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Elektrisch, umweltbewusst, leise Formel E lockt Motorsport-Schwergewichte

Nick Heidfeld ist bereits vor Jahren von der Formel 1 in die Elektro-Rennserie umgestiegen.

Nick Heidfeld ist bereits vor Jahren von der Formel 1 in die Elektro-Rennserie umgestiegen.

(Foto: imago/LAT Photographic)

Anfangs belächelt, jetzt anziehend: Die Formel E überzeugt große Marken von sich. Auch Porsche und Mercedes wechseln nun in den Elektro-Rennsport. Etablierten Rennserien wie der DTM droht daher der Untergang und sogar die Formel 1 schielt auf die Konkurrenz.

Es ist gar nicht lange her, da sorgte der Gedanke an die Formel E für abfälliges Grinsen bei Vertretern des "echten" Motorsports. Eine rein elektrische Rennserie, kein Lärm, kein Benzingestank - das sei doch "Käse", meinte nicht nur Chefkritiker Sebastian Vettel zum ersten Start der E-Boliden vor drei Jahren. Doch im Sommer 2017 ist längst klar: Die "stille Revolution" ist nicht mehr aufzuhalten.

Porsche ist das nächste Schwergewicht, das sich dem Elektro-Rennsport verschreibt, heute bestätigte das Unternehmen seinen Start in der Formel E ab 2019. Nur vier Tage zuvor hatte Mercedes die gleichen Pläne offenbart, mit Audi und BMW sind künftig also vier deutsche Hersteller am Start. Dazu kommen Renault, Citroen (mit DS) und Jaguar.

Formel E dient als Entwicklungsmotor

Besonders bemerkenswert ist all das, weil die Unternehmen sich für ihr Engagement in der Formel E von traditionsreichen und etablierten Motorsportveranstaltungen verabschieden. Mercedes verlässt die DTM, Porsche wird nicht mehr in der Königsklasse des Langstreckensports (LMP1) antreten - und damit auch nicht mehr um den Gesamtsieg bei den 24 Stunden von Le Mans kämpfen. Die Formel E ist mittlerweile einfach wichtiger, sie sei "das ultimative Umfeld, um die Entwicklung von High-Performance-Fahrzeugen in punkto Umweltfreundlichkeit, Sparsamkeit und Nachhaltigkeit voranzutreiben", sagt Michael Steiner, Entwicklungsvorstand der Porsche AG.

Noch vor drei Jahren war eine solche Gewichtung schwer vorstellbar. Doch nun bewahrheiten sich die damals großspurig klingenden Ankündigungen einiger Vertreter der Formel E - zumindest teilweise. Man werde den traditionellen Motorsport mittelfristig ablösen, hieß es damals. Und in der Tat können es sich die großen Marken ganz offensichtlich nicht erlauben, beim aktuellen Trend zur Elektrifizierung bloß zuzuschauen. Das abgasfreie Auto wird im Straßenverkehr immer wichtiger und daher ist die Formel E als Entwicklungsmotor auf der einen und Werbeplattform auf der anderen Seite unverzichtbar.

Hoffnung: Rennserien ergänzen sich

Eine Gefahr für die Formel 1, die mit Abstand größte aller Motorsportserien, dürfte die Formel E auf Sicht aber nicht sein. Denn so spannend und wichtig die E-WM für die Hersteller auch sein mag, so unbedeutend ist sie (noch) für den Verbraucher, den durchschnittlichen Motorsport-Fan. Mercedes etwa deckt mit seinem künftigen Engagement in beiden Serien zwei grundverschiedene Felder ab, eine Co-Existenz ergibt daher sehr viel Sinn.

Laut Motorsportchef Toto Wolff wird die Formel 1 sogar in ferner Zukunft einen wichtigen Stellenwert für die emotionale Aufladung der Marken behalten. "Der Rennsport wird dann vielleicht ganz neue Möglichkeiten haben, Interesse zu erzeugen", sagte der Österreicher. "Wenn wir auf der Straße selbstlenkend und elektrisch unterwegs sind und auf Rennstrecken Gladiatoren mit 370 Stundenkilometern und über 1000 PS fahren, ist das auch etwas, das Emotionen erzeugen wird."

Renault-Sportchef Cyril Abiteboul, mit seinen Teams schon jetzt in beiden Serien aktiv, sieht ebenfalls kaum Überschneidungen - so lange beide Rennserien ihr Alleinstellungsmerkmal halten. "Wir müssen sicherstellen, dass jede Kategorie einen Unique Selling Point besitzt. Dann sehen wir große, sinnvolle Unterschiede zwischen Formel 1 und Formel E", sagt der Franzose. Und so könnten die Elektrorenner der Königsklasse sogar dabei helfen, nicht zu weit in das von den Fans ungeliebte Feld der Hybridtechnik abzudriften.

Quelle: ntv.de, Thomas Weitekamp, sid

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