Fußball

Historisch einmalige Niederlage Slowakei führt desaströse DFB-Elf in WM-Quali vor

Rüdiger1.jpg

Der Slowakei gelingt gegen die deutschen Fußballer ein historischer Sieg: Im 53. Auswärtsspiel in WM-Qualifikationen kassiert die DFB-Elf erstmals eine Niederlage. In Bratislava zeigt die Auswahl von Bundestrainer Julian Nagelsmann eine besorgniserregende Leistung.

Mit dem 0:2 (0:1) in der Slowakei ist die total verunsicherte Fußball-Nationalmannschaft auf dem Weg zur WM 2026 gleich beim ersten Schritt ganz böse ausgerutscht. Der Griff nach dem goldenen WM-Pokal ist so nur kühnes Wunschdenken. Von Julian Nagelsmanns großem Dominanz-Versprechen war im Nationalstadion von Bratislava nämlich nichts zu sehen. Stattdessen setzte es durch die Tore von David Hancko (42. Minute) und David Strelec (55.) die erste Auswärtsniederlage in einem WM-Qualifikationsspiel überhaupt für eine DFB-Elf.

"Wir müssen uns alle an die eigene Nase fassen. Es war für uns alle überraschend, dass das Spiel so gelaufen ist", sagte Jonathan Tah enttäuscht am ARD-Mikrofon. Er sprach von einer "verdienten" Niederlage. "Das können wir nicht leugnen. Das war ein schwaches Spiel von uns. Das müssen wir aufarbeiten und ehrlich mit uns sein." ARD-Experte Bastian Schweinsteiger äußerte gar die Sorge, dass das DFB-Team die WM verpassen könnte. "Wenn du so spielst wie heute, natürlich", kritisierte er: "So musst du froh sein, wenn du dich für die WM qualifiziert."

Slowakei - Deutschland 2:0 (1:0)

Tore: 1:0 Hancko (42.), 2:0 Strelec (55.)
Slowakei: Dubravka/Burnley (36 Jahre/53 Länderspiele) - Gyömber/Al-Kholood (33/50), Satka/Samsunspor (29/37), Skriniar/Fenerbahce (30/82), Hancko/Atlético Madrid (27/53) - Bero/Bochum (29/41), Lobotka/Neapel (30/68), Duda/Al-Ettifaq (30/86) ab 90. Benes/Kayserispor (27/35) - Strelec/Slovan Bratislava (24/31) ab 83. Bozeník/Stoke (25/52), Duris/Trondheim (26/22) ab 66. Rigo/Stoke (23/6), Sauer/Feyenoord Rotterdam (19/5) ab 83. Tupta/Larisa (27/15); - Trainer: Calzona
Deutschland: Baumann/Hoffenheim (35/5) - Collins/Frankfurt (21/1) ab 46. Raum/Leipzig (27/29), Tah/FC Bayern (29/38), Rüdiger/Real Madrid (32/80), Mittelstädt/Stuttgart (28/15) - Kimmich/FC Bayern (30/102), Stiller/Stuttgart (24/5) ab 60. Amiri/Mainz (28/8) - Gnabry/FC Bayern (30/52) ab 65. Adeyemi/Dortmund (23/9), Goretzka/FC Bayern (30/62), Wirtz/Liverpool (22/32) - Woltemade/Newcastle (23/3); - Trainer: Nagelsmann
Schiedsrichter: Serdar Gözübüyük (Niederlande)
Gelbe Karten: Benes - Rüdiger, Adeyemi
Zuschauer: 20.013 in Bratislava

In der Gruppe A laufen Kapitän Joshua Kimmich und seine Kollegen nun den Slowaken hinterher. Schon am Sonntag (20.45 Uhr/RTL und im Liveticker bei ntv.de) in Köln muss gegen Nordirland ein überzeugender Sieg her, sonst könnt sogar das fest eingeplante direkte Ticket für das Mammut-Turnier im kommenden Sommer in Amerika in Gefahr geraten.

Die Mängelliste, die der Bundestrainer aus der Slowakei mitbringt, ist lang. In der Defensive fahrig und mit Tempo leicht auszuspielen, offensiv ohne Ideen und Durchschlagskraft. Erstmals verlor die Nationalmannschaft unter Nagelsmann drei Spiele in Folge. Die vielen Ausfälle von Jamal Musiala bis Kai Havertz können keine Ausrede sein.

