Italiener haben wenig Zutrauen in ihren Staat, ihr Gemeinschaftssinn gilt dem Vertrauten. Umso überraschender ist ihre Disziplin in der Corona-Krise. Beim Wiederaufbau ist nun die Politik am Zug. Doch die Regierung hat kein Konzept und setzt auf eine Karte, die sie gar nicht in der Hand hält. Eine Analyse von Udo Gümpel
Viele Italiener sind empört darüber, dass Deutschland sich nicht auf gemeinsame Schulden unter dem Dach von Coronabonds einlassen will. Gegen die aufgeheizte Stimmung, die auch Nazi-Vergleiche nicht scheut, wendet sich nun eine der größten Zeitungen des Landes.
Um die gesamteuropäische Wirtschaft nach der Corona-Krise wieder anzukurbeln, stellt die EU-Kommission wohl einen Fonds von bis zu 1,5 Billionen Euro in Aussicht. Aus Brüssel heißt es, der Haushalt müsse im Mittelpunkt des Wiederaufbaus stehen. Man sei offen für alle Optionen - außer für Euro-Bonds.
Um besonders betroffene Mitgliedsstaaten in der Coronavirus-Krise zu unterstützen, stellt die EU eine halbe Billion Euro zur Verfügung. Vor allem Italien und Spanien dürften aufatmen. Von Eurobonds ist derweil keine Rede.
Haushaltspolitiker von CDU und CSU protestieren mit drastischen Warnungen gegen Hilfsmaßnahmen in Form von Corona-Bonds. Durch die Vergemeinschaftung der Schulden würde der Bundestag quasi entmachtet.
Im Kampf gegen die Folgen der Coronavirus-Pandemie fordern Italien, Spanien und Frankreich sogenannte Eurobonds. Wie funktionieren die? Warum gibt es so viel Widerstand dagegen? Welche Alternativen gibt es?
Im Interesse Italiens sollte das von der Coronavirus-Pandemie schwer getroffene Land jede Hilfe bekommen - aber keine Eurobonds. Stattdessen braucht das Land einen Moment der Wahrheit und der nähert sich jetzt. Ein Kommentar von Udo Gümpel
In der Corona-Krise geht es Euro-Ländern wie Italien und Spanien wirtschaftlich besonders schlecht. Sie setzen auf die Solidarität Deutschlands oder auch der Niederlande - und fordern Corona-Bonds. Auch die Chefs von OECD und DIW plädieren dafür.
In Italien, Spanien und Frankreich werden die Rufe nach Corona-Bonds lauter. Die Bundesregierung bleibt aber bei ihrem Nein. Olaf Scholz und Heiko Maas schlagen ein Bündel anderer Maßnahmen vor.
Wie soll Europa nach den Verwerfungen durch die Corona-Krise wieder zurück zu einigermaßen geordnete Verhältnisse kommen? Mehrere Länder wollen dafür eine gemeinsame Schuldenaufnahme. Kurz vor neuen Beratungen auf EU-Ebene sind die Fronten verhärten.
Bundeskanzlerin Merkel lehnt Eurobonds zum jetzigen Zeitpunkt entschieden ab. Doch nicht alle in ihrer Partei sind der gleichen Meinung. In der CDU mehren sich die Stimmen, die eine gemeinsame Krisenanleihe für sinnvoll halten.
Der ehemalige italienische Wirtschaftsminister Calenda appelliert an die "deutschen Freunde", Eurobonds zuzustimmen. Dabei schlägt er im Interview mit ntv.de einen besonderen Weg vor und erinnert an die Geschichte.
Wie kann den Ländern, die die Corona-Krise besonders hart trifft, am besten geholfen werden? Der Chef des europäischen Rettungsfonds ESM will ihnen Milliarden bereitstellen. Er glaubt: Dies ist schneller, als neue Instrumente zu schaffen.
Viele Ökonomen halten es für die beste Lösung, wenn die Euroländer gemeinsam Schulden aufnehmen, um gegen die Wirtschaftskrise zu kämpfen. Vor allem in Deutschland stößt die Vorstellung, etwa für Italien mitzuhaften, auf Widerstand. Doch die Forderung nach sogenannten Euro-Bonds wird immer lauter.
Die Wall Street hat in der vergangenen Woche die besten drei Handelstage in Folge seit 1933 hingelegt, auch der Dax hat sich nach dem Corona-Crash leicht erholt. Aber wie nachhaltig ist das? Sind Eurobonds ein Schritt aus der Krise?
Dass hoch verschuldete Staaten in der Corona-Krise Milliardenhilfen verteilen, findet der italienische Wirtschaftswissenschaftler Alesina genau richtig. Es dürfte sogar noch mehr Geld sein, findet er. Die Vergemeinschaftung der Staatsschulden ist für ihn jetzt nicht mehr tabu.