Karriereende und Baby-News Endet so die deutsche Rodel-Herrlichkeit?
14.10.2019, 22:32 Uhr
Sie sind dann mal weg: Tatjana Hüfner beendete ihre Karriere, Natalie Geisenberger und Dajana Eitberger machen eine Babypause.
(Foto: imago/foto2press)
Seit 21 Jahren gewinnt jedes Jahr eine deutsche Rodlerin den Gesamtweltcup. Damit könnte es jetzt vorbei sein. Denn mit Natalie Geisenberger, Dajana Eitberger und Tatjana Hüfner hören drei Deutsche (vorübergehend) auf. Bundestrainer Norbert Loch setzt auf "Demut" - und auf eine 23-jährige Vizeweltmeisterin.
Bislang war alles ganz einfach erklärt: Rennrodeln ist ein Sport, bei dem etwa 25 Frauen einen Eiskanal runterrutschen. Und am Ende gewinnt immer eine Deutsche. So war es seit den späten 90ern, ein Ende eigentlich nicht in Sicht - doch jetzt gerät diese Gewissheit ins Wanken: Natalie Geisenberger, die beste Rodlerin der Welt, ist schwanger.
Da auch Dajana Eitberger eine Babypause einlegt und Tatjana Hüfner ihre Karriere beendet hat, muss sich der deutsche Frauenkader plötzlich aus Nachwuchskräften zusammenstellen. "Jeder kann sich selbst ausrechnen, was das bedeutet", sagte Bundestrainer Norbert Loch: "Wenn drei gestandene Frauen aus dem Viererkader fehlen, dann müssen wir komplett neu aufbauen." Und von den bislang so häufigen Doppel- und Dreifachsiegen solle bitte erstmal niemand mehr träumen: "Als erwartungsfrohe Rodelnation müssen wir jetzt mal demütig werden und kleinere Brötchen backen. Der Übergang wird nicht nahtlos funktionieren."
Geisenberger, Hüfner und Eitberger müssen also ersetzt werden - zusammengenommen fehlen auf dem Briefkopf der deutschen Damen damit: dreimal olympisches Einzelgold, zweimal Silber, zweimal Bronze und neun Einzel-WM-Titel. Für die neue Saison, die am 23./24. November in Igls beginnt, plant Loch vor allem mit Julia Taubitz, 23, die in der vergangenen Saison als Vizeweltmeisterin in die internationale Spitze vorstieß.
Olympia 2022 kommt zu früh
Die weiteren Kaderplätze dürften an Jessica Tiebel (20), Cheyenne Rosenthal (19) und Anna Berreiter (20) gehen. Nicht bloß aus Mangel an Alternativen, wie Loch unterstreicht. "Die Nominierung muss mit Leistung untermauert werden, wir wollen nicht einfach nur den Bus vollmachen", sagte der 57-Jährige: "Aber ich denke, wir werden mit den Neuen viel Freude haben." Es werde aber seine Zeit brauchen.
Auch in der Vergangenheit sind ja junge Athletinnen nachgekommen, der Unterschied allerdings: Bislang konnten sie meist an der Seite von Weltklasseathletinnen wie Hüfner und Geisenberger wachsen. Bis zu den Winterspielen 2022 in Peking sind es nun noch zweieinhalb Jahre, "dort werden wir die Neuen aber noch nicht auf den Olympiasieg programmieren, so schnell geht das im Rodeln nicht", sagte Loch. 2026 sei eher das Ziel für diese Generation - und wenn alles gut geht, fahren einige von ihnen in Peking ja noch einmal an der Seite von Geisenberger.
Denn die 31-Jährige, die ihr Kind im April 2020 erwartet, will auf die größte Sportbühne zurückkehren. "Vorausgesetzt, unserem Kind geht es gut, und es läuft so, wie wir uns das momentan vorstellen, würde ich meine sportliche Karriere gerne in der vorolympischen Saison fortsetzen", sagte sie. Und vielleicht ist diese frühe Saison im kalten Wasser sogar ein Vorteil für Deutschlands Nachwuchsrodlerinnen.
Quelle: ntv.de, Thomas Weitekamp, sid