Gut geschlafen? RingGo nimmt man gerne mit ins Bett
08.06.2023, 17:56 Uhr Artikel anhören
Ringgo hat in der Innenseite Sensoren, um Puls, Blutsauerstoff, Temperatur und Bewegungen zu messen.
(Foto: kwe)
Man kann zwar auch mit einer Smartwatch oder einem Fitnessarmband die Schlafqualität messen, aber viele Menschen tragen sie nachts nicht gerne im Bett. RingGo dagegen bemerkt man kaum, und der ringförmige Schlaf- und Gesundheitstracker hat noch weitere Vorteile.
Nachts eine Smartwatch zu tragen, um die Schlafqualität zu analysieren, ist nicht jedermanns Sache. Manche können damit nicht mal einschlafen, andere wachen auf, wenn sie sich das Ding ins Gesicht drücken. Mit Fitnessarmbändern verhält es sich kaum anders. RingGo nimmt man dagegen gerne mit ins Bett, denn er sieht nicht nur aus wie ein Ring, er ist auch ebenso bequem und unauffällig zu tragen. ntv.de hat ausprobiert, welche Qualitäten er noch hat.
Neu ist die Idee eines ringförmigen Schlaf- und Gesundheitstrackers nicht. Oura bietet so ein Wearable schon seit 2013 an. Der finnische Marktführer verlangt dafür aber mindestens 430 Euro, während der deutsche Neuling bereits für 150 Euro zu haben ist. Man darf davon ausgehen, dass die schwäbische Skyteam Smart Solution GmbH, die überwiegend mit Satelliten-TV und Kabel-TV-Technik ihre Brötchen verdient, vom Erfolg des Oura inspiriert wurde. Warum auch nicht, Konkurrenz belebt das Geschäft.
Robust und hochwertig verarbeitet
Optisch erinnert der RingGo stark an den NFC-Bezahlring Pago, und er ist auch ähnlich robust. Der Innenring besteht aus Edelstahl, die Oberfläche ist aus Zirkon-Keramik. Der RingGo ist außerdem nach IPX8 wasserdicht. Im Test hat er bisher keinen Kratzer eingefangen, auch der Kontakt mit Hantelstangen konnte ihm nichts anhaben. Bei einem Badeausflug blieb er beim Schwimmen und am Sandstrand immer am Finger, ohne Schaden zu nehmen.
An der Verarbeitung ist also schon mal nichts auszusetzen. Sollte doch mal ein RingGo durch eigenes Verschulden kaputtgehen, bietet der Hersteller an, ihn für rund 60 statt 119 Euro ohne Ladebox zu ersetzen.
Gute Ausdauer
Angeboten wird der Ring-Tracker in sieben Größen in den Farben Weiß oder Schwarz. Je nach Größe wiegt er 4,8 bis 5,4 Gramm. Sein Akku hält drei bis fünf Tage, je nachdem, wie oft man die gesammelten Daten abruft. Aufgeladen wird der Ring in einer kleinen Plastikbox. Sie wirkt nicht so stabil wie der Tracker, allerdings bleibt sie für gewöhnlich ja auch zu Hause.
Ein leerer Ring ist in etwa 45 Minuten im Case aufgetankt, das Reserven für fünf Komplettladungen speichern kann. Im Test hat sich herausgestellt, dass es ausreicht, den Ring in die Box zu legen, wenn man duscht. Weitere Lade-Pausen sind dann unnötig.
Genaue Messwerte
Mit seinen Sensoren kann der RingGo Schlafphasen (Leicht-, Tief- und REM-Schlaf), Herzfrequenz, Blut-Sauerstoffsättigung, Hauttemperatur und die Anzahl der Schritte tracken. Die Daten übermittelt er über Bluetooth 5,2 an die zugehörige App (iOS oder Android). Um Strom zu sparen, verbindet sie sich nur, wenn man sie öffnet. Die Daten von Nutzern der deutschsprachigen App werden laut Hersteller ausschließlich auf Amazon-Servern in Deutschland gespeichert.
