Zwischen Wickeltisch und olympischem Wettkampf Wenn Mamas auf Medaillenjagd gehen

In Vancouver schwanger an den Start gegangen: Amelie Kober.

In Vancouver schwanger an den Start gegangen: Amelie Kober.

(Foto: picture alliance / dpa)

Powerfrauen wie Amelie Kober und Noelle Pikus-Pace schaffen den Spagat zwischen Mutterrolle und Medaillenjagd. Die einen haben den Nachwuchs sogar bei den Olympischen Winterspielen in Sotschi dabei, die anderen werden von Zuhause angefeuert.

Sie stürzen sich kopfüber in den Eiskanal, rasen steile Hänge hinab oder wagen spektakuläre Sprünge - und ganz nebenbei sind sie auch noch Mütter. Mamas auf Medaillenjagd wie das deutsche Snowboard-Ass Amelie Kober beweisen bei den Olympischen Spielen in Sotschi, dass der Spagat zwischen Wickeltisch und Wettkampf mit Organisationstalent und Kompromissbereitschaft gelingen kann.

Wenn Kober im Parallel-Riesenslalom und -Slalom am 19. und 22. Februar um Edelmetall kämpft, fiebert Sohnemann Lorenz am heimischen Fernseher mit. "Wir haben lange überlegt", sagte die 26 Jahre alte Olympiazweite von 2006: "Aber man weiß gar nicht, ob man die Angehörigen zu Gesicht bekommt. Ich tue mich leichter, mich auf meinen Wettkampf zu konzentrieren, wenn ich weiß, meine Liebsten sind sicher zu Hause."

Kober, die beim Start vor vier Jahren in Vancouver schwanger an den Start gegangen war, ist in Sotschi die einzige deutsche Sportlerin, die die Mutterrolle mit dem Leistungssport unter einen Hut bringt. "Es hat mich wesentlich leistungsstärker gemacht, es ist vergleichbar mit Leistungssport", sagte Kober, die mit ihrem drei Jahre alten, blonden Knirps in Sotschi per Internet in Verbindung bleibt, so, wie es viele Väter unter den Athleten mit ihren Kindern auch tun. "Wir werden ganz viel skypen oder Bilder schicken", sagte Kober, die erst zum Wettkampf nach Russland reist.

Noelle Pikus-Pace mit ihrem kleinen Traycen.

Noelle Pikus-Pace mit ihrem kleinen Traycen.

(Foto: picture alliance / dpa)

Die "schnellste Mama auf Eis" geht die Sache and ers an. Die US-Skeletoni Noelle Pikus-Pace hat ihre beiden Kinder Lacee (6) und Traycen (2) nicht nur in Sotschi mit dabei, Tochter Lacee stiehlt ihrer Mutter sogar schon die Show. Beim Weltcup in Igls im Januar fuhr die Sechsjährige erstmals den Eiskanal hinunter. "Mit ihnen zu reisen, ist ein Geschenk. Es macht es einfacher, das zu tun, was ich liebe", sagte die 31-Jährige.

Dabei hatte Pikus-Pace nach den vergangenen Olympischen Spielen eigentlich bereits ihre Karriere beendet, um mehr Zeit für ihre Familie zu haben. Doch 2012 bei ihrer dritten Schwangerschaft erlitt sie eine Fehlgeburt. Ehemann Janson schlug ihr in der schwierigen Zeit danach das Comeback vor - und Pikus-Pace fuhr mit der Familie im Gepäck zurück in die Weltspitze. Die Belohnung für die Doppelbelastung soll am Freitag ihre erste Olympia-Medaille sein.

Nächstes Projekt Kinderkriegen

Eine Goldmedaille aus Vancouver hat Lydia Lassila bereits im Schrank. Die 32-jährige Australierin zeigt beim Ski-Freestyle-Springen akrobatische Kunststücke, die Sohn Kai (2) von "Down Under" aus verfolgt. "Ich mache den Sport seit 15 Jahren, es sind meine vierten Spiele, und hier bin ich immer noch, als Mutter und Titelverteidigerin", sagt Lassila fast ein wenig ungläubig: "Das ist einfach großartig."

Bereits weitaus älter ist der 13-jährige Sohn von Kanadas Fahnenträgerin Hayley Wickenheiser, doch das macht die Sache mit den Fernreisen ohne den Nachwuchs nicht einfacher. "Je älter Noah wird, desto leichter wird es für ihn - und umso schwerer für mich", sagte die 35 Jahre alte Eishockey-Olympiasiegerin. Die meisten Athletinnen können sich diese Doppelbelastung nur schwer vorstellen.

Langläuferin Claudia Nystad will das Thema aber nicht mehr auf die lange Bank schieben. "Nach der WM 2015 bin ich 37. Dann wollte ich langsam mal anfangen mit der Familienplanung. Bevor ich 40 bin, hätte ich schon gerne zwei, drei Kinder. Das wird das nächste Projekt", sagte die 36-Jährige, die zum vierten Mal bei Olympia startet. Doch erst mal ist Nachwuchs nur für den Medaillenschrank erwünscht.

Quelle: ntv.de, Jana Lange, sid

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