Hoffnungen auf Kriegsende Fed-Wende sorgt an Wall Street für kurzen Schluckauf
16.03.2022, 21:30 Uhr
An der Wall Street geht es vorerst weiter nach oben.
(Foto: picture alliance / ASSOCIATED PRESS)
Die US-Notenbank hat die lang erwartete Zinswende eingeleitet. Dem moderaten ersten Schritt werden wohl noch einige in diesem Jahr folgen. Allerdings zeichnet die Notenbank das Bild einer soliden Wirtschaft. Positiv aufgenommene Signale aus Kiew und Moskau sorgten bei den Händlern dann für zusätzliche Kauflaune.
Die Wall Street hat am Tag der Zinswende an die Vortagesgewinne angeknüpft. Die US-Notenbank hatte ihre Geldpolitik gestrafft und eine Reihe weiterer Zinserhöhungen in diesem Jahr in Aussicht gestellt, um die hohe Inflation im Land einzudämmen. Der Leitzins stieg wie weithin erwartet um 25 Basispunkte. Es war die erste Zinserhöhung seit Dezember 2018. Etwas überraschend kam die Projektion, dass die meisten US-Notenbanker von sechs weiteren Zinsanhebungen noch im laufenden Jahr ausgehen.
Nach einem kurzen Moment des Schreckens und einem Ausflug ins Minus erholte sich die Wall Street im Anschluss an die Zinsentscheidung schnell wieder. Denn US-Notenbankgouverneur Jerome Powell skizzierte ein rosiges Bild der US-Konjunktur. "Da die Arbeitslosigkeit im Zielbereich liegt und das BIP sich gut entwickelt, stehen Inflationssorgen im Mittelpunkt des Interesses", sagte Marktstratege Jason Brady von Thornburg Investment. Die Inflation stelle die größere Bedrohung für die US-Wirtschaft dar als moderat steigende Zinsen, hieß es weiter.
Hoffnungen im Ukraine-Krieg
Für den Dow-Jones-Index ging es um 1,5 Prozent auf 34.063 Punkte nach oben. Der breiter gefasste S&P-500 erhöhte sich um 2,2 und der technologielastigere Nasdaq-Composite rückte um 3,8 Prozent vor. Die Nasdaq wurde von der chinesischen Rally im Technologiesektor gestützt. Befeuert wurde der Aktienmarkt von Hoffnungen auf ein Ende des Ukraine-Krieges. Sowohl der russische Außenminister Sergej Lawrow als auch der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj bestätigten eine Annäherung der Positionen.
Händler warnten jedoch vor zu viel Optimismus, denn die russischen Streitkräfte setzten ihre Angriffe mit unverminderter Härte fort. US-Präsident Joe Biden versprach nach einer Video-Schalte von Selenskyi vor dem US-Kongress eine Militärhilfe von einer Milliarde Dollar.
Einen positiven Impuls lieferten zudem Aussagen der chinesischen Regierung. Diese hatte sich zu stabilen Finanzmärkten bekannt, was an den asiatischen Börsen für kräftige Kursgewinne gesorgt hatte. Außerdem kündigte China Maßnahmen zur Unterstützung der heimischen Wirtschaft an.
Der Dollar stand mit den jüngsten Verhandlungen zwischen der Ukraine und Russland unter Druck. Der Dollar-Index gab 0, Prozent nach, nachdem er sich mit der Zinserhöhung zwischenzeitlich deutlich erholt hatte. Damit sei der Dollar als Fluchtwährung in Krisenzeiten weniger gefragt, sagte Swissquote-Analystin Ipek Ozkardeskaya.
Foxconn arbeitet wieder - Apple steigen
Die Entwicklungen um die Ukraine bremsten die Ölpreise. Zudem waren die US-Rohöllagerbestände auf Wochensicht gestiegen, was ebenfalls auf den Preisen lastete. Denn Analysten hatten einen Rückgang vorhergesagt.
Am Rentenmarkt fielen die Kurse mit der Zinserhöhung - auch die Hoffnung auf eine Entspannung in der Ukraine drückte auf die Notierungen, die Renditen legten somit zu. Trotz gestiegener Marktzinsen legte der Goldpreis zu - gestützt von der Dollarschwäche.
Für die Apple-Aktie ging es um 2,9 Prozent aufwärts. Foxconn, größter Auftragsfertiger von Apples iPhones, hatte die Produktion in ihren Fabriken in der chinesischen Stadt Shenzhen teilweise wieder aufgenommen. Ein Covid-19-Ausbruch und ein Lockdown der Stadt hatten diese Woche das Unternehmen und andere Hersteller dazu veranlasst, den Betrieb dort einzustellen.
Bei Eastman Kodak (6,2 Prozent) wurden die Geschäftszahlen positiv aufgenommen. Das Unternehmen hatte für 2021 eine Umsatzsteigerung und die Rückkehr in die Gewinnzone vermeldet. Die Wehrtechnikaktien von Lockheed Martin büßten 6,1 Prozent ein - belastet von Hoffnungen auf eine diplomatische Lösung im Ukraine-Krieg. Die Papiere von NortonLifeLock rutschten um 13,3 Prozent ab. Die britische Wettbewerbsbehörde will die geplante Übernahme von Avast eingehend untersuchen.
Quelle: ntv.de, jwu/DJ