Der Test ergab im Vergleich mit den Werten anderer Tracker, dass der RingGo ziemlich genau misst. Im Zweifel kann man eher seinen Werten vertrauen als denen einer Smartwatch. Der Hersteller liegt offensichtlich richtig, wenn er schreibt, dass ein Ring-Tracker genauer misst, da "die Haut an den Fingern dünner ist und mehr Blutgefäße hat, als das Handgelenk mit seinen Knöcheln, Muskeln, Haaren und gegebenenfalls Tätowierungen".
Schwacher Trainingspartner
Auch die gemachten Schritte zählt der Ring recht gut, obwohl da die Position am Finger kein Vorteil ist. Im Gegenteil: Ein Algorithmus muss den Unterschied zwischen aktivem Laufen oder Gehen und dem Tippen auf einer Tastatur und anderen Bewegungen unterscheiden können. Als Trainingspartner ist der RingGo aber nur bedingt geeignet, da die App lediglich den ungefähren Kalorienverbrauch und Aktivitäten allgemein erkennt. Man kann die ermittelten Werte auch (noch) keiner Fitness-App wie Fitbit übergeben.
Die Werte werden übersichtlich aufbereitet. Es gibt eine aktuelle Übersicht und man kann Daten pro Tag, Monat oder Woche aufrufen. Die Schlafphasen kann man allerdings nur tageweise abrufen. Blut-Sauerstoff, Hauttemperatur und Herzfrequenz sind auch in Echtzeit zu sehen.
Keine Analyse und Warnungen
Im Gegensatz zur Oura-App versucht die RingGo-App ansonsten nicht, die ermittelten Daten zu analysieren und gibt Nutzern auch keine Ratschläge. Warnungen bei kritischen Werten gibt es ebenfalls nicht. Noch nicht, denn möglicherweise kommen solche Funktionen mit zukünftigen Updates.
Bisher gibt RingGo lediglich auf seiner Website Hinweise, was bestimmte Werte bedeuten könnten. Beispielsweise kann eine gesunkene Hauttemperatur auf Stress hinweisen. RingGo rät dann, zusätzlich die Herzfrequenz-Daten anzuschauen, da im Zusammenspiel Stressfaktoren leichter zu erkennen seien. Kann man machen. Besser wäre es, die App würde das erledigen.
Noch wichtiger wäre eine Analyse und Warnungen bei einer zu niedrigen Sauerstoffsättigung im Blut, da sie unter anderem ein Anzeichen für eine Schlafapnoe sein könnte. Schlechte Werte können außerdem zu Luftnot, Kurzatmigkeit, Angst und Unruhe, Herzrhythmusstörungen und Blutdruckanstieg führen.
Im Zweifel zum Arzt
Ob man beim Schlaf-Tracking Ratschläge braucht, ist eine andere Sache - die aufgezeichneten Werte sprechen weitgehend für sich, und warum man kaum Tiefschlaf gefunden hat, weiß man meist besser als irgendwelche Algorithmen. Hat man vor einer unruhigen Nacht beispielsweise zum Abendessen eine Wagenrad-Pizza mit drei Glas Wein heruntergespült, liegt es nahe, dies in Zukunft besser sein zu lassen.
So oder so ersetzen Gesundheitstracker nicht den Arzt. Bei verdächtigen/unerklärlichen Werten sollte man immer professionellen Rat suchen.
Fazit
Der RingGo erledigt seine Aufgaben grundsätzlich gut. Die gemessenen Werte sind genau und werden in der App übersichtlich aufbereitet. Die Ausdauer ist gut, der Tragekomfort sehr gut. Das Preis-Leistungs-Verhältnis kann sich ebenfalls sehen lassen. Allerdings fehlen Analyse- und Warn-Funktionen, die hoffentlich noch nachgeliefert werden. Schön wäre es auch, wenn man den Ring besser zum Trainieren nutzen könnte.
Quelle: ntv.de