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Deutscher Rugby-Nationaltrainer übers Finale "Die werden um ihr Leben kämpfen"

Frankreichs Rugby-Spieler beim Training für das Finale.

Frankreichs Rugby-Spieler beim Training für das Finale.

(Foto: REUTERS)

Auch Torsten Schippe wird am Sonntag vor dem Fernseher sitzen, wenn Neuseeland und Frankreich um den Webb Ellis Cup kämpfen. Sein eigenes Team ist noch lange nicht WM-tauglich, doch das soll sich ändern. Ein Gespräch über deutsche Talente, Rugby-Kameradschaft und den Sieger von morgen.

n-tv.de: Herr Schippe, wo steht die deutsche Rugby-Nationalmannschaft im Vergleich zu Neuseeland und Frankreich?

Torsten Schippe: Na, da sind wir noch meilenweit weg. Ich muss aber unterstreichen, dass wir bei uns nur Amateure und keine Profis haben. Nicht mal Halb-Profis, wie im Fußball, wo Geld bezahlt wird. Unsere Jungs trainieren dreimal die Woche nach einem langen Arbeitstag. Rugby fristet in Deutschland ein Randdasein - trotzdem wollen wir natürlich so weit wie möglich kommen in unserem Sport.

Stimmt es, dass man sich beim Rugby nach dem Spiel mit dem Gegner noch auf ein Bier trifft?

Glaubt an den Sieg: Ein All Blacks-Anhänger.

Glaubt an den Sieg: Ein All Blacks-Anhänger.

(Foto: dpa)

Diese ausgeprägte Kameradschaft gehört schon dazu, ja. Das sollte man übrigens als Tugend dieses Sports sehen. Wer die WM verfolgt hat wird wissen, dass das auch noch bei den Profis normal ist - zum Beispiel bei den Engländern (die zwischen den Matches neuseeländische Bars unsicher machten - die Red.).

Die Neuseeländer haben erst Superstar Dan Carter und dann seinen Ersatzmann Colin Slade verloren. Beide werden nun sehr achtbar vom 22-jährigen Aaron Cruden vertreten. Ist die deutsche Ersatzbank ähnlich tief aufgestellt?

Nein, das wäre bei uns undenkbar. Wenn wir bei uns einen Ersatzmann für den Ersatzmann bringen müssten, wäre es reine Improvisation. Cruden kommt nicht aus dem Nichts, der hat bei den All Blacks die ganze Ausbildung durchlaufen, war Kapitän der U21. Der kennt das System, der weiß, was er machen muss.

Gibt es denn junge deutsche Spieler, mit denen sie in die Weltspitze vordringen können?

Wir haben schon große Talente, zum Beispiel in der U18. Die haben das Zeug, ganz nach oben zu kommen. Einige dieser jungen Kerle sind wirklich richtig gut.

Gehen deutsche Talente eigentlich auch ins Ausland?

Ja, inzwischen schon. Einige dieser Spieler sind auch in unserem Kader. Wir haben seit rund zwei Jahren eine Kooperation mit einer ausländischen Rugby-Akademie, die sehr gut läuft. Die hat uns viel geholfen, deswegen wollen wir das ausbauen. Allerdings gibt es bei den Talenten im Ausland natürlich auch eine Gefahr.

Die da wäre?

Dass sie nicht mehr zurückkommen. (lacht)

Torsten Schippe trainiert seit 2010 die deutsche 15er-Nationalmannschaft im Rugby, zusammen mit dem Südafrikaner Kobus Potgieter. Schippe wurde als Spieler zweimal deutscher Meister mit dem DSV 78 Hannover. 30 Mal stand er auch für Deutschland auf dem Platz. Seine Mannschaft spielt derzeit in der Division 1b, der zweiten Liga des Internationalen Rugby Verbandes. Für eine WM war Deutschland noch nicht qualifiziert.

Torsten Schippe trainiert seit 2010 die deutsche 15er-Nationalmannschaft im Rugby, zusammen mit dem Südafrikaner Kobus Potgieter. Schippe wurde als Spieler zweimal deutscher Meister mit dem DSV 78 Hannover. 30 Mal stand er auch für Deutschland auf dem Platz. Seine Mannschaft spielt derzeit in der Division 1b, der zweiten Liga des Internationalen Rugby Verbandes. Für eine WM war Deutschland noch nicht qualifiziert.

Gab es das schon?

Noch nicht. Aber bald. (lacht)

Was macht für sie die Faszination dieser WM aus?

Ich habe natürlich einen anderen Blickwinkel als Leute, die sich zum ersten Mal ein Spiel anschauen und dann die 65.000 Zuschauer sehen. Aber selbst mich begeistert, was diese Kerle da 80 Minuten auf dem Platz leisten. Diese Tacklings und diese unglaubliche Disziplin ... allein die All Blacks: Wie euphorisch die sind, wenn sie nur ein Gedränge gewonnen haben.

Hat Frankreich morgen eine Chance gegen die neuseeländischen All Blacks?

Unterschätzen darf man die Franzosen nicht, da bestreiten einige Spieler ihre letzte Weltmeisterschaft. Die werden um ihr Leben kämpfen! Aber ich bezweifle stark, dass das, was sie drauf haben, gegen Neuseeland reichen wird.

Also wird es kein enges Spiel?

Nein, das nicht. Durch die französischen Reihen hindurch rauschen werden die All Blacks nicht. Die meisten Punkte werden sie mit Kicks holen. Aber ich sehe sie mit 15 Punkten vorn.

Machen sie sich am Sonntag auch Notizen fürs Training?

Ich zeichne das Spiel auf, aber mitschreiben werde ich erstmal nichts. Ich will am Wochenende nicht als Trainer, sondern als Fan das Spiel anschauen.

Und ihr Herz schlägt...

... eher für die All Blacks.

Mit Torsten Schippe sprach Sebastian Schöbel

Quelle: ntv.de

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