K-Frage in der Union "Wir müssen jetzt wieder zusammenfinden"
20.04.2021, 17:45 Uhr
Wiebke Winter ist Vorsitzende der Jungen Union Bremen.
(Foto: Karlis Behrens)
Nach dem Machtkampf um die K-Frage haben sich CDU und CSU nun geeinigt: Armin Laschet wird Kanzlerkandidat der Union. Wiebke Winter, das jüngste Mitglied im CDU-Bundesvorstand, hat sich im Ringen um den Kandidaten hinter Markus Söder gestellt. Und jetzt?
ntv.de: Sie haben sich im Vorstand für Söder ausgesprochen. Warum?
Wiebke Winter: Die Junge Union Deutschlands und auch mein Heimatverband, der CDU-Kreisverband Bremen-Nord und auch die CDU Bremerhaven, haben sich alle mehrheitlich für Söder ausgesprochen. Dieses Votum habe ich dann mitgenommen in den Bundesvorstand, denn das sind die Leute, die ich vertrete.
Warum hat die Junge Union den CSU-Chef bevorzugt?
Vielen, mit denen ich gesprochen habe, hat das klare und entschiedene Auftreten von Markus Söder in den letzten Wochen gefallen. Das hat viele dazu bewogen, für Herrn Söder zu plädieren. Aber auch Armin Laschet hat einen breiten Rückhalt, gerade wenn man mit Menschen spricht, die ihn in NRW erlebt haben. Vor allem über ihn als Wahlkämpfer sagen sie: "Das muss man sich erst mal anschauen, muss man erst mal erleben." Ich bin gespannt darauf, es selbst jetzt direkt zu erleben.
Nun rufen Sie zur Unterstützung von Laschet auf. Warum haben Sie sich umentschieden?
Ich hab mich nicht umentschieden. Ich hätte mich immer noch gefreut, wenn Markus Söder Kanzlerkandidat geworden wäre. Das ist ganz klar. Aber eine Partei lebt von demokratischen Prozessen. Es ist wichtig, dass wir zum Schluss geschlossen zusammenstehen. Das ist genau das, was Markus Söder heute gesagt hat: Er wird Armin Laschet unterstützen. Ich sehe das nun auch als unsere Aufgabe in der Union, dass wir jetzt wieder zusammenfinden müssen.
Das heißt allerdings nicht, dass ich mir nicht ein anderes Ergebnis gewünscht hätte - so wie viele andere Menschen auch. Aber vor allem geht es jetzt darum, die richtigen Inhalte in unser Wahlprogramm zu bringen, und dann in einen starken Wahlkampf zu gehen.
Sie wollten die Kreisvorsitzenden in die Entscheidung mit einbeziehen. Ihr Antrag wurde jedoch gestern mit 14 zu 29 Stimmen im Vorstand abgelehnt. Haben Sie das Gefühl, dass die K-Frage doch nicht so demokratisch entschieden wurde?
Der Bundesvorstand ist ein demokratisch gewähltes Gremium, und dieser Bundesvorstand hat demokratisch entschieden. Ich hätte mich trotzdem gefreut, wenn auch die Kreisvorsitzenden einbezogen worden wären. Es gab eine große Diskrepanz zwischen dem, was die Mehrheit nach den Umfragen gesagt hat, und dem, was der Bundesvorstand entschieden hat. Die Menschen an der Basis, zumindest nach den Umfragen, hatten doch eine starke Tendenz zu Herrn Söder.
Ich habe gestern daher den Antrag gestellt, kurzfristig eine Kreisvorsitzenden-Konferenz einzuberufen. Der Antrag wurde aber abgelehnt. Man könnte auch sagen, dass dies richtig war, weil wir so eine schnellere Entscheidung hatten.
Die letzten Tage haben auch deutlich gemacht, dass CSU und CDU in ihren Ansichten zum Teil weit auseinander liegen. Wie werden es die Parteien schaffen, im Wahlkampf geschlossen als Union aufzutreten?
Wir erleben in demokratischen Prozessen doch häufig, dass wir mehrere Kandidaten haben. Zum Schluss können wir uns nur für einen entscheiden. Das ist auch nicht das erste Mal gewesen, dass ein CDU-Mitglied gegen ein CSU-Mitglied angetreten ist. Die Union hat es bislang aber immer wieder geschafft, sich dann wieder zu vereinen. Markus Söder hat ganz klar gesagt, dass er Armin Laschet gratuliert und der CDU jegliche Unterstützung zusagt.
Dieses Zitat von ihm hat mir besonders gefallen: "Es gibt Tage der Diskussion und es gibt Tage der Entscheidung. Und jetzt gibt's Tage, Wochen und Monate des Handelns." Das finde ich genau richtig. Diesen Appell sollten wir aufgreifen.
Aber die Aufgabe, CSU und CDU nach diesem offensichtlichen Streit zwischen den Parteien zu vereinen, wird sicherlich eine große Herausforderung sein.
Klar, wir müssen intern noch diskutieren. Es wäre sicher gut, wenn Armin Laschet jetzt noch einmal in die Verbände geht - aber das weiß er auch, das hat er schon angeboten. Ich bin mir sicher, dass er dann viele Menschen von sich überzeugen kann und deren Wünsche auch mitnehmen wird.
Wie geht es weiter?
Wir müssen jetzt unbedingt zum Inhalt kommen. Ich hätte mir gewünscht, dass wir die Diskussion über die K-Frage stärker nach inhaltlichen Kriterien geführt hätten. Jetzt müssen wir ein bisschen über die Personalfrage hinwegkommen. Denn zum Schluss geht's um die Inhalte, die der Kanzlerkandidat vertreten muss, vor allen Dingen aber die Kandidaten vor Ort. Ich bin einer dieser Kandidatinnen für den Deutschen Bundestag - ich kandidiere in Bremen direkt. Ich will was machen für die Leute in meinem Wahlkreis. Für sie ist es zum Schluss wichtig, welche inhaltlichen Entscheidungen ein neuer Kanzler trifft. Wir müssen uns also zusammensetzen und uns wirklich gute Gedanken machen - ich plädiere dabei vor allem für die Einhaltung des 1,5-Grad-Ziels und die Klimaneutralität bis 2040!
Mit Wiebke Winter sprach Clara Suchy
Quelle: ntv.de