Wirtschaft

Weil Schlachter fehlen Britische Bauern keulen Hunderte Schweine

Schweinefarmer machen am Rande der Konferenz der Konservativen auf ihre Lage aufmerksam.

Schweinefarmer machen am Rande der Konferenz der Konservativen auf ihre Lage aufmerksam.

(Foto: REUTERS)

In Großbritannien fehlen nicht nur Kraftfahrer. Auch in den Schlachthäusern ist nach dem Brexit das Personal knapp. Die ersten Schweinebauern sehen sich gezwungen, ihr Vieh zu keulen, weil ihre Ställe aus allen Nähten platzen. Die Sondervisa-Aktion der britischen Regierung läuft derweil nur schleppend an.

Weil ein eklatanter Mangel an Schlachtern in Großbritannien zu übervollen Schweineställen führt, haben die ersten Bauern nun mit Keulungen begonnen. Etwa 600 gesunde Tiere, die man nicht habe zum Schlachthof bringen können, seien getötet worden, teilte der Schweinebauernverband National Pig Association mit. Zwar gebe es noch keine Massenkeulungen, aber die Maßnahme zeige, dass die Krise Folgen habe.

Der Verband warnt, dass bis zu 120.000 Schweine gekeult werden müssten, falls nicht bald mehr Personal eingestellt werde. Für viele Bauern sei es äußerst belastend, die Schweine grundlos zu töten, sagte der Sprecher. Viele holten sich Hilfe von außerhalb.

In Großbritannien fehlen in vielen Branchen Fachkräfte, auch in der Fleischverarbeitung. Das liegt auch an den Folgen des Brexits, da viele Arbeiter vor allem aus Osteuropa während der Corona-Pandemie das Land verlassen haben, neue strenge Immigrationsregeln nun aber die Einreise für Arbeitssuchende erschweren. Schlachthöfe können wegen der fehlenden Spezialisten den Schweinebauern nicht mehr genug Tiere abnehmen, weshalb auf den Farmen der Platz knapp wird.

Sondervisa sind Ladenhüter

Die Regierung will nun unter anderem 5000 Lastwagenfahrer und 5500 Spezialisten für die Geflügelverarbeitung aus dem Ausland mit Sondervisa ins Land holen. Das reicht aber nach Schätzungen der Wirtschaft bei weitem nicht aus. Und die Anwerbeversuche sind nicht besonders erfolgversprechend angelaufen. Wie Premierminister Boris Johnson der BBC am Dienstag am Rande des Parteitags der Konservativen in Manchester sagte, hat die Regierung bislang nur 127 Anträge auf ein Sonderkontingent an Arbeitserlaubnissen erhalten.

Die geringe Zahl der Anträge sei eine "fantastische Illustration des Problems", das der Treibstoffkrise in Großbritannien zugrunde liege, so Johnson weiter. Die Regierung habe den Spediteuren gesagt: "Gebt uns die Namen der Fahrer, die Ihr herbringen wollt, und wir kümmern uns um die Visa." Diese hätten aber nicht genügend Kandidaten genannt, um das Kontingent zu füllen. Seit Montag ist in London und Südengland die Armee im Einsatz, um die Nachschubprobleme an den Tankstellen zu lindern

Forderungen nach einer generellen Lockerung der Migrationsregeln erteilte Johnson erneut eine Absage. "Das Lieferkettenproblem wird überwiegend durch die wirtschaftliche Erholung verursacht", sagte er. Der Fahrermangel sei ein globales Problem. Die Logistikfirmen würden die Krise bald in den Griff bekommen, versprach er. Er wolle aber nicht zum "gescheiterten Wirtschaftsmodell" vor dem Brexit zurückkehren, das auf der Einwanderung von "Niedriglöhnern" und "Geringqualifizierten" fußte.

Quelle: ntv.de, ino/AFP/dpa

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