FBI hilft bei Ermittlungen Sechs Kolumbianer nach Mord in Ecuador festgenommen
11.08.2023, 08:16 Uhr Artikel anhören
FBI-Ermittler sollen bei der Aufklärung des Mordes an Präsidentschaftskandidat Villavicencio in Ecuador helfen.
(Foto: picture alliance / Nick Wagner/Austin American-St/AP/dpa)
Keine 48 Stunden nach der Ermordung des Präsidentschaftskandidaten Villavicencio in Ecuador nehmen die Behörden sechs Verdächtige fest, alle sollen Kolumbianer und kriminell sein. Das werden die Ermittlungen zeigen. Dabei helfen wird auch das FBI.
Bei den mutmaßlichen Tätern des Mordanschlags auf den Präsidentschaftskandidaten Fernando Villavicencio in Ecuador handelt es sich nach Angaben der Regierung um Ausländer. Die sechs Festgenommenen kämen aus dem Bereich der organisierten Kriminalität, sagte Innenminister Juan Zapata.
Es seien Pistolen, Granaten, ein Gewehr und eine Maschinenpistole sichergestellt worden. Zapata sprach von einem "politischen Verbrechen mit terroristischen Zügen" und einem "Versuch, die kommenden Wahlen zu sabotieren". Nach Polizeiangaben sollen die Verdächtigen aus dem Nachbarland Kolumbien kommen. Die Täter hatten am Mittwoch nach einer Wahlkampfveranstaltung in der Hauptstadt Quito den Oppositionskandidaten Villavicencio erschossen. Mindestens neun Menschen wurden verletzt. Ein Verdächtiger erlag nach einem Schusswechsel mit den Sicherheitskräften seinen Verletzungen.
Nach einem tödlichen Attentat auf den aussichtsreichen Präsidentschaftskandidaten Fernando Villavicencio ist in Ecuador für drei Monate der Ausnahmezustand verhängt worden. Präsident Guillermo Lasso bat am Donnerstag zudem das FBI um Unterstützung bei den Ermittlungen und ordnete eine dreitägige Staatstrauer an. Die für den 20. August geplanten Präsidentschafts- und Parlamentswahlen sollen dennoch wie geplant stattfinden. Die Europäische Union und die UNO verurteilten den Mordanschlag.
Lasso erklärte im Onlinedienst X, der früher Twitter hieß, er habe "das FBI um Unterstützung bei den Ermittlungen zu dem Mord gebeten". Die US-Bundespolizei habe "unsere Bitte angenommen und in den nächsten Stunden wird eine Delegation im Land eintreffen", fügte er hinzu.
Villavicencio bekämpfte Korruption
"Dies ist ein politisches Verbrechen mit terroristischem Charakter, und wir bezweifeln nicht, dass dieser Mord ein Versuch ist, den Wahlprozess zu sabotieren", erklärte Lasso. Im gesamten Staatsgebiet seien die Streitkräfte mobilisiert worden, um die Sicherheit der Bürger, die Ruhe sowie freie und demokratische Wahlen zu gewährleisten. Der auf Korruption spezialisierte Journalist und ehemalige Abgeordnete Villavicencio war am Mittwochabend nach einer Wahlkampfveranstaltung auf dem Weg zu seinem Auto in Ecuadors Hauptstadt Quito erschossen worden.
Die Europäische Union verurteilte den Mord als "abscheuliches Verbrechen" und sicherte Ecuador ihre Unterstützung bei der Organisation einer friedlichen und demokratischen Wahl zu. Um diese zu garantieren, müssten für alle Kandidaten strenge Schutzmaßnahmen gelten, erklärte der EU-Außenbeauftragte Josep Borrell. Ihm zufolge befinden sich derzeit auch Wahlexperten der EU in dem südamerikanischen Land.
UN-Generalsekretär António Guterres nannte den Anschlag eine "ernsthafte Gefahr für die Demokratie". Der UN-Menschenrechtsbeauftragte Volker Türk hob "die Herausforderungen für das Land und seine Menschen angesichts der Gewalt" hervor.
Der Zentrist Villavicencio war einer der aussichtsreichsten von acht Kandidaten für die vorgezogene Präsidentschaftswahl Ende August. In jüngsten Umfragen des Cedatos-Instituts lag er mit rund 13 Prozent an zweiter Stelle hinter der Anwältin Luisa González, die dem früheren Präsidenten Rafael Correa nahesteht.
Der 59-Jährige hatte an einer Untersuchung zur Aufdeckung eines umfangreichen Korruptionsnetzwerks mitgewirkt, in das der ehemalige linksgerichtete Präsident Rafael Correa verwickelt war. Correa, der das Land zwischen 2007 und 2017 regierte, kam infolge der Recherchen vor Gericht. Der Ex-Präsident floh nach Belgien und wurde in Abwesenheit zu acht Jahren Gefängnis verurteilt.
Mordrate steigt auf Allzeithoch
Villavicencio arbeitete zunächst als Kellner und dann als Investigativjournalist. Nach einem Urteil wegen Beleidigung des damaligen Präsidenten Correa floh er einige Zeit in den Amazonasdschungel, um einer Haftstrafe zu entgehen. Nach seiner Rückkehr nach Ecuador saß er als Abgeordneter im Parlament. Dort hatte er den Vorsitz der Aufsichtskommission inne, die zu Beginn des Jahres die Amtsenthebung von Präsident Lasso wegen eines mutmaßlichen Korruptionsfalls forderte.
In der Woche vor seinem Tod hatte Villavicencio mehrmals über Drohungen des Anführers der kriminellen Bande "Los Choneros" gegen ihn und sein Wahlkampfteam geklagt, er stand deshalb unter Polizeischutz. Die Bande steht mit dem organisierten Drogenhandel in Verbindung.
Am 20. August finden in Ecuador vorgezogene Präsidenten- und Parlamentswahlen statt. Diese waren nötig geworden, nachdem Lasso inmitten eines Amtsenthebungsverfahrens wegen mutmaßlicher Unterschlagung die Nationalversammlung aufgelöst hatte. Das einst friedliche Land leidet zudem unter einer Welle der Gewalt. Die Mordrate von 25 Tötungsdelikten je 100.000 Einwohnern im vergangenen Jahr war die höchste in der Geschichte des Landes. Die Regierung macht vor allem Drogenhändler verantwortlich.
Quelle: ntv.de, als/dpa/AFP