Putin will Verhandlungen nutzenISW: Einnahme von Donezk durch Russland würde noch Jahre dauern

In einem mit den USA ausgearbeiteten und mittlerweile nicht mehr existenten 28-Punkte-Plan für ein Ende des Angriffskrieges versucht Russland erneut, sich die Region Donezk unter den Nagel zu reißen. Laut einer US-Denkfabrik sind die Streitkräfte auf dem Schlachtfeld weit davon entfernt, das Gebiet zu erobern.
Das Institut für Kriegsstudien (ISW) geht weiterhin davon aus, dass Russland noch Jahre brauchen würde, um das ukrainische Gebiet Donezk vollständig zu erobern. Der Kampf werde das Land erhebliche Mengen an Personal und Material kosten, heißt es in einer aktuellen Analyse. "Die russischen Streitkräfte haben seit 2022 keine Fähigkeit gezeigt, große Bevölkerungszentren wie die im Festungsgürtel – dem Rückgrat der ukrainischen Verteidigung im Gebiet Donezk – zu erobern", stellt das ISW fest.
In dem Gebiet stehen die ukrainischen Verteidiger derzeit besonders im Raum Pokrowsk unter Druck. Sie halten aber nach wie vor Teile der Stadt im Norden sowie das benachbarte Myrnohrad. "Das anhaltende Vorrücken der russischen Truppen bedeutet nicht, dass diese den Rest der Oblast Donezk unmittelbar einnehmen werden", heißt es von der US-Denkfabrik. Die Kreml-Streitkräfte würden nach wie vor nur sehr langsam vorankommen, auch wenn es in den letzten drei Monaten "relativ schnelle Fortschritte" gegeben habe.
Die russische Seite versucht derzeit erneut, über eine Verhandlungslösung an das komplette Gebiet Donezk zu gelangen. "Der Kreml hat seine Bemühungen verstärkt, die falsche Darstellung zu verbreiten, dass ein russischer Sieg unvermeidlich sei, sodass die Ukraine und der Westen den russischen Forderungen unverzüglich nachgeben sollten", schreibt das ISW.
Die Abtretung des Gebietes Donezk ist Teil eines 28-Punkte-Plans, den der Putin-Vertraute Kirill Dmitrijew mit dem US-Sondergesandten Steve Witkoff erstellt hatte. Nach Intervention durch die Ukraine und europäische Partner bei Verhandlungen in Genf ist der Plan in seiner ursprünglichen Form mittlerweile nicht mehr existent. Die genaue Zusammensetzung des neuen Entwurfs ist jedoch weitestgehend unklar. Sowohl Kiew als auch Staaten wie Deutschland, Großbritannien und Frankreich lehnen Gebietsabtretungen grundsätzlich ab.