Kandidat erschossen Ecuadors Präsident verhängt nach Mord Ausnahmezustand
10.08.2023, 05:14 Uhr Artikel anhören
Eineinhalb Wochen vor der vorgezogenen Präsidentenwahl in Ecuador feuern Unbekannte auf den Kandidaten Fernando Villavicencio Schüsse. Er war angetreten, um Korruption und Steuerhinterziehung zu bekämpfen. Als Reaktion verhängt Präsident Lasso den Ausnahmezustand.
Nach tödlichen Schüssen auf den Präsidentschaftskandidaten Fernando Villavicencio in Ecuador hat Präsident Guillermo Lasso einen 60-tägigen Ausnahmezustand für das Land verhängt. "Die Streitkräfte sind ab sofort im gesamten Staatsgebiet mobilisiert, um die Sicherheit der Bürger, die Ruhe des Landes und die freien und demokratischen Wahlen am 20. August zu gewährleisten", erklärte Lasso in einer über die Onlineplattform Youtube verbreiteten Ansprache.
Der ecuadorianische Präsidentschaftskandidat Fernando Villavicencio war am Mittwochabend bei einer Wahlkampfveranstaltung getötet worden. "Im Gedenken an ihn und seinen Kampf versichere ich, dass dieses Verbrechen nicht ungestraft bleiben wird", schrieb Präsident Guillermo Lasso danach auf der Social-Media-Plattform X, ehemals Twitter.
"Das organisierte Verbrechen ist sehr weit gegangen, aber das ganze Gewicht des Gesetzes wird auf sie fallen." Auch der Tatverdächtige sei tot, teilte die Generalstaatsanwaltschaft auf X mit. "Ein Verdächtiger, der bei der Schießerei mit den Sicherheitskräften verletzt wurde, wurde festgenommen und schwer verletzt zur Generalstaatsanwaltschaft in Quito gebracht. Eine Ambulanz bestätigte seinen Tod, die Polizei ist dabei, die Leiche zu bergen".
Die ecuadorianische Polizei und das Innenministerium reagierten nicht auf wiederholte Anfragen. Lokale Medien hatten zuvor berichtet, Villavicencio sei während einer Wahlkampfveranstaltung in Quito erschossen worden. Bilder in den sozialen Medien zeigten Menschen, die in Deckung gingen und schrien, als Schüsse fielen.
Laut Meinungsumfragen lag Villavicencio mit 7,5 Prozent der Stimmen an fünfter Stelle der acht Präsidentschaftskandidaten für die Wahl am 20. August. Villavicencio war früher Gewerkschafter bei der staatlichen Ölgesellschaft Petroecuador und später Journalist. Er hatte am Dienstag bei der Generalstaatsanwaltschaft Anzeige wegen eines Ölgeschäfts erstattet, weitere Einzelheiten seines Berichts wurden jedoch nicht bekannt gegeben.
Kriminalität und alltägliche Gewalt
Villavicencio war angetreten, um Korruption und Steuerhinterziehung zu bekämpfen. Er galt als scharfer Kritiker des ehemaligen Präsidenten Rafael Correa und wurde wegen Verleumdung des Ex-Staatschefs zu 18 Monaten Haft verurteilt. Villavicencio floh in ein indigenes Gebiet innerhalb Ecuadors und erhielt später Asyl in Peru.
Lasso hatte im April die Waffengesetze gelockert und den Bürgern das Tragen von Schusswaffen wegen der zunehmenden Gewaltverbrechen erlaubt. Ecuador kämpft mit Kriminalität und alltäglicher Gewalt. Allein in den Gefängnissen sind Hunderte Häftlinge bei Auseinandersetzungen getötet worden. Die Regierung macht dafür vor allem die Drogenkartelle verantwortlich.
Quelle: ntv.de, jki/rts