"Wir sind noch nicht am Ende" Bundesbankchef fordert weitere Zinssprünge
09.05.2023, 16:08 Uhr Artikel anhören
Die Zinsen sollten steigen und werden dann erstmal auf hohem Niveau verharren, meint Bundesbankchef Nagel.
(Foto: picture alliance / Ulrich Baumgarten)
Der Bundesbankchef denkt auch beim Wochenendeinkauf im Supermarkt über die Inflation nach. An der Entwicklung der Butterpreise erläutert Nagel, dass der Höhepunkt der Teuerung erreicht ist. Doch die Zinsen müssten trotzdem weiter steigen.
Bundesbankpräsident Joachim Nagel sieht den Höhepunkt der Teuerung überschritten und plädiert zugleich für höhere Leitzinsen. "Wir sind noch nicht am Ende", sagte Nagel der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung". "Die Zinsen sollten noch weiter steigen", fügte der Bundesbank-Chef hinzu. Die Inflation sei extrem hoch. Nagel erklärte, er hätte sich bei der jüngsten Zinserhöhung der EZB einen größeren Zinsschritt vorstellen können - und zwar um 0,5 statt der beschlossenen 0,25 Prozentpunkte. Einschließlich des EZB-Beschlusses, die Notenbankbilanz schneller als geplant zu verkürzen, sei die Entscheidung aus seiner Sicht aber "in Ordnung".
Auf dem anstehenden Treffen der sieben wichtigsten Industrieländer (G7) in Japan will Nagel ansprechen, dass es international neue Vorkehrungen brauche, um Banken für den Fall, dass sich Gerüchte über Schieflagen von Instituten mit hoher Geschwindigkeit in den sozialen Netzwerken verbreiten, einen gewissen Schutz zu bieten. Das Bankenbeben habe gezeigt, dass digitales Banking und soziale Netzwerke das Tempo für einen Bankrun, einen Ansturm auf die Banken also, enorm erhöhen könnten. "Falschinformationen im Netz, die gegen eine Bank eingesetzt werden, kann man durch gezielte und sehr schnelle Richtiginformation entgegenwirken", sagte Nagel. Das könnten die Banken selber machen, aber im Notfall sei auch die Aufsicht gefordert.
"Kann noch bis Anfang 2025 dauern"
Seinen Eindruck, dass die Teuerung ihren Gipfel erreicht habe, begründete Nagel auch mit seinen häufigen Einkäufen für das Wochenend-Frühstück der Familie. Dabei kaufe er Eier, Schokoaufstrich und Butter. "Bislang sind die Teuerungsraten für Nahrungsmittel noch hoch, zum Beispiel bei Eiern. Aber ich habe gemerkt, wie die Butter voriges Jahr erst sehr teuer wurde und jetzt wieder günstiger. Insgesamt liegt der Höhepunkt der Teuerung hinter uns", sagte Nagel der FAZ.
Dennoch riet der Bundesbankchef den Verbrauchern zu Geduld. "Die Inflation wird merklich sinken. Aber es kann wohl noch bis Anfang 2025 dauern, bis die harmonisierte Inflationsrate in Deutschland wieder nachhaltig eine Zwei vor dem Komma hat." Auch beim Zinsniveau erwarte er keine schnellen Rückschritte. Wenn die Währungshüter ein hinreichend hohes Zinsniveau erreichen hätten, "dann müssen wir vermutlich erstmal einige Zeit darauf verharren".
Quelle: ntv.de, mau/rts