Fußball unter Extrembedingungen Bellarabi schockt, Klubs reagieren auf Hitze
25.07.2018, 16:51 Uhr
Karim Bellarabi war beim Testspiel von Bayer Leverkusen und dem Wuppertaler SV zusammengebrochen.
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Bei Temperaturen von über 30 Grad Celsius ist Sport besonders schweißtreibend - und unter Umständen gefährlich für die Gesundheit. Nach dem Kreislaufkollaps von Fußball-Profi Bellarabi gehen die Vereine damit unterschiedlich um.
Eisbäder, Wasserduschen, Trinkpausen und Training am Morgen - die Hitzewelle in Deutschland macht den Sportlern zu schaffen und erfordert besondere Maßnahmen. Der Kreislaufkollaps von Fußballprofi Karim Bellarabi beim Testspiel von Bayer Leverkusen gegen den Regionalligisten Wuppertaler SV am Dienstagabend sollte Warnung genug sein.
Der 28 Jahre alte Nationalspieler hatte nach seiner Auswechslung zur Halbzeit der Partie im Wuppertaler Zoostadion zunächst geduscht und war auf die Ersatzbank zurückgekehrt, ehe er wenig später zusammenbrach. Nach notärztlicher Versorgung verbrachte er die Nacht zur Beobachtung im Krankenhaus. Inzwischen durfte er die Klinik wieder verlassen, und Bayer 04 gab Entwarnung. "Als Ursache stellten die Ärzte nach umfangreichen Tests und Untersuchungen die hohe körperliche Belastung bei extremer Hitze von deutlich über 30 Grad Celsius fest", teilte der Klub mit. "Darüber hinaus gab es keine weiteren Befunde."

"Selbst wenn du nicht spielst, ist es eine brutale Belastung für den Organismus", kommentiert Bayer-Trainer Heiko Herrlich die aktuellen Temperaturen.
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Bellarabi wird nun zur Regeneration für einige Tage mit dem Training beim Fußball-Bundesligisten aussetzen. "Die Gesundheit ist natürlich das Wichtigste", sagte Mitspieler Kai Havertz. "Bei der Hitze ist es extrem. Selbst wenn du nicht spielst, ist es eine brutale Belastung für den Organismus", sagte Trainer Heiko Herrlich nach der Partie in Wuppertal, die Bayer mit 2:0 gewann.
Sportmediziner raten zur Vorsicht
Leverkusen hat sein Training seit vergangener Woche bereits in die Morgenstunden verlegt. Eine für Freitagnachmittag (16 Uhr) geplante Einheit findet nun bereits um 9.30 Uhr statt. "Und wir sagen den Spielern immer wieder, sie sollen ausreichend trinken", berichtete Bayer-Sprecher Christian Schönhals. "Als ich abends nach dem Testspiel um 22 Uhr nach Hause fuhr, war es immer noch 34 Grad warm." Gleichwohl sei eine Absage des Testspiels am Samstag (18 Uhr) bei Fortuna Sittard nicht vorgesehen.
Auch Borussia Dortmund wird auf seiner USA-Reise von hohen Temperaturen geplagt. Nach Passübungen mit Torabschluss sowie einem abschließenden Spiel elf gegen elf endete eine schweißtreibende Übungseinheit der BVB-Profis in Pittsburgh im Eisbecken. Bei körperlichen Belastungen - insbesondere im Leistungssport - steigt durch das vermehrte Schwitzen der Flüssigkeitsverlust und die Körperkerntemperatur. Es droht Überhitzung.

Der RB Leipzig trifft für das Europa-League-Qualifikationsspiel am Donnerstag keine besonderen Vorkehrungen.
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Die Deutsche Gesellschaft für Sportmedizin und Rehabilitation (DGSP) rät auf ihrer Homepage, bei Hitze und hoher Luftbelastung durch Schadstoffe und Ozon Trainingsumfang und Intensität zu reduzieren und die Einheiten auf die frühen Morgen- oder späten Abendstunden zu verlegen. Funktionelle Kleidung, die einen Luftaustausch gewährleistet, sei ebenso wichtig wie die richtige Ernährung. Generell gilt: "Flüssigkeitsverlust nach dem Sport durch mineralhaltiges Wasser ausgleichen, bei Hitze mehr trinken!"
3. Liga startet wie geplant
RB Leipzig trifft keine besonderen Vorkehrungen für das Europa-League-Qualifikationsspiel gegen den Bollklubben Häcken aus Göteborg am Donnerstag (18.30 Uhr). An die Fans ergeht jedoch der Hinweis, sich mit "ausreichend Flüssigkeit" zu versorgen und eine Kopfbedeckung zu tragen. Beim letzten Test am Dienstag gegen den ZFC Meuselwitz spielte RB in anderem Rhythmus: Dreimal 30 Minuten mit zwei Zehn-Minuten-Pausen. Werder Bremen will die geplanten Trainingszeiten um 10 und 16 Uhr beibehalten. Doch während der Einheiten gibt es wie bei anderen Klubs auch vermehrt Trinkpausen. "Wir müssen trinken, trinken, trinken", berichtete Werder-Profi Milos Veljkovic.
An diesem Freitag startet die 3. Liga mit der Partie Eintracht Braunschweig gegen den Karlsruher SC (19 Uhr) in den Spielbetrieb. Ausgerechnet dann wird laut Wetterprognosen der bisher heißeste Tag des Jahres mit Werten von bis zu 37 Grad erwartet. Auch die Ozonwerte steigen. Die Braunschweiger wollen dennoch keine besonderen Maßnahmen treffen. Aber: Es werden Eimer mit Wasser entlang der Seitenlinien aufgestellt, die den Profis Abkühlung verschaffen können. Ob es je eine Trinkpause pro Halbzeit geben wird, ist laut einer Eintracht-Sprecherin "noch nicht final geklärt". Das werde am Spieltag "mit den Schiedsrichtern und dem KSC abgesprochen".
Quelle: ntv.de, Ulli Brünger, dpa