Von wegen "gut aufgenommen" Kurioser Rauswurf macht Meistertrainer Machulla wütend
05.11.2024, 15:04 Uhr
Es wurde einsam um Maik Machulla.
(Foto: picture alliance / NTB)
Maik Machulla führt Handball-Bundesligist Flensburg-Handewitt zweimal zur deutschen Meisterschaft, später macht ihn der Topklub Aalborg zum ersten deutschen Trainer in der dänischen Liga. Was der Beginn einer Ära werden soll, endet mit einem Paukenschlag. Und Ärger.
Zweimal führte Maik Machulla den Handball-Bundesligisten SG Flensburg-Handewitt zur Deutschen Meisterschaft, dann trennten sich die Wege der Norddeutschen und ihres einstigen Erfolgstrainers - und Machulla zog es schnell noch weiter nach Norden: Zur neuen Saison unterschrieb Meistertrainer Machulla einen Vertrag beim höchst ambitionierten dänischen Spitzenklub Aalborg HB - und sollte das mit zahlreichen Stars hochgerüstete Team zu Titeln führen.
"Ich hoffe, dass ich bei Aalborg Handball meine Erfahrungen, neue Inspirationen und mein Verständnis für Handball einbringen kann", sagte der 47-Jährige im März, noch vor dem Antritt seines neuen Jobs. Einen Titel holte Machulla tatsächlich, Ende August gewann Aalborg den Supercup gegen den großen Rivalen GOG - jetzt aber ist der Deutsche Teil eines echten Paukenschlags im europäischen Spitzen-Handball.
"Enttäuscht und wütend"
Denn das gemeinsame Projekt ist implodiert - oder zumindest sind sie in der Führungsetage des Aalborg HB schwerstbesorgt, dass es unter Machulla dazu kommen wird. Jedenfalls zieht man den deutschen Meistertrainer von seinen Aufgaben ab. Und schickt Machulla überraschend deutliche Worte hinterher: "Die Entscheidung wurde auf Grundlage mehrerer Faktoren getroffen", teilte der Klub mit. Man sei nicht mit der spielerischen Leistung des Teams zufrieden, zudem gebe es "Anzeichen für einen Mangel an Funken und Enthusiasmus unter den Spielern. Wir haben im Verhältnis zu dem uns zur Verfügung stehenden Material generell zu wenig geleistet", sagte CEO Jan Larsen.
Machulla wurde von seinem mit heftigen Nebengeräuschen exekutierten Rauswurf offenbar überrumpelt- Jedenfalls denkt der geschasste Trainer gar nicht daran, die Vorgänge unkommentiert zu lassen: "Ich verstehe die Entscheidung zwar nicht, aber ich muss sie akzeptieren", erklärte der ehemalige Profi im dänischen Fernsehen: "Ich bin sehr enttäuscht und auch wütend. Ich bin sehr emotional wegen dieser Entscheidung. Es ist nicht immer fair." Damit hat Machulla ein ganz anderes Gefühl zu den Dingen als sein ehemaliger Chef. Jan Larsen hatte versichert, es sei "schrecklich" gewesen, "aufzustehen und es Maik sagen zu müssen. Er hat es gut aufgenommen und wir hatten ein gutes Gespräch. Ich wünsche ihm natürlich viel Glück, aber so ist das nun mal in unserer Welt."
Seine Demission habe er nicht kommen sehen, obwohl die Verantwortlichen offenbar schon kurz nach Saisonstart das Vertrauen in ihren Top-Angestellten verloren hatten: "Wir haben in den letzten Wochen natürlich versucht zu analysieren, ob wir eine gemeinsame Basis finden können. Aber wir im Management hatten nicht das Gefühl, dass uns das gelungen ist, und deshalb sind wir natürlich sehr traurig darüber. Maik ist ein wirklich netter Kerl, aber für Aalborg Handball ist es die beste Entscheidung, die wir jetzt getroffen haben", sagte CEO Larsen bei TV2.
"Schwierige Bedingungen"
Machullas spektakulärer Kader um den vielfachen Welttorhüter Niklas Landin und zahlreiche dänische Olympiasieger war schwer von Verletzungsproblemen geschüttelt, zum Zeitpunkt des Rauswurfs stand der Vizemeister auf Platz vier - mit vier Punkten Rückstand auf Tabellenführer GOG. In der Champions League sammelte der letztjährige Viertelfinalist sieben Punkte aus sieben Spielen, der Einzug mindestens in die Playoffs ums Viertelfinale ist weiterhin greifbar.
"Ich denke, wir haben die Saison unter schwierigen Bedingungen begonnen - und haben noch alle Möglichkeiten, viel zu gewinnen", sagte Machulla. Die Ergebnisse, das machte Larsen im Interview im dänischen Fernsehen klar, waren aber nicht der entscheidende Faktor für das schnelle Ende der kurzen Ära Machulla im dänischen handball: "Wenn wir Anzeichen für einen Fortschritt im Spiel sehen könnten, könnten wir vorerst mit den Ergebnissen leben, aber wir konnten diesen Fortschritt nicht sehen - und deshalb glaubten wir nicht an einen kurzfristigen Fortschritt."
Auch Deutschlands größter Handballstar wird die Nachricht von Machullas Rauswurf mit Interesse - und vielleicht auch mit einem gewissen Unbehagen registriert haben: Juri Knorr, Spielmacher des deutschen handball-Nationalmannschaft, wird zur Saison 2025 nach Aalborg wechseln. Seine Entscheidung, von den Rhein-Neckar Löwen nach Dänemark zu wechseln, hatte zumindest initial nichts mit Machulla zu tun.
Sein gutes Gefühl bestätigte die damalige Verpflichtung des Deutschen aber doch: "Es ist gut, dass er da nun Trainer ist und ich habe mich darüber gefreut", hatte Knorr erst vor kurzem im Interview mit "handball-world" gesagt. "Im ersten Prozess war das noch nicht ganz entscheidend, weil da noch nicht fix war, dass er Trainer wird. Aber als es dann feststand, hat er mit mir Kontakt aufgenommen. Da hatte ich ein sehr gutes Gefühl. Ich freue mich auf die Zusammenarbeit." Zu der wird es nun nicht kommen.
Wenige Stunden nach Machullas Rauswurf führte der bisherige Co-Trainer Simon Dahl den Champions-League-Teilnehmer zu einem mühsamen 36:33 beim damit auch nach zehn Spielen punktlosen Schlusslicht Grindsted. Immerhin verbesserte sich der Titelanwärter auf Platz zwei in der dänischen Meisterschaft.
Quelle: ntv.de, ter