Schlechte Bedingungen? Ukraine: Russisches Regiment verweigert Dienst
05.09.2022, 11:35 Uhr Artikel anhören
Russische Soldaten klagen offenbar über schlechte Ausrüstung und ausbleibenden Sold.
(Foto: IMAGO/SNA)
Wie kommt die ukrainische Armee voran? Laut dem Einsatzkommando Süd verweigert ein russisches Regiment den Dienst. Das britische Verteidigungsministerium äußert sich indes zu den Kriegszielen des Kreml.
Russische Soldaten haben im Süden der Ukraine laut ukrainischen Angaben offenbar ihren Dienst verweigert. Wie das Einsatzkommando Süd der ukrainischen Armee berichtet, weigerte sich das russische 127. Regiment des 1. Armeekorps, seine Aufgaben zu erfüllen. Grund dafür sollen mangelnde Unterstützung und schlechte Bedingungen sein. So habe es unter anderem Wassermangel gegeben. Nach Angaben des ukrainischen Militärs folgten daraufhin Disziplinarmaßnahmen gegen die Soldaten.
Das 127. Regiment wurde laut dem Institute for The Study of War Anfang April von den russischen Streitkräften in den selbsternannten "Volksrepubliken" Donezk und Luhansk zusammen mit vier anderen Regimentern gebildet. Von diesen habe sich eines gleich am ersten Tag der ukrainischen Gegenoffensive ergeben. "Es ist wahrscheinlich, dass die russischen Streitkräfte ihre Frontstellungen mit unerfahrenen und zwangsmobilisierten Elementen verstärken, denen es an Kampfeswillen fehlt", heißt es bei dem Institut.
Erst am Sonntag hatte das britische Verteidigungsministerium berichtet, dass die russischen Streitkräfte offenbar unter Moral- und Disziplinproblemen litten. Dabei seien neben der Kampfmüdigkeit und den hohen Verlusten Probleme mit dem Sold wahrscheinlich einer der Hauptkritikpunkte der russischen Soldaten. "In der Ukraine ist es höchstwahrscheinlich zu erheblichen Problemen gekommen, weil beträchtliche Kampfprämien nicht gezahlt wurden."
Moskaus Ziel: "Befreiung" des Donbass
Im Briefing von diesem Montag geht das britische Verteidigungsministerium davon aus, dass Russlands wichtigstes Ziel in der Ukraine offenbar die Eroberung des Donbass bleibt. Die Hauptachsen des russischen Vormarschs lägen bei Awdijiwka nördlich der Großstadt Donezk sowie rund um die Stadt Bachmut weiter nördlich. Allerdings sollen die russischen Streitkräfte nur etwa ein Kilometer pro Woche in Richtung Bachmut vorgerückt sein.
"Das politische Ziel der Donbass-Operation besteht mit ziemlicher Sicherheit weiterhin darin, das gesamte Gebiet Donezk zu sichern, was es dem Kreml ermöglichen würde, die 'Befreiung' des Donbass zu verkünden", heißt es in London. Es sei allerdings sehr unwahrscheinlich, dass die Streitkräfte dieses Ziel erreichten. Dies würde die Pläne Russlands, Volksabstimmungen über den Beitritt der besetzten Gebiete zur Russischen Föderation durchzuführen, weiter erschweren.
Das Institute for the Study of War berichtet von "nachweisbaren Fortschritten" der ukrainischen Armee im Süden und Osten. Die ukrainischen Streitkräfte rückten entlang mehrerer Achsen in der westlichen Region Cherson vor und hätten Gebiete jenseits des Flusses Siverskij Donez unter ihre Kontrolle gebracht. "Das Tempo der Gegenoffensive wird sich wahrscheinlich von Tag zu Tag dramatisch ändern", heißt es weiter. Die ukrainischen Streitkräfte zielten darauf ab, "den Russen den notwendigen Nachschub zu entziehen, ihre Befehls- und Kontrollstrukturen zu stören und ihre Moral zu schwächen, selbst wenn die Bodenangriffe der Gegenoffensive weitergehen". Nach Ansicht des Instituts würden die Russen allerdings gelegentlich zum Gegenangriff übergehen und verlorenes Terrain zurückgewinnen, und natürlich würden sie wahrscheinlich heftige Artillerie- und Luftangriffe gegen befreite Siedlungen und vorrückende ukrainische Truppen durchführen.
Quelle: ntv.de, ghö