Debütant Collins düpiert, Wirtz mit folgenschwerem Fehlpass

"Wir müssen unser Niveau abrufen. Der Gegner ist nicht so schlecht, wie viele ihn sehen", sagte Nagelsmann in der ARD. Und seine Warnung sollte sich in erschreckender Weise bewahrheiten. Die deutsche Mannschaft präsentierte sich vor 20.013 Zuschauern völlig von der Rolle, vor allem die Defensive wackelte bedenklich. Dabei erwischte der Frankfurter Debütant Nnamdi Collins rechts in der Viererkette einen ganz schwachen Tag und wurde von seinem Gegenspieler ein ums andere Mal düpiert.

Aber auch das Offensivspiel lahmte. Die besonderen Momente von Jungstar Florian Wirtz blieben überschaubar. Wie schon in Liverpool wirkte der Ex-Leverkusener auch im DFB-Trikot gehemmt. Dazu war es sein Ballverlust, der den hochverdienten ersten Gegentreffer einleitete. Auch die Rückkehr von Joshua Kimmich ins Mittelfeld brachte nicht die erhoffte Stabilität.

Schon nach 75 Sekunden hatten die Slowaken die große Chance zur Führung, als nach einer Hereingabe von Ex-Bundesligaprofi Ondrej Duda die beiden Innenverteidiger Lubomir Satka und Milan Skriniar im Fünfmeterraum den Ball nur um Zentimeter verpassten.

DFB-Elf mit nur einer Torchance in der ersten Hälfte

Und auch die nächsten Top-Chancen gehörten den Gastgebern. Dabei parierte Oliver Baumann, der bis zur Rückkehr von Marc-André ter Stegen die deutsche Nummer eins ist, glänzend gegen Leo Sauer (21.). Die anschließende Ecke setzte Duda an den Außenpfosten (22.), ehe Sauer erneut Collins entwischte und aus spitzem Winkel zum Abschluss kam (23.).

Die von Nagelsmann geforderte Dominanz war gegen die griffigen Slowaken nicht zu erkennen, entsprechend war der Bundestrainer im weißen Polo-Shirt auf der Bank restlos bedient. Das hatte sich der 38-Jährige ganz anders vorgestellt. Zwar sorgte Maximilian Mittelstädt für den ersten Torabschluss (24.), doch quasi im Gegenzug herrschte in der Abwehr wieder Alarm. Dieses Mal ließ sich Antonio Rüdiger von Sauer düpieren, sein Schuss wurde aber von Verteidiger-Kollege Jonathan Tah abgeblockt (27.).

Die einzige echte Torchance in den ersten 45 Minuten hatte Wirtz nach einem starken Ballgewinn des Stuttgarters Angelo Stiller, doch Martin Dubravka war zur Stelle (32.). Es hätte den Spielverlauf gegen den Weltranglisten-52. auch auf den Kopf gestellt. So war der Führungstreffer für die Slowaken auch überfällig. Die Fehlerkette begann bei Wirtz und endete beim indisponierten Rüdiger, als David Strelec und Hancko mit einfachen Mitteln die deutsche Defensive aushebelten.

Rüdiger überfordert, Woltemade und Wechsel harmlos

Es war der Tiefpunkt der schlechtesten Halbzeit in der Ära Nagelsmann. So konnte es nicht weitergehen. Der überforderte Collins blieb in der Kabine, dafür kam der Leipziger David Raum ins Spiel, der aber mit Mittelstädt die Seite tauschte. Wirklich besser wurde das deutsche Spiel trotzdem nicht, mal abgesehen von der Torchance von Leon Goretzka (47.).

Denn das Abwehr-Torso um den überforderten Rüdiger war bedenklich. Ließ Strelec mit einem unplatzierten Schuss das zweite Tor erst noch liegen (54.), machte es der Mann vom FC Middlesbrough eine Minute später besser, als er Rüdiger austanzte und den Ball in den Winkel setzte.

Nagelsmann brachte in Nadiem Amiri und Karim Adeyemi weitere Offensivkräfte, doch auch das verpuffte. Im Sturmzentrum blieb 85-Millionen-Mann Nick Woltemade ohne Durchschlagskraft. Niclas Füllkrug hätte helfen können, doch der EM-Stürmer musste wegen einer Wadenverletzung kurzfristig passen. Eine echte Drangphase blieb auch aus. Der konsternierte Bundestrainer verfolgte mit verschränkten Armen die letzten Minuten.

Quelle: ntv.de, tsi/dpa/sid

Newsletter
Ich möchte gerne Nachrichten und redaktionelle Artikel von der n-tv Nachrichtenfernsehen GmbH per E-Mail erhalten.
Nicht mehr anzeigen