Fußball

Start ohne den FC Bayern Der hitzige Weg zur Gründung der Fußball-Bundesliga

Im Goldsaal der Dortmunder Westfalenhallen wurde die Gründung der Bundesliga beschlossen.

Im Goldsaal der Dortmunder Westfalenhallen wurde die Gründung der Bundesliga beschlossen.

(Foto: imago/Horstmüller)

Am 28. Juli 1962 wird auf dem Bundestag des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) in Dortmund die Bundesliga gegründet. Es gibt sehr heftige Diskussionen, die Erfolgsgeschichte des neuen deutschen Fußball-Oberhauses ist an diesem Abend nicht wirklich absehbar.

Die Luft im Goldsaal der Dortmunder Westfalenhallen war stickig und verraucht, die Diskussionen hitzig und die Meinungen kontrovers: Es mussten etliche Hindernisse aus dem Weg geräumt werden, und die Bedenken einiger Funktionäre waren beträchtlich. Die Gründung der Fußball-Bundesliga vor rund 61 Jahren war alles andere als ein Selbstläufer. Die "Einführung einer zentralen Spielklasse mit Lizenzspielern" stand auf des Messers Schneide. Um 17.44 Uhr an jenem 28. Juli 1962 wurde schließlich auf dem Bundestag des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) mit 103:26 Stimmen der Start der Bundesliga zum August 1963 beschlossen.

Als die entscheidenden Figuren bei der Einführung der deutschen Eliteklasse gelten der visionäre Franz Kremer, Präsident des 1. FC Köln, und der damalige saarländische Verbandschef Hermann Neuberger, der spätere DFB-Präsident. Vor allem Neuberger riss die Delegierten mit seiner flammenden Rede mit. "Wir wollen, dass unsere Vereinsvorstände endlich einmal wieder ruhig schlafen können. Und wir wollen ihnen die Chance geben, wieder ehrlich zu werden. Das ist der tiefste Grund, meine Herren", sagte der Saarländer. Neubergers Rede bedeutete den Durchbruch, nachdem auch Kremer ("Ich bin mir stundenlang vorgekommen, als wäre ich auf dem falschen Bundestag") deutliche Worte gefunden hatte.

Geburtsfehler wird erst spät korrigiert

Die Geburtswehen waren jedenfalls heftig, die Erfolgsgeschichte des neuen deutschen Fußball-Oberhauses nicht wirklich absehbar. Inzwischen gehört die Bundesliga zu den Topligen Europas. Ein Unternehmen, geführt von der Deutschen Fußball Liga (DFL), das inzwischen Milliarden Euro bewegt. Als einen "Geburtsfehler" hatte der spätere DFB-Präsident Gerhard Mayer-Vorfelder die Tatsache bezeichnet, dass die Selbstständigkeit des Ligaverbandes nicht gleich bei der Bundesliga-Gründung vollzogen worden war. Das wurde erst am 18. Dezember 2000 im Hotel Gravenbruch in Neu-Isenburg nachgeholt, die 36 Profiklubs bekamen ihre Selbstständigkeit - allerdings unter dem Dach des DFB. Damit sollte die Einheit des Fußballs gewahrt bleiben.

Der internationale Stellenwert des deutschen Fußballs ist untrennbar mit der Bundesliga verbunden, denn sie sicherte der DFB-Auswahl (nach 1954 noch drei weitere Male Weltmeister und dreimal EM-Champion) ihre Konkurrenzfähigkeit. Auch wenn die internationale Vermarktung der Bundesliga immer noch viele Wünsche offen lässt. Die Erlöse auf dem Weltmarkt entsprechen nicht den Erwartungen der Vereine.

Der deutsche Fußball gehört nach wie vor international zu den Topadressen, auch wenn die Männer-Nationalmannschaft in den letzten Jahren viel Kredit durch Misserfolge verspielt hat. Nachdem die ersten Versuche, eine deutsche Fußball-Eliteklasse zu installieren, bereits in den 1930er Jahren gescheitert waren, sorgten die Delegierten in Dortmund für die erforderliche Zwei-Drittel-Mehrheit. "Diese Entscheidung macht mich froh. Endlich haben wir sie", zitierte das DFB-Journal den damaligen Bundestrainer Sepp Herberger, der als Delegierter des südwestdeutschen Fußball-Verbandes sogar mitabstimmte.

Timo Konietzka erzielte das erste Tor

Dagegen scheiterte der Antrag auf Einführung des Vollprofitums mit 49:80 Stimmen deutlich. Wenigstens der Antrag auf Einführung des Lizenzspielers ging mit 91:37 durch, wobei die erforderliche Zweidrittel-Mehrheit von 86 nur knapp erreicht wurde. 1200 Mark (rund 600 Euro) betrug damals inklusive Prämien der monatliche Maximalverdienst der Bundesliga-Spieler in der Premieren-Saison 1963/64.

Interessant war die Zusammensetzung der Bundesliga, die schließlich am 24. August 1963 startete. 46 Vereine bewarben sich um die 16 Startplätze im neuen Liga-Oberhaus. Kein Platz war für den heutigen deutschen Rekordmeister Bayern München, der ebenso wie Borussia Mönchengladbach erst 1965 den Bundesliga-Aufstieg schaffte. Timo Konietzka (Borussia Dortmund) erzielte am ersten Spieltag gegen Werder Bremen das erste Tor in der Bundesliga-Geschichte, das weder als Bild, geschweige denn als Bewegtbild dokumentiert worden war. Der erste Bundesliga-Champion war dann 1964 der 1. FC Köln.

Quelle: ntv.de, tno/sid

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