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Trump forderte Hinrichtung Zu Unrecht Verurteilter wird Politiker in New York

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Yusef Salaam macht Bilder mit Anwohnern im New Yorker Stadtteil Harlem.

Yusef Salaam macht Bilder mit Anwohnern im New Yorker Stadtteil Harlem.

(Foto: picture alliance / ASSOCIATED PRESS)

Fünf Freunde werden als Teenager fälschlicherweise für die Vergewaltigung einer weißen Frau im Central Park verurteilt. Donald Trump startete damals eine Hetzkampagne gegen die schwarzen und lateinamerikanischen Jugendlichen. Nun zieht einer von ihnen in den New Yorker Stadtrat.

Mehr als 30 Jahre nach einem historischen US-Justizirrtum in einem aufsehenerregenden Vergewaltigungsfall ist einer der damals zu Unrecht Verurteilten in den Stadtrat von New York gewählt worden. Yusef Salaam - einst einer von fünf als "Central Park Five" bekannt gewordenen Jugendlichen - gewann am Vortag für die Demokratische Partei einen Sitz als Vertreter des Stadtteils Harlem. "Meine Freilassung war die Folge kollektiver Bemühungen von vielen von euch, die heute hier sind", sagte Salaam, der fast sieben Jahre unschuldig im Gefängnis verbracht hatte, nach seinem Sieg vor Anhängern. "Und heute Abend beginnt meine Chance uns davon zu befreien, übersehen und unterversorgt zu werden."

Der damals 15-jährige Salaam, drei weitere jugendliche Afroamerikaner und ein hispanischstämmiger Teenager waren wegen der brutalen Vergewaltigung einer weißen Investmentbankerin im New Yorker Central Park im April 1989 festgenommen worden.

Der Fall schlug damals sehr hohe Wellen: Der spätere US-Präsident Donald Trump schaltete daraufhin in vier Zeitungen ganzseitige Anzeigen und forderte die Wiedereinführung der Todesstrafe in New York. Wie die "New York Times" schreibt, sagte Trump damals, er wolle, dass alle "Kriminellen jeden Alters", denen vorgeworfen wird, die Joggerin geschlagen und vergewaltigt zu haben, "Angst haben".

Saßen bis zu 13 Jahre unschuldig im Gefängnis

Die fünf Tatverdächtigen wurden teilweise ohne Anwalt oder die Gegenwart eines Elternteils verhört und schließlich 1990 trotz zahlreicher offener Fragen wegen Vergewaltigung und versuchten Mordes verurteilt. Später bestritten alle, an der Straftat beteiligt gewesen zu sein. Sie seien von der Polizei gezwungen worden, die Vergewaltigung zu gestehen. Der britische "Guardian" zitiert Salaam, der später zu dem Verhör angab: "Ich hörte, wie sie Korey Wise im Nebenzimmer verprügelten. Sie kamen und schauten mich an und sagten: 'Du merkst, dass du der Nächste bist.'" Aus Angst habe er einem Geständnis zugestimmt.

Vier saßen je für sieben Jahre im Gefängnis, einer für 13 Jahre. Erst 2002 wurde durch DNA-Tests bewiesen, dass ein einzelner Mann, der wegen einer anderen Tat in Haft saß, der alleinige Täter ist. Im Jahr 2014 wurden Entschädigungen von 41 Millionen US-Dollar zugesprochen. Später benannte die Stadt einen Eingang zum Central Park in Harlem nach den fünf Männern - das "Gate of the Exonerated" ("Tor der Entlasteten").

Der Fall - 2019 in der Netflix-Serie "When They See Us" von Regisseurin Ava DuVernay verfilmt - ist einer der bekanntesten Justizirrtümer der US-Geschichte und wurde zum Symbol von Rassismus bei Polizei und Justiz.

Quelle: ntv.de, ysc/AFP/dpa

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