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Etappe mit tragischer Geschichte Boris Herrmanns Crew segelt zum "Vorhof zur Hölle"

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Bei Boris Hermanns Team Malizia herrscht Vorfreude auf die brutale Etappe.

(Foto: dpa)

Am Sonntag startet die Königsetappe im Ocean Race. In Kapstadt bereiten sich fünf Teams auf den historisch längsten Abschnitt der Weltumseglung vor. Die knapp 24.000 Kilometer lange Strecke um die Antarktis führt die Starter entlang der drei großen Kaps. Boris Herrmanns Team ist bereit.

Kap Hoorn kann kommen. Boris Herrmann und sein Team Malizia sind bereit für die schwerste Prüfung bei der Weltumseglung Ocean Race. "Ich freue mich sehr auf diese Etappe, weil ich glaube, dass wir sie vielleicht gewinnen können. Und weil ich hoffe, Kap Hoorn zu sehen", sagte der Hamburger Skipper der "Malizia - Seaexplorer" bei den Vorbereitungen in Kapstadt.

Am Sonntag fällt um 13.15 Uhr deutscher Zeit der Startschuss zur historisch längsten und brutalsten Etappe im Ocean Race. Vor den Weltumseglern liegen 12.750 fordernde Seemeilen. Die knapp 24.000 Kilometer lange Rennstrecke um die Antarktis führt sie entlang der drei großen Kaps: Das südafrikanische Kap der Guten Hoffnung, das australische Kap Leeuwin und Kap Hoorn sind auf dem Kurs in den brasilianischen Etappenhafen Itajaí nonstop zu passieren. Was für die Gesamtwertung wichtig ist: Das Ergebnis des Teilstücks zählt doppelt.

"Es ist diese Etappe, die ich am meisten will"

Bei seiner fünften Weltumseglung will Boris Herrmann Kap Hoorn zum sechsten Mal meistern: Die legendäre Landmarke markiert den Höhepunkt von Weltumseglungen. "Wenn man die ikonische Form des Kaps sieht, weiß man, dass man eine sehr schwierige Passage gemeistert hat", sagte der 41-Jährige. Der Hamburger Profisegler Jörg Riechers hat Kap Hoorn einmal als "Vorhof zur Hölle" beschrieben. Wer hier besteht, zählt zu den Großen des Sports. "Diese dritte Etappe ist die Seele des Ocean Race", sagt der Berliner "Guyot"-Skipper Robert Stanjek. Der Olympia-Sechste von 2012 im Starboot wird Kap Hoorn erstmals erleben und sagt bei seiner Ocean-Race-Premiere: "Es ist diese Etappe, die ich am meisten will."

Auch Herrmann ist voller Vorfreude. "Ich freue mich auf die ganz besonderen Eindrücke des Südpolarmeeres", sagte er. "Der sehr lange Wellengang, lange Sonnenauf- und -untergänge, die kurzen Nächte, es ist irgendwie kalt, es erinnert mich an Norddeutschland, an die Albatrosse, die mit uns fliegen." Den brutalen Kurs prägen Stürme, haushohe Wellenberge, frostige Temperaturen, Eisgefahren und der Wettkampf mit der Konkurrenz. In den erbarmungslosen Gefilden des Southern Ocean war 2018 der Brite John Fisher im 13. The Ocean Race auf See geblieben. Er war in einem Sturm über Bord gegangen. Sein Team hatte ihn trotz verzweifelter Suchaktion im tosenden Meer nicht wiederfinden können.

Auf zum "Brüllenden Vierziger"

Auch werden mit dem Start der "Monster-Etappe" Erinnerungen wach an das Unglück von Kevin Escoffier, dessen Boot bei der Vendée Globe 2020 im Südmeer in dramatischer Weise durchbrach und sank. Der Franzose konnte gerade noch einen Notruf absetzen und im Überlebensanzug in seine Rettungsinsel springen. Elfeinhalb bange Stunden später war er von seinem Landsmann Jean Le Cam gerettet worden.

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An der Rettungsmission in dunkler stürmischer Nacht war damals auch Boris Herrmann als Soloskipper beteiligt. Jetzt kämpfen Herrmann und Escoffier nicht mehr alleine, sondern mit ihren Teams um das bestmögliche Ergebnis in den "Roaring Fourties". Als "Brüllende Vierziger" wird die Region der Westwindzone zwischen dem 40. und 50. Grad südlicher Breite bezeichnet, weil die Winde hier oft donnernd laut sind.

Dem Härtetest blicken auch die weltbesten Segler mit einer Mischung aus Respekt und Leidenschaft entgegen. Die dreimalige Weltumseglerin Abby Ehler zählt zu den erfahrensten weiblichen Kräften im 14. The Ocean Race. Dennoch hatte sie ihrem Skipper Kevin Escoffier zunächst eine Absage für die Königsetappe erteilt. Der Britin erschien der wilde Fünf-Wochen-Ritt auf den neuen Ocean-Race-Jachten vom Typ Imoca als zu gefährlich. Inzwischen hat sie ihre Meinung geändert: "Ich möchte diese Etappe wirklich machen. Ich wäre wütend auf mich, wenn ich es nicht täte." Ehlers Comeback bedeutet das Aus für Susann Beucke auf dieser dritten von sieben Etappen im Ocean Race. Die Olympia-Zweite aus Strande pausiert wie auch der Berliner Phillip Kasüske vom Guyot Environnement - Team Europe. Die deutsche Flagge halten somit nur Herrmann und Stanjek hoch.

Quelle: ntv.de, tno/dpa

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