Austausch schon seit Monaten Trump hilft der Ukraine mit Geheimdaten über Ziele in Russland
12.10.2025, 12:24 Uhr Artikel anhören
Mitte August war Selenskyj zu Gesprächen im Oval Office. Das Verhältnis zwischen ihm und US-Präsident Trump hat sich seit dem Winter spürbar verbessert.
(Foto: Getty Images)
Unterm Radar soll US-Präsident Trump die Ukraine schon seit dem Sommer mit geheimen Daten für Angriffe auf russische Infrastruktur versorgen lassen. Nur so seien die jüngsten erfolgreichen Angriffe möglich geworden, erklärten US-Beamte anonym. Man will Putin so unter Druck setzen.
Die USA unterstützen die Ukraine offenbar schon seit Monaten mit geheimen Daten bei Langstreckenangriffen auf russische Energieanlagen. Das berichtet die britische "Financial Times" und beruft sich auf Beamte aus den USA und der Ukraine, die mit der Kampagne vertraut seien.
Informationen vom US-Geheimdienst haben laut der anonymen Quellen Luftschläge auf wichtige russische Energieanlagen wie etwa Ölraffinerien erst möglich gemacht. Eine Anlage im russischen Ufa, 1400 Kilometer entfernt von der Front, wurde am Samstag von ukrainischen Drohnen angegriffen, was einen Brand auf dem Gelände auslöste.
Ein Telefonat mit Folgen
Ein Wendepunkt in der Haltung der USA war laut FT-Bericht ein Telefonat zwischen US-Präsident Donald Trump und dem ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj im Juli. In dem Gespräch soll Trump Selenskyj gefragt haben, ob die Ukrainer Moskau attackieren könnten, falls Washington Waffen mit hoher Reichweite lieferten. Dann signalisierte er Bereitschaft zur Unterstützung, um den Russen "Schmerzen zuzufügen".
Offiziell jedoch behielten die USA ihre zögerliche Haltung bei, die schon Trumps Vorgänger Joe Biden eingenommen hatte. Am 2. Oktober schließlich gab das Weiße Haus bekannt, man wolle die Ukraine künftig mit Geheimdienstinformationen für Angriffe auf russische Infrastruktur versorgen. In Wirklichkeit war das laut FT zu dem Zeitpunkt schon seit Monaten gängige Praxis.
Nach Angaben der Beamten ist die US-Unterstützung koordiniert und auf das Ziel ausgerichtet, die russische Wirtschaft zu schwächen. Dies gelingt auch. Schon seit einigen Wochen häufen sich Berichte über erfolgreiche Drohnen-Attacken der Ukraine auf Energieinfrastruktur in Russland, vorrangig Raffinerien. Die hohe Zahl der exakten Attacken führte nun zu einer tatsächlichen Wirkung auf die russische Kriegsfähigkeit.
"Zum ersten Mal seit langer Zeit können wir messbare Ergebnisse der ukrainischen Luftkampagne gegen Russland beobachten", bilanzierte der österreichische Oberst und Militärexperte Markus Reisner Ende September. Nach Schätzungen unterschiedlichster Experten stünden bis zu 25 Prozent der Erdölproduktionskapazität nicht zur Verfügung. "Die Ukraine zielt erfolgreich auf Russlands Achillesferse: Die Deviseneinnahmen durch Erdölverkäufe ins Ausland sind das Schmiermittel der russischen Kriegsindustrie", so Reisner bei ntv.de. Für die russische Bevölkerung wird Kraftstoff zwischenzeitlich bereits knapp. An manchen Tankstellen im Land bildeten sich lange Schlangen.
Der US-Geheimdienst hilft dem ukrainischen Generalstab mit Blick auf wichtige Parameter des jeweiligen Angriffs: So wird aufgrund der US-Daten der beste Zeitpunkt für den Angriff festgelegt, die Höhe und Route des Anflugs und Möglichkeiten der Langstrecken-Drohnen, der russischen Luftverteidigung auszuweichen. Zudem liefert Washington Kenntnisse zu den Schwachstellen der von der Ukraine anvisierten Ziele. Aus den Quellen der FT heißt es übereinstimmend, Washington sei in alle Phasen der Planung eng eingebunden.
Schon seit langem stellen die USA der Ukraine geheime Daten bereit, um Angriffe auf Militärziele in den durch Russland besetzten Gebieten zu koordinieren. Ebenso warnt man mit Satellitendaten vor bevorstehenden Angriffen der Russen. Niemals jedoch gab es offen militärische Unterstützung für ukrainische Attacken gegen Infrastruktur auf russischem Territorium, weit hinter der Front. Diese wäre ein Novum gegenüber der anfänglichen Haltung Trumps in seiner zweiten Amtszeit. Im Winter stellte der US-Präsident die wichtige Unterstützung durch Geheimdienstinformationen zeitweilig komplett ein, um Selenskyj zu Friedensgesprächen mit dem Kreml zu drängen. Nun setzt er offenbar den Hebel eher bei Russlands Präsident Wladimir Putin an.
Quelle: ntv.de, fni