Drei Dörfer wohl befreit Ukraine meldet erste Erfolge bei Gegenoffensive
11.06.2023, 22:09 Uhr Artikel anhören
Zum ersten Mal seit Monaten konnte die Ukraine deutliche Geländegewinne erzielen.
(Foto: picture alliance / ZUMAPRESS.com)
Die lang angekündigte Gegenoffensive der Ukraine scheint an Fahrt zu gewinnen. So meldet Kiew die Befreiung von gleich drei Dörfern in der Region Donezk. Es sind die ersten Rückeroberungen seit Monaten - und das, obwohl sie derzeit mit Überschwemmungen im Süden des Landes zu kämpfen haben.
Die ukrainische Armee hat erste militärische Erfolge ihrer Gegenoffensive gegen die russischen Truppen verkündet: Die ukrainischen Streitkräfte meldeten am Sonntag die Rückeroberung von drei Dörfern in der Region Donezk im teilweise russisch besetzten Osten des Landes. Ukrainische Soldaten bestätigten derweil die Zerstörung vom Westen gelieferter Panzer durch russischen Beschuss in der weiter südlich gelegenen Region Saporischschja. In den südukrainischen Überschwemmungsgebieten wurden derweil nach Behördenangaben drei Menschen bei russischen Angriffen getötet und mindestens zehn weitere verletzt.
Zunächst erklärte das ukrainische Heer, ukrainische Soldaten hätten das Dorf Blagodatne "befreit". Weniger als drei Stunden später meldeten die ukrainischen Grenzschutztruppen die Rückeroberung der Ortschaft Neskutschne: Über dem Ort wehe wieder "die ukrainische Flagge". Am Abend erklärte schließlich Vize-Verteidigungsministerin Hanna Maljar, auch die nahe von Blagodatne gelegene Ortschaft Makariwka sei wieder in ukrainischer Hand.
Es handelt sich um die ersten von ukrainischer Seite gemeldete Rückeroberung von Ortschaften seit Monaten. Zuvor hatte Kiew lediglich die Rückeroberung von einigen hundert Quadratmetern am Rande der monatelang umkämpften Stadt Bachmut gemeldet.
Selenskyj nennt keine Einzelheiten
Nachdem Russlands Präsident Wladimir Putin am Freitag berichtet hatte, die monatelang erwartete ukrainische Großoffensive sei bereits im vollen Gang, hatte der ukrainische Staatschef Wolodymyr Selenskyj am Samstag lediglich von "Gegenoffensiv- und Defensiv-Aktionen" gesprochen, zu denen er aber "keine Einzelheiten" nennen werde.
Experten zufolge versucht die Ukraine derzeit, Schwachstellen in den stark befestigten russischen Verteidigungslinien auszumachen und diese für Angriffe zur Rückeroberung von russisch besetztem Gebiet zu nutzen. Sollte den ukrainischen Truppen ein Durchbruch in der Region Saporischschja gelingen, könnten sie dadurch die Landverbindung zwischen dem russischen Staatsgebiet und der 2014 von Moskau annektierten ukrainischen Halbinsel Krim kappen, was einen erheblichen Rückschlag für Russland bedeuten würde.
Verlust von Leopard-Panzern
Eine Gruppe von nahe Orichiw im Süden der Region Saporischschja eingesetzten ukrainischen Infanteristen bestätigte gegenüber der Nachrichtenagentur AFP den Verlust mehrerer von westlichen Verbündeten gelieferter Panzer durch russische Angriffe. Von den in ihrer mechanisierten Infanterie-Einheit eingesetzten Panzern vom US-Typ Bradley und vom deutschen Typ Leopard seien sechs vollständig zerstört worden und drei beschädigt, könnten aber repariert werden, nur einer sei unbeschädigt.
Derweil wurden am Sonntag nach ukrainischen Angaben bei einem Angriff während der Evakuierung von Zivilisten im südukrainischen Überschwemmungsgebiet mindestens drei Menschen getötet. Weitere zehn Menschen seien bei dem Beschuss eines Rettungsboots am Sonntag verletzt worden, erklärte der ukrainische Regionalgouverneur von Cherson, Oleksandr Prokudin, im Online-Dienst Telegram.
Zuvor war die Zahl der Todesopfer im nach dem Bruch des Kachowka-Staudamms überfluteten ukrainisch kontrollierten Gebiet nach Behördenangaben auf mindestens sieben gestiegen, 35 weitere Menschen wurden dem Innenministerium zufolge vermisst.
In Odessa wurden ukrainischen Angaben zufolge in der Nacht zum Samstag drei Menschen bei einem russischen Drohnenangriff getötet. Demnach zerstörte die ukrainische Luftabwehr alle Drohnen, herunterfallende Trümmerteile trafen jedoch ein Hochhaus, wodurch ein Brand ausgelöst wurde. 26 weitere Menschen seien verletzt worden.
Quelle: ntv.de, Anna Malpas, AFP