Technik

Kleiner Ring, große Wirkung Wie Smart-Ringe vor Herzinfarkt und Schlaganfall schützen können

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Ein Smart-Ring ist ein unauffälliges Gesundheits-Device.

Ein Smart-Ring ist ein unauffälliges Gesundheits-Device.

Health-Tracker in Form von Ringen messen 24/7 unauffällig unseren Schlaf, die tägliche Schrittzahl oder die Sauerstoffsättigung im Blut. Ein Uni-Professor hat die Smart-Ringe erforscht und erklärt, wann sie sogar vor tödlichen Herz-Kreislauf-Erkrankungen schützen.

Vollgepackt mit feinen Sensoren erfassen Smart-Ringe am Finger etliche Gesundheitsdaten. Gekoppelt mit einer Gesundheits-App geben sie so Aufschluss über das Schlafmuster, das Aktivitätslevel oder sogar - je nach Modell - über das individuelle Stresslevel.

Smart-Ringe, die die Herzratenvariabilität (HRV) erfassen können, liefern wertvolle Hinweise über chronischen Stress. Und der hat starke Auswirkungen auf die Herzgesundheit, wie Prof. Olaf Hoos von der Universität Würzburg als Leiter des dortigen Sportzentrums nachgewiesen hat.

Das verrät die Herzratenvariabilität

Die Herzfrequenz- beziehungsweise Herzratenvariabilität kann anzeigen, ob der Herzschlag elastisch reagiert bei Belastung oder auf einem immer gleichen (meist schnellen) Takt. Eine hohe Variabilität zeigt eine gute Anpassungsfähigkeit und Stressresilienz. Bei einer niedrigen HRV steigt das Risiko für eine Herz-Kreislauf-Erkrankung. Wird die HRV durch einen Smart-Ring getrackt, kommt das einem Dauer-EKG recht nahe. Die Werte sind allerdings nicht so exakt wie bei einem EKG in einem medizinischen Labor.

Im ntv.de-Interview erklärt Prof. Olaf Hoos, wie die Smart-Ringe funktionieren und welchen Nutzen sie zum Schutz von Herz und Kreislauf haben.

ntv.de: Welche Herz-Kreislauf-Probleme kann der Ring erkennen?

Prof. Olaf Hoos: Das System kann mittlerweile ganz gut ein Event erkennen, was vielleicht unpassend ist zum klassischen Herzrhythmus der Person. Es kann nicht unbedingt gut unterscheiden, was das genau ist. Aber es kann sehen: Da ist ein Problem.

Wie funktioniert das Erfassen der HRV genau?

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Der Ring sitzt relativ eng am Finger und misst über die Sensoren den volatilen Blutfluss, der bei jedem Herzschlag produziert wird. Über die sich wiederholende Pulswelle bildet es - ähnlich wie ein EKG - den Herzzyklus ab.

Welche Erfahrungen mit Smart-Ringen haben Sie in der Forschung gemacht?

Da ist vor allem der Oura-Ring, der Prototyp des Smart-Ringes. Der ist aus meiner Sicht wissenschaftlich der am besten validierte. Der ist auch schon mehrfach weiterentwickelt worden. Die optischen Sensoren werden jeden Tag besser.

Welchen Personen empfehlen Sie den Smart-Ring?

Ich würde es nicht an einer Personengruppe festmachen. Eigentlich ist es für alle relevant.

Würde mein Arzt so eine Auswertung ernst nehmen?

In der klassischen Ausbildung in der Medizin spielt die regulative Funktion noch keine große Rolle. Das ist aber ein bisschen besser geworden in den letzten Jahren. Im Prinzip würde es so ablaufen, dass man zum Arzt geht und sagt „da ist was“ und der würde dann ein EKG schreiben.

Gibt die mit dem Ring gekoppelte App brauchbare individuelle Tipps?

Es kommt darauf an, was man draus macht. Für einen selber ist es natürlich eine Hilfestellung, zu erfahren: Da ist viel Stress dagewesen und den hab ich vielleicht gar nicht so empfunden. Aus meiner Sicht geht es darum, ein bisschen stärker wieder auf den eigenen Körper zu hören. Weil viele das verlernt haben oder vielleicht nie gelernt haben.

Smart Rings getestet: Eine runde Sache?

Was können wir also aus den Messdaten ableiten?

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Gucken: Wie fühle ich mich subjektiv und wie passt das zu den Daten, die so ein Ring objektiv gemessen hat. Es ist wichtig, sich selber einzuordnen. Gerade wenn es Richtung Älterwerden geht, wo sich das eine oder andere Zipperlein und vielleicht Herz-Kreislauf-Problem häufen können. Da ist ein Smart-Ring schon etwas, was hilfreich ist.

Prof. Olaf Hoos engagiert sich im Verein IGAF (internationale Gesellschaft für autonome Funktionsdiagnostik und Regulationsmedizin), der die Analyse des autonomen Nervensystems und die entsprechenden Therapiemöglichkeiten bekannter machen möchte.

So steuert uns unser autonomes Nervensystem

Das autonome Nervensystem ist ein Teil des Nervensystems und spielt eine entscheidende Rolle in der Regulierung und Steuerung der unbewussten Körperfunktionen. Es unterteilt sich in zwei Hauptbereiche: das sympathische Nervensystem und das parasympathische Nervensystem. Beide Systeme arbeiten zusammen, um unseren Körper in einem Zustand der Balance zu halten.

Sympathisches Nervensystem für Höchstleistungen

Das sympathische Nervensystem ist verantwortlich für die "Kampf- oder Flucht"-Reaktion des Körpers. Es bereitet unseren Körper auf Stress oder Gefahrensituationen vor. Wenn es aktiviert ist, beschleunigt es die Herzfrequenz, erweitert die Bronchien (um die Sauerstoffaufnahme zu erhöhen), erweitert die Pupillen und verlangsamt die Verdauung. Es ist quasi der Teil unseres Nervensystems, der uns auf Höchstleistung bringt.

Parasympathisches Nervensystem ist wichtig für Entspannung

Im Gegensatz dazu wirkt das parasympathische Nervensystem wie ein Bremssystem. Es wird aktiviert, wenn wir uns in einer sicheren, ruhigen Umgebung befinden. Es verlangsamt die Herzfrequenz, fördert die Verdauung, entspannt die Muskeln und hilft dem Körper, Energie zu speichern.

Obwohl wir die Arbeit des autonomen Nervensystems nicht direkt kontrollieren können, zeigen Studien, dass Techniken wie Meditation, tiefe Atmung und regelmäßige Bewegung einen positiven Einfluss auf das System haben.

Quelle: ntv.de

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