Wer verantwortet Corona-Krise? WHO macht Staaten schwere Vorwürfe
18.04.2020, 23:22 Uhr
Tedros Adhanom Ghebreyesus, Generaldirektor der Weltgesundheitsorganisation, will die Kritik nicht auf der WHO sitzen lassen.
(Foto: picture alliance/dpa)
Während die Totenzahl und die wirtschaftlichen Kosten der Corona-Krise in die Höhe schießen, entbrennt ein Streit darüber, wer den Ausbruch der Pandemie hätte stoppen können. Einem "Spiegel"-Bericht zufolge wehrt sich die Weltgesundheitsorganisation gegen Schuldzuweisungen.
Vor der Videokonferenz der Gesundheitsminister der G20-Staaten am Sonntag hat die Weltgesundheitsorganisation (WHO) ein Positionspapier angefertigt, in dem sie Regierungen schwere Versäumnisse in der Pandemie-Vorsorge macht. Das berichtet der "Spiegel", dem das Papier vorliegt. Darin heißt es, dass die meisten Staaten weltweit schlecht bis mittelmäßig auf Epidemien vorbereitet seien.
Nur ein Drittel der Länder könne Seuchenausbrüche entdecken und reagieren, zitiert der "Spiegel". Selbst hochentwickelte Gesundheitssysteme hätten nur noch "begrenzte Kapazitäten" für eine ordentliche Gesundheitsversorgung. Des Weiteren werden von der WHO zahlreiche Schwachpunkte wie schlecht ausgebildetes Personal, fehlende Infrastruktur oder mangelnde Zusammenarbeit aufgeführt.
WHO-Bericht ignoriert
Die Organisation stand in den letzten Wochen in der Kritik, unter anderem hatte US-Präsident Donald Trump die Zahlungen an die WHO eingestellt. Das Papier kann als Replik gewertet werden. Die Organisation macht ihrerseits deutlich, dass die Staaten auf die Pandemie viel besser hätten vorbereitet sein können, wenn sie doch nur auf die WHO gehört hätten.
So verweist der Bericht auf einen WHO-Bericht, der im September 2019 auf der Generalversammlung der Vereinten Nationen vorgestellt worden war. Auf die damaligen Warnungen vor einer Epidemie sei nicht reagiert worden. Der "Spiegel" zitiert Berechnungen der WHO, wonach eine vernünftige Seuchenvorbereitung die Staaten nur wenige Dollar pro Bürger und Jahr koste - ein Bruchteil der Schadenskosten, die durch eine Pandemie entstehen.
Die WHO schlägt unter anderem vor, mehr Schutzmaterialien zu bevorraten und mehr Geld in die Erforschung von Krankheitserregern zu investieren. Auch eine Art Blauhelm-Truppe der WHO, die weltweit zu Brandherden eines Ausbruchs geschickt werden kann, wird in dem Papier diskutiert.
Quelle: ntv.de, shu