Fußball

Diego Maradona bei der WM 1986 "Hand Gottes"-Trikot ist Millionen Euro wert

Einen Wimpernschlag vor Diego Maradonas "Jahrhunderttor" entstand dieses Foto.

Einen Wimpernschlag vor Diego Maradonas "Jahrhunderttor" entstand dieses Foto.

(Foto: 71fa81a60c66043b9239b6fda3df4794.jpg)

Im Viertelfinale der Fußball-WM 1986 erzielt Argentiniens Diego Maradona gegen England innerhalb weniger Minuten zwei Tore für die Ewigkeit. Das von ihm getragene Trikot wird nun versteigert und soll mehrere Millionen Euro einbringen. Dabei war es nur improvisiert.

Ab 20. April werden beim Londoner Auktionshaus Sotheby's die Gebote für ein sporthistorisches Kleidungsstück angenommen: Das Trikot von Diego Maradona, das er bei der Fußball-Weltmeisterschaft 1986 während des Viertelfinales Argentinien gegen England trug. Die historische Rivalität der beiden Länder, die Umstände und Maradona selbst machen das Trikot zu einem der begehrtesten Sammlerstücke des Sports. Das Unternehmen erwartet einen Verkaufspreis von etwa 4 Millionen Pfund Sterling, also 4,8 Millionen Euro.

Bislang befand sich das Trikot in einem Museum im englischen Manchester. Besitzer und Verkäufer ist der damalige englische Nationalspieler Steve Hodge, der nach dem 1:2 (0:0) seiner Mannschaft mit dem im Jahr 2020 verstorbenen argentinischen Weltstar das Trikot tauschte. Darin hatte Maradona beide Treffer für die Argentinier erzielt. Das eine, aus der 55. Minute, ist bekannt als "Tor des Jahrhunderts", bei dem der Mittelfeldspieler in zehn Sekunden im Sprint über mehr als den halben Platz vier englische Feldspieler stehen ließ und zu guter Letzt auch noch den Torwart düpierte. Die FIFA bezeichnet den Treffer als bestes Tor der Fußballgeschichte.

Auch der andere Treffer, vier Minuten zuvor, war ein besonderer: Maradona erzielte ihn mit der Hand. Seine Mitspieler hatten es gesehen, aber Maradona forderte sie auf, mit ihm zu jubeln. Der Schiedsrichter erkannte keinen Regelverstoß. Auf Nachfragen bei der Pressekonferenz nach dem Spiel sagte der Argentinier, er habe das Tor "ein wenig mit Maradonas Kopf und ein wenig mit der Hand Gottes" erzielt. In der Folge führte Maradona Argentinien ins Finale und dort gegen Deutschland zum Weltmeistertitel.

Maradonas Trikot wurde erst in der Nacht vor dem Viertelfinalspiel in Mexiko-Stadt fertiggestellt. Wegen der Hitze in Zentralamerika - und der Spielansetzung am Tage unter praller Sonne - hatte Argentiniens Trainer Carlos Bilardo seine Mitarbeiter in Mexikos Hauptstadt losgeschickt, um einen alternativen Trikotsatz mit dünnem Stoff zu kaufen. Sie bezahlten ein bis zwei Dollar je Trikot und nähten in der Nacht vor dem Spiel das argentinische Verbandslogo und die Rückennummern auf. Die Argentinier zogen die neuen Trikots in der Pause beim Spielstand von 0:0 über.

"Raub" in England, Krieg im Atlantik

Das Viertelfinale in Mexiko war von historischer Rivalität geprägt. Einerseits war es die fußballerische Revanche der Argentinier für das verlorene Viertelfinale bei der WM 1966 in England, als der deutsche Schiedsrichter Rudolf Kreitlein sich nach Ansicht der Südamerikaner zu sehr vom englischen Publikum hatte beeinflussen lassen. England war früh in Führung gegangen, die Argentinier reklamierten Abseits. Das Spiel war danach von vielen rüden Fouls geprägt.

Maradonas Trikot aus der 2. Halbzeit des WM-Viertelfinals gegen England, hier im Museum in Manchester.

Maradonas Trikot aus der 2. Halbzeit des WM-Viertelfinals gegen England, hier im Museum in Manchester.

(Foto: AP)

Der Schiedsrichter verwies irgendwann Argentiniens Kapitän Antonio Rattín des Feldes. Kreitlein verstand kein Spanisch, Rattín forderte einen Übersetzer, weigerte sich zu gehen und musste schließlich von der Polizei vom Platz gebracht werden. Der englische Trainer Alf Ramsey verbot seinen Spielern nach dem Sieg, die Trikots mit den Argentiniern zu tauschen und bezeichnete die Gegner wegen deren Spielweise als "Tiere". Die Argentinier fühlten sich rassistisch diskriminiert. Sie tauften das verlorene Viertelfinale "el robo del siglo", den "Raub des Jahrhunderts".

Zugleich war die Revanche auch politisch aufgeladen. Im Falklandkrieg zwischen Argentinien und Großbritannien wenige Jahre zuvor waren mehr als 900 Menschen gestorben. Seit dem Ende des bewaffneten Konflikts war es das erste Spiel der beiden Länder gegeneinander. Der Viertelfinalsieg in Mexiko war laut Maradona "die Rache" für seine gefallenen Landsleute: "Es war, als hätten wir ein Land geschlagen, nicht nur eine Fußballmannschaft. (...) Wir wussten, dass sie viele argentinische Jungs getötet hatten, sie wie Vögelchen getötet hatten."

Quelle: ntv.de

Newsletter
Ich möchte gerne Nachrichten und redaktionelle Artikel von der n-tv Nachrichtenfernsehen GmbH per E-Mail erhalten.
Nicht mehr anzeigen