
Jared Kushner ist Trumps Schwiegersohn und Chefberater - und verwischte Spuren zu Banken und Großinvestoren.
(Foto: REUTERS)
US-Präsident Trump hat seinen Schwiegersohn zum Chefberater gemacht. Nun kommt heraus: Jared Kushner ist nicht nur Geschäftspartner von George Soros und Goldman Sachs. Er hat versucht, diese Verbindungen zu verschleiern.
Dass Jared Kushner ein reicher Mann ist, war auch vor der US-Präsidentschaftswahl bekannt. Doch erst nachdem Kushners Schwiegervater Donald Trump ins Weiße Haus eingezogen ist, kommt scheibchenweise heraus, mit wem der Spross einer New Yorker Immobiliendynastie diskrete Geschäfte macht - mit der reichsten Familie Israels zum Beispiel. Nun kommt ein weiteres Puzzleteil hinzu: Welchen Interessen Kushner womöglich an der höchsten Schaltstelle der US-Politik dient.
Trump hat seinen Schwiegersohn zum Chefberater erkoren. Als inoffizieller Ansprechpartner managt er hinter den Kulissen nicht nur die US-Beziehungen zu Mexiko und China. Als Leiter des Büros für amerikanische Innovation soll er die US-Regierung entbürokratisieren. Und als Sondergesandter ist er für nichts weniger als den Frieden im Nahen Osten zuständig.
Eigentlich ist es ganz einfach: Als offizieller Mitarbeiter im Weißen Haus muss Kushner wie jeder andere Beamte offenlegen, wo er sein Geld investiert hat und sich aus allen Regierungsangelegenheiten heraushalten, die seine persönlichen finanziellen Interessen berühren. Doch offenbar nimmt Kushner diese Vorschriften nicht so ernst.
Deals mit Soros und Goldman Sachs
Laut "Wall Street Journal" (WSJ) unterhält Kushner bislang unbekannte Geschäftsbeziehungen zur Investmentbank Goldman Sachs, zu Tech-Milliardär Peter Thiel, der einer von Donald Trumps engsten Wirtschaftsberatern ist, und zu Investorenlegende George Soros. Mit allen drei Größen der Finanzwelt ist Kushner über ein Immobilien-Startup namens Cadre verbunden, das er in New York gegründet hat. Soros, Thiel und ein Goldman-Fonds haben investiert.
Cadre ist laut "WSJ" nur eine von mehreren Beteiligungen, die Kushner bei seinem Eintritt in die US-Administration nicht offengelegt hat. Auf die Schliche gekommen ist ihm die Zeitung nur durch die Auswertung von Finanzberichten und Interviews mit Insidern. Denn Trumps Schwiegersohn hat sein Investment getarnt: Die Beteiligung an Cadre hält er über eine nichtssagende Firma namens BFPS Ventures LLC. Die hat Kushner zwar wie vorgeschrieben angegeben - allerdings ohne Cadre zu erwähnen. BFPS halte New Yorker Immobilien im Wert von rund 50 Millionen Dollar, hieß es stattdessen lapidar. Und: "Vermögenswerte mit Interessenkollisionen wurden verkauft."
Laut seiner Anwältin will Kushner die Beteiligung an dem Startup bald in einer geänderten Fassung seines Offenlegungsberichts ausweisen. Zudem habe er das Investment längst gegenüber der US-Ethikbehörde erwähnt, seinen Anteil verringert und sei aus dem Vorstand zurückgetreten, sagte sie dem "WSJ". Illegal ist das nicht. Nur wurden solche Investments bisher veröffentlicht, ohne dass eine Zeitung Druck machen musste.
Am Tropf von Deutsche Bank und UBS
Intransparenz hat bei Kushner offenbar Methode. Auch viele andere Vermögenswerte lassen sich laut "WSJ" mit den Angaben in seinem Formular nicht genau identifizieren, weil sie in nichtssagenden Firmenhüllen stecken. Unerwähnt ließ Kushner auch, dass seine Unternehmen und Liegenschaften mit mindestens einer Milliarde Dollar bei Deutscher Bank, UBS und anderen Geldhäusern in der Kreide stehen. Für 300 Millionen Dollar davon hat Kushner laut "WSJ" sogar persönlich gebürgt.
Die Finanzbranche hätte also große Hebel, um Kushner falls nötig zu beeinflussen. Seine Geschäfte könnten ihn eines Tages noch in die Bredouille bringen. Denn ein Verstoß gegen die Anti-Korruptionsregeln wird laut US-Gesetz mit Geldstrafe oder bis zu fünf Jahren Haft bestraft.
Der Hauch von Korruption
Angeblich will sich Kushner deshalb nun aus Regierungsentscheidungen, die seine Gläubiger und sein Vermögen betreffen, wie vorgeschrieben heraushalten. Kontrollieren kann das keiner außer Kushner selbst. Von mehr als 80 Beteiligungen hat er sich seit seinem Einzug ins Weiße Haus zwar getrennt. An mehr als 200 im Gesamtwert von mindestens 116 Millionen Dollar will er aber festhalten, vor allem Apartments und Bürogebäude überall in den USA.
Kushner weigert sich wie sein Schwiegervater Donald Trump, sein Restvermögen in einen blinden Fonds zu stecken, um jedem Anschein entgegenzutreten, der Hauch von Korruption wehe durchs Weiße Haus. Trump ist dazu rechtlich auch nicht verpflichtet. Deshalb kann er die gefährliche Vermischung von Geschäft und Politik ungeniert ausleben: Er wurde US-Präsident und blieb Besitzer seines milliardenschweren Immobilien-Imperiums. Er setzt seine Macht unverhohlen zur Bereicherung seiner Familie ein, verteidigt vom höchsten Amt des Staates aus sogar die Modelinie seiner Tochter. Für Präsident Trumps Interessenkonflikte macht das Gesetz eine Ausnahme. Sein Schwiegersohn und Chefberater kommt vielleicht nicht so leicht davon.
Quelle: ntv.de