Verbrechen im Zweiten Weltkrieg Selenskyj und Duda erinnern an polnische Massaker-Opfer
09.07.2023, 12:28 Uhr Artikel anhören
Die Präsidenten Duda (l.) und Selenskyj gedenken gemeinsam der Opfer der Massaker im Zweiten Weltkrieg.
(Foto: REUTERS)
Zwischen 1943 und 1945 wurden Zehntausende polnische Zivilisten von ukrainischen Nationalisten ermordet. Die Massaker belasten bis in die Gegenwart die Beziehungen beider Länder. Nun gedenken deren Präsidenten gemeinsam der Opfer - und betonen den Zusammenhalt.
Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj und Polens Staatschef Andrzej Duda haben in der ukrainischen Stadt Luzk bei einem nicht angekündigten Treffen der Wolhynien-Massaker vor 80 Jahren gedacht. "Zusammen ehren wir die unschuldigen Opfer von Wolhynien! Erinnerung vereint uns! Zusammen sind wir stärker", schrieb Selenskyj auf Twitter.
Er veröffentlichte auch Fotos des gemeinsamen Gedenkens mit Duda und Kirchenvertretern in Luzk im Nordwesten der Ukraine. Bei den Massakern in Wolhynien und Ostgalizien zwischen 1943 und 1945 während des Zweiten Weltkriegs ermordeten ukrainische Nationalisten der Aufstandsarmee UPA bis zu 100.000 Polen.
Zum 80. Jahrestag der Massaker von Wolhynien im Westen der Ukraine hatten Kirchenvertreter aus Polen und der Ukraine zuletzt eine weitere Aufklärung der Verbrechen gefordert und zur Versöhnung aufgerufen. Mit Blick auf den russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine und dem etwa im Kiewer Vorort Butscha dokumentierten Massaker an Zivilisten wiesen sie auf die Bedeutung einer Aufarbeitung hin.
Morawiecki fordert Aufklärung der Massaker
Ukrainische Nationalisten hofften damals, durch einen Aufstand gegen die deutschen Besatzer und die Beseitigung der polnischen Zivilbevölkerung den ukrainischen Anspruch auf das Gebiet zu untermauern. Die Gewalt in der heutigen Westukraine erreichte im Juli 1943 ihren Höhepunkt. Viele Opfer wurden bei lebendigem Leib in den Kirchen ihrer Dörfer verbrannt. Bei Vergeltungsakten wurden Schätzungen zufolge bis zu 20.000 Ukrainer getötet.
In Polen und der Ukraine wird in diesen Tagen an die Opfer der Massaker erinnert. Polens Regierungschef Mateusz Morawiecki reiste am Freitag in das einstige Dorf Ostrowki in der Westukraine, dessen polnische Bewohner im Sommer 1943 getötet worden waren. Morawiecki sagte, ohne eine restlose Aufklärung der Verbrechen werde Russland diese Karte nutzen, um Ukrainer und Polen gegeneinander auszuspielen. Russland behauptet immer wieder ohne Grundlage, Polen wolle sich im Zuge des seit mehr als 500 Tagen laufenden Krieges Gebiete in der Westukraine zurückholen.
Das EU- und NATO-Land Polen hat knapp 1,6 Millionen Flüchtlinge aus der benachbarten Ukraine aufgenommen. Zudem hat sich Polen seit Beginn des russischen Angriffskriegs als einer der standhaftesten Unterstützer der Ukraine im Westen erwiesen.
Quelle: ntv.de, mli/dpa