Wundersame Rettung im Mittelmeer Syrer im Schlauchboot sticht alleine in See
04.12.2017, 15:40 Uhr
Sami floh erst aus seiner Heimat Syrien, dann riskierte er sein Leben, um aus Libyen wegzukommen.
(Foto: dpa)
Sami weiß, dass er eine "verrückte Entscheidung" getroffen hat: Mit einem kleinen Boot will er es von Libyen nach Europa schaffen. Ganz alleine treibt er dem fast sicheren Tod entgegen. Doch dann rettet ihn ein großer Zufall.
Ein syrischer Flüchtling ist aus Verzweiflung alleine mit einem kleinen Schlauchboot von Libyen nach Italien aufgebrochen. Nach 20 Stunden retteten ihn Mitarbeiter einer Hilfsorganisation im Mittelmeer - allerdings nur zufällig. "Wir wollten gerade aus der Umgebung aufbrechen, als wir mit einem Fernglas einen kleinen Punkt am Horizont entdeckten", sagte Riccardo Gatti, Einsatzleiter bei der spanischen Organisation Proactiva Open Arms. Der Mann namens Sami habe nur Wasser, Datteln und ein wenig Schokolade bei sich gehabt.
"Er wäre sicher auf dem Meer gestorben, wenn wir ihn nicht gefunden hätten", sagte Gatti. Der 30-Jährige sei aus Erschöpfung zusammengebrochen, als er am Freitag seine Retter gesehen habe. Sami, der als Krankenpfleger gearbeitet hatte, sei aber gesund und auf die italienische Insel Lampedusa gebracht worden. Er war rund 40 Kilometer vor der libyschen Küste mit seinem kleinen Boot unterwegs.
"Er war drei Jahre in Libyen, wo er wie ein Sklave arbeiten musste", sagte Gatti. Er habe gesagt, eine "verrückte Entscheidung" getroffen zu haben, "aber er war vollkommen verzweifelt". Entweder in Libyen oder auf dem Mittelmeer sterben, habe er sich gesagt. "Auch unsere Crew war ziemlich geschockt", so Gatti. "Es ist das erste Mal, dass wir einen einzelnen Menschen von einem Boot gerettet haben."
In Libyen herrscht seit dem Sturz von Machthaber Muammar Gaddafi im Jahr 2011 ein Bürgerkrieg. Verschiedene Milizen kämpfen um die Macht, die Regierung hat nur noch in wenigen Teilen des Landes das Sagen. Es gibt Berichte, dass Migranten misshandelt und als Sklaven verkauft werden. Zudem herrschen in den Flüchtlingslagern katastrophale Zustände - immer wieder berichteten Flüchtlinge, dass Menschen ermordet, gefoltert und vergewaltigt wurden.
Quelle: ntv.de, hul/dpa