"Für mich nicht nachvollziehbar" Fifa-Ermittler fordern Sperre für Niersbach
20.05.2016, 11:12 Uhr
Die Ermittler der Fifa-Ethikkommission fordern eine Zwei-Jahres-Sperre für Wolfgang Niersbach. Der 65-Jährige war wegen des WM-Skandals 2006 ins Visier der "Ethikjäger" geraten. Niersbach ist angesichts der Härte der möglichen Strafe verärgert.
Der Ex-Boss des Deutschen Fußball-Bundes war wegen des WM-Skandals 2006 ins Visier der "Ethikjäger" geraten, er sitzt noch im Exekutivkomitee der Uefa sowie im Council des Weltverbands Fifa. Die rechtsprechende Kammer hat ein formelles (Gerichts-)Verfahren eröffnet. "Der Sanktionsvorschlag der Untersuchungskammer ist für mich nicht nachvollziehbar", sagte Niersbach dem Sportinformationsdienst: "Insbesondere im Vergleich zu anderen Sachverhalten, in denen die rechtsprechende Kammer der Ethik-Kommission Urteile dieser Härte in Zusammenhang mit Vorteilsnahme und Korruption ausgesprochen hat."
Deshalb sei es für den 65-Jährigen "auch eine Frage der Ehre und zur Wahrung meiner persönlichen Rechte erforderlich, diesem Antrag mit allen möglichen Rechtsmitteln entgegenzutreten", sagte Niersbach: "Auch angesichts der Tatsache, dass ich mit meinem Rücktritt als DFB-Präsident im November 2015 bereits politische Verantwortung übernommen habe, steht meines Erachtens eine Sperre, die faktisch einem weltweiten Berufsverbot im Fußball gleichkommt, sowie die Höhe der beantragten Geldstrafe in keinem Verhältnis."
Noch gilt die Unschuldsvermutung
Chefermittler Cornel Borbély aus der Schweiz fordert in seinem Abschlussbericht, der er am 22. April, genau einen Monat nach Beginn des Ermittlungsverfahrens, weitergeleitet hatte, auch eine Geldstrafe in Höhe von 30.000 Schweizer Franken (umgerechnet 27.000 Euro). Niersbach bekommt nun die Gelegenheit, vor der rechtsprechenden Kammer auszusagen. Bis zur Urteilsverkündung gilt die Unschuldsvermutung.
Eingeleitet wurden die Ermittlungen als Reaktion auf den Freshfields-Bericht über die WM-Affäre 2006, der am 4. März veröffentlicht worden war. Niersbach wird vorgeworfen, der Fifa mögliche Verstöße gegen den Ethikcode nicht (rechtzeitig) gemeldet zu haben. Der 65-Jährige war am 9. November 2015 als DFB-Präsident zurückgetreten. "In meinem Fall hingegen stützt sich der Antrag lediglich auf den Vorwurf, die Ethikkommission nicht frühzeitig über die mir im Sommer 2015 sukzessive zur Kenntnis gelangten Vorgänge im Zusammenhang mit der WM 2006 informiert zu haben", sagte Niersbach.
Ermittlungen waren zudem gegen Franz Beckenbauer, Ex-DFB-Präsident und Niersbach-Vorgänger Theo Zwanziger sowie gegen die früheren DFB-Generalsekretäre Helmut Sandrock und Horst R. Schmidt und den einstigen stellvertretenden Generalsekretär Stefan Hans aufgenommen worden. Dass die Ethikkommission nur über das Niersbach-Verfahren informierte, ist nach SID-Informationen kein Zeichen dafür, dass gegen die weiteren Verantwortlichen des WM-Skandals nicht noch Verfahren folgen. Niersbach ist aber der einzige Funktionär, der noch offizielle Ämter ausübt.
Quelle: ntv.de, tno/dpa/sid