
Micron ist der größte Hersteller von Speicherchips in den USA. Der Konzern aus Idaho erwirtschaftet bisher etwa elf Prozent seines Umsatzes in China.
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China verbietet seinen großen Unternehmen, Chips beim US-Hersteller Micron Technology zu kaufen. Selbst wenn der Konzern die Entscheidung einigermaßen wegstecken könnte, sendet das Verbot laut Expertin Hmaidi ein Warnsignal an alle westlichen Anbieter.
Es ist die erste folgenschwere Maßnahme gegen einen amerikanischen Halbleiterkonzern: Peking verbietet großen chinesischen Unternehmen den Kauf beim US-Konzern Micron Technology. Die chinesische Cyberspace-Verwaltung CAC teilte mit, dass ihre Überprüfung der Micron-Produkte "erhebliche Sicherheitsrisiken" ergeben habe. Die Behörde warnte die Betreiber wichtiger chinesischer Informationsinfrastrukturen daraufhin vor dem Kauf der Produkte des Unternehmens. Darunter fallen etwa Telekommunikationsunternehmen und staatliche Banken. Auch der E-Commerce-Riese Alibaba ist ein Abnehmer der wichtigen Speicherchips.
"Die Einschätzung der CAC ist sehr deutlich politisch motiviert und könnte schon bestehende Trends im Chip-Konflikt weiter beschleunigen", sagt Antonia Hmaidi, Analystin beim Mercator Institut für Chinastudien, ntv.de. Zwar sei das Ergebnis der Überprüfung "keine große Überraschung". Ihrer Einschätzung nach könnte die Entscheidung westlichen Anbietern aber das Signal senden: Der chinesische Markt und chinesische Umsätze sind nicht sicher - selbst wenn sich Unternehmen an die amerikanischen Exportbeschränkungen halten.
Micron ist offensichtliches Ziel für Peking
Micron ist der größte Hersteller von Speicherchips in den USA. Der Konzern aus Idaho erwirtschaftet laut Hmaidi bisher etwa elf Prozent seines Umsatzes in China. Analysten sehen in Micron ein offensichtliches Ziel für Peking, da die Technologie des US-Konzerns leicht durch Chips der südkoreanischen Rivalen Samsung und Sk Hynix ersetzt werden könnten. Hmaidi hält es darüber hinaus für möglich, dass sich auch chinesische Firmen, die gar keine kritische Informationsinfrastruktur bereitstellen, jetzt gegen Micron entscheiden könnten.
Vor dem Hintergrund, dass Micron mit der japanischen Regierung ein 15-Milliarden-Dollar schweres Abkommen geschlossen hat, könnte das Verbot für das US-Unternehmen allerdings etwas weniger schwer wiegen. "Der Verlust des chinesischen Marktes könnte für Micron durch neue Märkte kompensiert werden, wenn andere alliierte Staaten das Unternehmen dafür mehr unterstützen", sagt Hmaidi.
Der US-Halbleiterhersteller teilte mit, über die Prüfung informiert worden zu sein. Das Unternehmen werde das Gespräch mit der zuständigen Behörde suchen. "Wir werten die Schlussfolgerung aus und überlegen, wie wir weiter vorgehen", teilte der Konzern mit. Außerdem freue sich das Unternehmen darauf, "weiterhin mit den chinesischen Behörden zu diskutieren." Verhandlungen zwischen Micron und den Behörden schätzt Hmaidi dabei nicht als besonders erfolgversprechend ein. "Gespräche zwischen der chinesischen und der amerikanischen Regierung würden deutlich wahrscheinlicher zum Erfolg führen." Darüber hinaus hält sie eine Umkehr der Entscheidung für sehr unwahrscheinlich.
"Maßnahme steht im Widerspruch zu Beteuerungen"
Das chinesische Verbot kommt knapp zwei Monate, nachdem Peking eine Untersuchung der Importe von Micron angekündigt hatte. Sie gilt als Vergeltungsmaßnahme für die Bemühungen der USA, Chinas Zugang zu Schlüsseltechnologien zu beschränken. Erst im Oktober vergangenen Jahres hatte Washington weitreichende Exportkontrollen für Chips eingeführt.
Die Einschätzung der CAC unterstreicht die angespannten Beziehungen zwischen Peking und Washington. Das US-Handelsministerium erklärte, es lehne die Maßnahmen entschieden ab. "Diese Maßnahme sowie die jüngsten Angriffe auf andere amerikanische Unternehmen stehen im Widerspruch zu den Beteuerungen der VR China, ihre Märkte zu öffnen und sich für einen transparenten Rechtsrahmen einzusetzen", so das Handelsministerium.
Die G7-Staats- und Regierungschefs hatten zuvor während des jährlichen Treffens ihre Bereitschaft zu einer "konstruktiven und stabilen Beziehung" zu China betont. Gleichzeitig zählten sie die Volksrepublik aber wegen ihrer Menschenrechtslage, einer "nicht marktkonformen" Wirtschaftspolitik und der angespannten Situation im Ost- und Südchinesischen Meer an.
Quelle: ntv.de