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Kreher aus dem Nichts zu WM-Gold "Sensation" schreibt Cinderella-Story fort

Susanne Kreher durfte über WM-Gold jubeln.

Susanne Kreher durfte über WM-Gold jubeln.

(Foto: IMAGO/Eibner)

Susanne Kreher reist ohne Weltcup-Sieg zur WM in St. Moritz - und holt urplötzlich den Titel. Eine Dramaturgie, die im deutschen Skeleton allmählich zur Gewohnheit wird. Auch die deutschen Rodlerinnen und Rodler glänzen wieder einmal, Felix Loch überragt - mit Tränen in den Augen.

Susanne Kreher grinste und grinste, sie konnte gar nicht mehr damit aufhören. "Für mich ist das auch eine Sensation, das hätte ich mir nie erträumt", sagte die 24-Jährige nach ihrem WM-Coup in St. Moritz. In ihrer jungen Karriere hat Kreher noch nie einen Weltcup gewonnen, nun ist sie plötzlich Weltmeisterin - mal wieder feiert das deutsche Skeleton also eine Heldin aus der zweiten Reihe. Die Cinderella-Story wird allmählich zur Normalität.

Denn Kreher wandelt in den Spuren von Hannah Neise und Christopher Grotheer. Neise reiste vor einem Jahr ohne einen einzigen Weltcupsieg nach Peking und holte dort sensationell Olympia-Gold, Grotheer fing erst im Alter von 27 Jahren an zu siegen - und gewann dann zwei WM-Titel und ebenfalls Gold auf der größten Sportbühne.

Waghalsig stürzte Susanne Kreher sich den Eiskanal hinunter.

Waghalsig stürzte Susanne Kreher sich den Eiskanal hinunter.

(Foto: IMAGO/Eibner)

In St. Moritz allerdings stürzten Krehers Vorbilder böse ab. Titelverteidiger Grotheer wurde nach vier Läufen nur Zehnter und war damit noch bester deutscher Mann. 4,14 Sekunden trennten ihn vom neuen Weltmeister Matt Weston aus Großbritannien. "Ich bin absolut enttäuscht, es war richtig, richtig schlecht", sagte Grotheer. Schon zur Wettbewerbshalbzeit am Donnerstag war er hart mit sich ins Gericht gegangen, "wie ein übelster Amateur" sei er gefahren. Seine Teamkollegen allerdings schnitten noch schwächer ab. Der Olympia-Zweite Axel Jungk war völlig chancenlos und landete mit fast sechs Sekunden Rückstand auf dem 18. Platz. Felix Keisinger und Cedric Renner belegten die Ränge 12 und 16.

Und Olympiasiegerin Neise, vor einem Jahr wie nun Kreher die gefeierte Heldin, war in St. Moritz die schwächste deutsche Frau. Rang 15 nach vier Läufen, mehr als vier Sekunden Rückstand auf Kreher - der Auftritt passte zum durchwachsenen nacholympischen Winter der 22-Jährigen. Titelverteidigerin Tina Hermann war zweitbeste Deutsche, verpasste das Podest aber als Fünfte. Gut eine Sekunde trennte die Weltmeisterin von 2016, 2019, 2020 und 2021 von der Spitze. Jacqueline Lölling wurde Siebte. Kreher indes verdiente sich ihren ersten großen Sieg mit bemerkenswerter Konstanz. In jedem der vier Läufe landete sie unter den besten Drei, das schaffte keine andere Konkurrentin. Und obwohl die Favoritinnen schwächelten, setzte sich die Serie der deutschen Skeleton-Frauen damit fort: Seit 2016 trug die Weltmeisterin stets Schwarz-Rot-Gold.

Felix Loch mit Tränen in den Augen

Derweil zeigte auch Rodler Felix Loch mit Tränen in den Augen und seinem Sohn auf dem Arm die Siegerfaust. Das heimische Fahnenmeer in Oberhof und sein 14. WM-Titel rührten den Rekord-Weltmeister sichtlich. Mit einer furiosen Fahrt sicherte sich der 33-Jährige zum Auftakt der Titelkämpfe im Thüringer Wald Gold im Sprint-Wettbewerb - und sendete für den Einzel-Wettkampf am Sonntag ein klares Ausrufezeichen an die staunende Konkurrenz.

"Das ist etwas ganz Besonderes. Es ist zwar nur der Sprint, aber man sieht eine Tendenz. Und deswegen freue ich mich sehr auf das Wochenende", sagte Loch nach dem Wettkampf. Vor den Augen von IOC-Präsident Thomas Bach zeigte sich der Berchtesgadener, der vor 15 Jahren in Oberhof seinen ersten WM-Titel gewonnen hatte, pünktlich zum Saisonhöhepunkt in Topform - und eiferte damit vielen seiner Teamkolleginnen und Teamkollegen nach.

Vorher stahl Dajana Eitberger allen die Show, die 32-Jährige gewann bei ihrem Heimspiel ihren ersten WM-Titel. Weltmeisterin Julia Taubitz und Europameisterin Anna Berreiter sicherten sich Silber und Bronze, Juniorin Merle Fräbel rundete das furiose Auftaktergebnis mit einem starken vierten Platz ab. "Ich bin hier groß geworden, das ist meine Heimat. Das ist schon ein kleiner Vorteil, aber ich habe es mir hart erkämpft", sagte Eitberger.

Und auch in den Doppel-Wettbewerben konnten sich die Fans bereits über Edelmetall freuen. Der "Thüringen-Express" Toni Eggert und Sascha Benecken zeigte sich beim Heimspiel sofort in Bestform und holte vor den Olympiasiegern Tobias Wendl und Tobias Arlt Gold. "Die Bahn gefällt uns gut, wir sind hier zu Hause. Das macht einfach nur Freude", sagte Eggert, der im Nachbarort Suhl geboren wurde. Bei den Frauen sicherten sich Jessica Degenhardt/Cheyenne Rosenthal das erste WM-Gold im Sprint überhaupt.

Quelle: ntv.de, dbe/sid

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