"Der Bradley hat uns gerettet" Russen verletzen Filmemacher und Sacharow-Preisträger
17.07.2023, 13:23 Uhr Artikel anhören
Er war einer der bekanntesten ukrainischen Gefangenen in Russland: Hier sitzt Senzow nach seiner Freilassung 2019 im Europaparlament vor der Verleihung des Sacharow-Preises.
(Foto: picture alliance/dpa)
Der ukrainische Filmemacher Senzow sitzt jahrelang in russischer Haft wegen angeblicher Planung von Terroranschlägen. Dann verleiht ihm die EU den Sacharow-Preis. Nun wird er im Krieg bereits zum zweiten Mal innerhalb kürzester Zeit verletzt.
Der ukrainische Filmemacher Oleh Senzow ist bei Kämpfen im Süden des Landes nach eigenen Angaben erneut verletzt worden. "Der Bradley(-Panzer) hat uns wieder das Leben gerettet" schrieb Senzow auf Facebook. Ein hochgeladenes Foto zeigte den Regisseur, der seit dem Beginn des russischen Angriffskriegs im Februar 2022 als Freiwilliger bei der ukrainischen Armee dient, mit blutigen Splitterverletzungen im Gesicht. Durch russischen Artilleriebeschuss seien drei Soldaten in seiner Kampfgruppe leicht verletzt worden.
Senzow zufolge handelte es sich um seinen ersten Kampfeinsatz seit der Rückkehr an die Front nach seiner jüngsten Verwundung am 8. Juni. "Die Woche fing nicht gut an", schrieb der Filmemacher und dankte den Ärzten der südukrainischen Region Saporischschja für ihre Arbeit. "Das Schrapnell in meinem Gesicht haben sie bereits entfernt, die kleinen Splitter in meinem Arm und Bein werden mir für immer bleiben", schreibt er weiter.
Der auf der Krim geborene und mehrfach ausgezeichnete Regisseur Senzow, der aus Simferopol stammt, hatte die Maijdan-Revolution in Kiew unterstützt. 2014, nach der illegalen russischen Besatzung der ukrainischen Halbinsel Krim, organisierte er Autokorsos gegen die Besatzer und versorgte ukrainische Soldaten mit Lebensmitteln. Wenig später wurde er verhaftet und ein Jahr danach in Russland zu 20 Jahren Haft wegen der angeblichen Planung von Terroranschlägen und weiteren unbelegten Vorwürfen verurteilt.
Senzow wies alle gegen ihn erhobenen Anschuldigungen zurück und berichtete von Folter, mit denen die Behörden versuchten, ein Geständnis zu erzwingen. International galt er als politischer Häftling, auch Amnesty International setzte sich für ihn ein. 2019 kam er im Rahmen eines Gefangenenaustausches frei. Während seiner Gefangenschaft wurde Oleh Senzow der Sacharow-Preis für geistige Freiheit des Europäischen Parlaments verliehen.
Quelle: ntv.de, ghö/dpa