Was die Statistik hergibt Das ist die beste DFB-Startelf für die Heim-EM

Undav und Groß sind zwei Kandidaten für die Startelf.

Undav und Groß sind zwei Kandidaten für die Startelf.

(Foto: dpa)

Pünktlich zu Beginn der Fußball-EM kochen die Diskussionen hoch: Soll Manuel Neuer wirklich im Tor stehen oder wäre Marc-André ter Stegen besser geeignet fürs DFB-Team? Toni Kroos ist im Mittelfeld gesetzt, aber was wird aus Kapitän İlkay Gündoğan? Die Statistik verrät, auf wen Bundestrainer Julian Nagelsmann setzen sollte.

Der Anlauf zur Fußball-Europameisterschaft im eigenen Land war kurz für Julian Nagelsmann: Lediglich acht Spiele als Bundestrainer hatte er Zeit, um seinen Kader für die Heim-EM zu finden. Am Ende entschied er sich für 3 Torhüter und 23 Feldspieler - warf mit Alexander Nübel also doch den fest anvisierten vierten Torhüter aus dem Kader. Wer steht ihm nun zur Verfügung?

Für sein bevorzugtes 4-2-3-1 System nominierte Nagelsmann fünf Innen- und vier Außenverteidiger, vier defensive und sechs offensive Mittelfeldspieler sowie vier Stürmer. Zu den Nominierten zählen unter anderen die Weltmeister Toni Kroos, Thomas Müller und Manuel Neuer, Toptalente wie Jamal Musiala und Florian Wirtz und Newcomer wie Maximilian Beier und Maximilian Mittelstädt. Doch wer hätte es mit seiner Saisonleistung verdient, in der Startelf zu stehen?

Auf der Torwartposition entbrannte nach der EM-Generalprobe gegen Griechenland (2:1) die größte Startelf-Diskussion. Hier hatte sich Nagelsmann eigentlich schon auf Neuer festgelegt. Doch dessen Patzer, der zum Gegentor führte - und auch schon sein Verschätzen im Spiel gegen die Ukraine -, ließen die Rufe nach Marc-André ter Stegen wieder lauter werden. Auch die Saison-Zahlen zeigen: Ter Stegen spielte in dieser Saison besser. Er kassierte weniger Gegentore und spielte öfter zu null, er parierte mehr Bälle und kassierte weniger Tore als statistisch erwartet. Im Aufbauspiel und bei Klärungsaktionen außerhalb des Strafraums gibt es keine nennenswerten Unterschiede. Bei Flanken sind beide deutlich zu zurückhaltend.

Die Nummer drei, Oliver Baumann, ist vor allem auf der Linie nicht so stark wie ter Stegen und Neuer. Doch er zeigte sich auch bei Hoffenheim als mitspielender Torwart und hat die beste Elfmeterstatistik: In der abgelaufenen Saison parierte er drei von fünf Versuchen.

Anton macht Druck auf Tah und Rüdiger

In der Innenverteidigung setzt der Bundestrainer wahrscheinlich weiter auf Jonathan Tah und Antonio Rüdiger. Beide verfügen über das sicherste Passspiel und sind auch in der Luft am besten. Die beste Tacklingquote haben sie jedoch nicht. Druck aus der zweiten Reihe macht vor allem Waldemar Anton, der in allen Kategorien gute Werte vorweist. Nico Schlotterbeck glänzte diese Saison vor allem mit seiner Zweikampfstärke. Doch der Dortmunder macht, genau wie Robin Koch, zu viele individuelle Fehler.

Die rechte Außenverteidiger-Position ist seit dem Karriereende von Philipp Lahm eine große Schwachstelle der Nationalmannschaft. Für die kommende EM versetzt Julian Nagelsmann daher den passstarken Joshua Kimmich von seiner bevorzugten Mittelfeldposition in die Abwehrkette. Auf der linken Seite scheint Newcomer Mittelstädt vorerst gesetzt zu sein. Auch der Stuttgarter überzeugte hauptsächlich mit seinem Pass- und Offensivspiel.

Doch defensiv hat bislang keiner der Kandidaten restlos überzeugt. Kimmichs Schwächen sind Kopfballduelle und individuelle Fehler. Letztere produzierte auch der Leipziger David Raum zu häufig. Benjamin Henrichs und Mittelstädt sahen vor allem bei Dribblings schlecht aus und griffen öfter zum Foulspiel.

Kroos und Wirtz spielen in ihrer eigenen Liga

Im defensiven Mittelfeld ist Toni Kroos seit seinem Deutschland-Comeback nicht mehr wegzudenken. Der sechsfache Champions-League-Sieger ist kurz vor seinem Karriereende auf einem absoluten Weltklasseniveau, und zwar mit und ohne Ball am Fuß. An seiner Seite wird vermutlich Robert Andrich spielen, der ein gutes Passspiel und die nötige Zweikampfhärte vereint.

Wählt man jedoch eine offensivere Spielweise, dann wäre Pascal Groß die bessere Wahl. Der machte mit seinem wunderschönen Volleytreffer gegen Griechenland auf sich aufmerksam. Kurz vor dem EM-Start rutschte auch noch Emre Can für den erkrankten Aleksandar Pavlović in den Kader. Durchaus eine überraschende Wahl von Nagelsmann, schließlich hatte Rocco Reitz im Trainingslager mitspielen dürfen, und auch der ausgebootete Leon Goretzka wäre eine Option gewesen. Die Wahl fiel auf Can, der Dortmund-Kapitän überzeugte vor allem mit seiner defensiven Robustheit.

Im offensiven Mittelfeld hat Nagelsmann die Qual der Wahl. Die besten Werte weist Florian Wirtz auf. Mehr als sechs Schüsse legt der Leverkusener durchschnittlich pro Spiel auf. Außerdem macht er die meisten progressiven Pässe sowie Läufe und steuert die meisten Scorerpunkte bei.

Hinter Wirtz ist der Kampf um die Startelfplätze verdammt eng. Gemessen am Output, also den Toren und Vorlagen, liegt Leroy Sané knapp vor Musiala und Chris Führich. Bei İlkay Gündoğan hinkt der Offensiv-Vergleich etwas, da er bei Barcelona weiter hinten spielt. Hier zeigte er ein tolles Passspiel. Bei Nagelsmann ist der Kapitän wohl gesetzt. Ganz vorn im Sturm bevorzugt Nagelsmann wahrscheinlich Kai Havertz und setzt damit mehr auf die spielerische Lösung. Doch hier wäre statstisch gesehen Deniz Undav die bessere Wahl, wie die Saisondaten zeigen:

Der Stuttgarter ist ebenso wie Havertz ein falscher Neuner. Beide beteiligen sich am Kombinationsspiel und bringen auch ihre Mitspieler in gute Abschlusspositionen. Vor dem Tor war Undav diese Saison jedoch deutlich schussfreudiger und auch effizienter als der Arsenal-Stürmer und bekommt daher den letzten freien Platz in unserer Auswahl.

Mit Niclas Füllkrug und Maximilian Beier hätte der Bundestrainer zudem noch zwei "echte" Mittelstürmer auf der Bank. Füllkrugs Kopfballstärke oder Beiers tolle (Weit-)Schusstechnik sind auf jeden Fall zwei Asse im Ärmel. Wie wichtig gute Einwechselspieler werden können, hat ein gewisser Mario Götze vor zehn Jahren bewiesen.

Quelle: ntv.de

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