Den Pass "noch nicht abgeholt"Charr wehrt sich gegen Nationalitätsgerüchte

Mit fünf Jahren kam Manuel Charr als Flüchtling aus dem Libanon. Jetzt, wo er als deutscher Boxweltmeister gefeiert wird, stellt sich die Frage: Hat er überhaupt einen deutschen Pass? Er selbst beteuert, seit anderthalb Jahren eingebürgert zu sein.
Nach Spekulationen über seine Nationalität hat der neue Schwergewichts-Weltmeister Manuel Charr bekräftigt, dass er einen deutschen Pass besitzt. "Ja, ich schwöre es! Ich bin seit eineinhalb Jahren Deutscher. Durch meine ganzen Ereignisse wie das Attentat, meine Hüft-Operation, bin ich nur noch nicht dazu gekommen, ihn beim Amt abzuholen", sagte der Wahl-Kölner im Interview mit der "Bild"-Zeitung.
Der 33-Jährige war nach seinem Punktsieg im WM-Kampf um den vakanten WBA-Titel am vergangenen Wochenende in Oberhausen gegen den Russen Alexander Ustinow als erster deutscher Champion aller Klassen seit Box-Legende Max Schmeling vor 85 Jahren gefeiert worden. Doch schnell wurden in einigen Medien Zweifel laut, ob er auch tatsächlich im Besitz eines deutschen Passes ist.
Charr war im vom Bürgerkrieg zerrütteten Libanon geboren, im Alter von fünf Jahren floh er mit seiner Mutter und fünf Geschwistern nach Deutschland. Sein Vater war dem Krieg zum Opfer gefallen. "Die Menschen hier haben mir nach der Flucht mit meiner Familie ein Dach über dem Kopf gegeben. In Deutschland durfte ich in die Schule. Hier haben uns Sozialarbeiter von der ersten Sekunde an unglaublich unterstützt, uns Hilfe geleistet", sagte Charr: "Ich kann nur allen sagen, auch den neuen Flüchtlingen: Schätzt euch glücklich, hier zu leben. Es gibt kein besseres, sicheres Land."
Seine größte Errungenschaft will er übrigens Bundeskanzlerin Angela Merkel schenken: "Ich würde ihr auch gerne den Gürtel überreichen." Zwar habe er bislang keine persönliche Verbindung mit der CDU-Vorsitzenden. "Aber ich widme ihr diesen WM-Titel stellvertretend, weil Deutschland meine Heimat ist." Eine Einladung nach Berlin, "zum Beispiel in den Bundestag oder das Kanzleramt", wäre für Charr "eine Ehre". Dort könnten sie auch das mit dem Pass klären.