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Prigoschin lehnt Befehl ab Schoigu will Kontrolle über Wagner-Kämpfer

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Für Prigoschin ist das Schoigu-Dekret ein direkter Angriff auf die Existenz seiner Söldner-Truppe.

Für Prigoschin ist das Schoigu-Dekret ein direkter Angriff auf die Existenz seiner Söldner-Truppe.

(Foto: picture alliance / newscom)

Russlands Verteidigungsminister Schoigu befiehlt allen Freiwilligeneinheiten, Verträge mit dem Ministerium zu unterzeichnen. Wagner-Chef Prigoschin keilt erwartungsgemäß zurück und stellt sich demonstrativ an die Seite eines Admirals, dem jüngst das Oberkommando in der Ukraine entzogen worden war.

Zwischen Russlands Verteidigungsminister Sergej Schoigu und dem Chef der Söldner-Truppe Wagner, Jewgeni Prigoschin, spitzt sich der Machtkampf weiter zu. Nur wenige Stunden nach einem Erlass des Ministeriums widersprach der Söldner-Führer dem Moskauer Befehl. Schoigu hatte angeordnet, dass alle Freiwilligenkommandos bis Ende Juni Verträge mit dem Ministerium zu unterschreiben haben. Das käme dem Ende der Truppe um den 62-Jährigen gleich und würde die Söldner der Befehlsgewalt des Ministeriums unterwerfen. Freiwilligenkommandos sind nach offiziellem russischen Verständnis kein Bestandteil des Militär. Damit hatte Schoigu in der Vergangenheit bereits Leistungen an Hinterbliebene abgelehnt.

Prigoschin erklärt wenig später über seinen Telegram-Kanal, dass seine Kämpfer keinen Vertrag unterzeichnen würden. "Wagner wird keine Verträge mit Schoigu unterzeichnen", sagt er. Die Wagner-Gruppe sei in das Gesamtsystem integriert und vollständig den Interessen Russlands untergeordnet. Ihre hocheffiziente Kommandostruktur würde durch die Unterstellung unter Schoigu Schaden nehmen, denn die meisten regulären Militär-Einheiten hätten diese Effektivität nicht, wofür der Minister verantwortlich sei. Wagner stimme sich mit mit Generälen und Kommandeuren ab.

Betont gelassen zeigte sich Prigoschin hinsichtlich etwaiger Folgen. Spätestens wenn es brenzlig werde, würde seine Truppe wieder mit Waffen und Munition versorgt und um Hilfe ersucht. Demonstrativ stellte er sich zudem an die Seite des zurückgestuften General Sergej Surowikin. Dieser sei ein intelligenter und kompetenter Kommandeur. Die zusammen mit ihm geplanten Aktionen seien effizient und erfolgreich, sagte er.

Schon früher hatte Prigoschin Armeegeneral Surowikin als einzigen Mann "mit dem Stern eines Armeegenerals, der weiß, wie man kämpft" bezeichnet. Surowikin befehligte mehrere Monate lang den russischen Feldzug in der Ukraine, bevor Generalstabschef Waleri Gerassimow das Gesamtkommando darüber erhielt und Surowikin zu seinem seiner Stellvertreter machte.

Prigoschin ist wiederholt mit dem regulären Militär aneinandergeraten und hat die Kriegsführung in der Ukraine mehrfach kritisiert. So hatte der etwa Anfang Mai wüst fluchend und schreiend Verteidigungsminister Sergej Schoigu und Generalstabschef Gerassimow vorgeworfen, durch fehlende Munitionslieferungen für den Tod "Zehntausender" russischer Kämpfer verantwortlich zu sein.

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Die Kämpfer der Gruppe Wagner stehen in Moskaus Offensive in der Ukraine an vorderster Front. Vor dem Konflikt in der Ukraine waren Wagner-Söldner bereits in Syrien, Libyen, Mali und der Zentralafrikanischen Republik gesehen worden.

Quelle: ntv.de, jwu/rts

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