Doch die ukrainische Offensive im Süden des Landes durchkreuzt die Pläne der Besatzer.
Die prorussischen Behörden in der besetzten und derzeit heftig umkämpften südukrainischen Region Cherson wollen nach eigenen Angaben ihre Pläne für ein Referendum über eine Zugehörigkeit zu Russland vorerst stoppen. Hintergrund sei die Sicherheitslage, sagte der Vize-Chef der prorussischen Behörden, Kirill Stremousow, im russischen Staatsfernsehen. Die Vorbereitungen für die Abstimmung hätten zwar bereits begonnen. "Aber angesichts der aktuellen Entwicklungen, glaube ich, dass wir im Moment eine Pause einlegen werden."
Nach wochenlanger Bombardierung durch ukrainische Truppen sei etwa die Fahrt über die wichtige Antoniwkabrücke per Auto nicht mehr möglich, sagte Stremousow. Zuvor hatte die Ukraine Fortschritte bei ihrer Gegenoffensive in der Region gemeldet. Nach Angaben des Südkommandos eroberten die ukrainischen Soldaten mehrere Gebiete zurück und zerstörten unter anderem ein Munitionsdepot, eine Pontonbrücke und ein Kontrollzentrum der russischen Armee.
Ein Datum für das Referendum in Cherson gab es noch nicht. Ende Juni hatte Stremousow erklärt, die Vorbereitungen hätten begonnen. Geplant sei die Abstimmung für das kommende Halbjahr.
Kiew warnt vor Teilnahme am Referendum
Am Samstag hatte Kiew die Bewohner der Region vor einer Teilnahme an der von den Russen geplanten Abstimmung gewarnt. Für die Beteiligung an dem "Referendum" könnten den Ukrainern bis zu zwölf Jahre Haft drohen, kündigte die Vize-Ministerpräsidentin des Landes, Iryna Wereschtschuk, an.
Stremousow behauptete nun jedoch, die Drohungen aus Kiew würden die Durchführung des Referendums nicht beeinträchtigen. "Iryna Wereschtschuk, Sie haben nichts mit der Region Cherson zu tun. Dies ist ein befreites Gebiet, und alles, was Sie dort tun, ihre Drohungen - das alles ist nur ein bedeutungsloser Schrei", sagte der Kollaborateur im russischen Fernsehen.
Die Region Cherson mit ihrer gleichnamigen Hauptstadt am Ufer des Dnipro grenzt an die 2014 von Russland annektierte Schwarzmeer-Halbinsel Krim. Als erste Großstadt der Ukraine war Cherson Anfang März kurz nach Beginn der russischen Offensive von der russischen Armee eingenommen worden. Die Region ist für die Landwirtschaft von zentraler Bedeutung und wegen ihrer Nähe zur Krim auch strategisch wichtig.
Quelle: ntv.de, uzh/AFP