"Es geht um Milliarden Euro" Kommunen fordern "mehr politischen Mut"
16.07.2021, 12:44 Uhr
Vor allem mit Blick auf kleinere Flüsse und Bäche besteht Verbesserungsbedarf. Am effektivsten sei es, flussnahe Besiedlungen komplett zurückzufahren, sagt der Hydrologe Bruno Merz vom Helmholtz-Zentrum Potsdam.
(Foto: picture alliance/dpa)
Angesichts eines Milliardenschadens durch die Hochwasserkatastrophe fordert der Deutsche Städte- und Gemeindebund, den Klimaschutz zu beschleunigen. Menschen müssten besser auf Extremsituationen vorbereitet werden, Klimaschutzmaßnahmen aber auch über wirtschaftlichen Interessen stehen.
Der Deutschen Städte- und Gemeindebund rechnet nach der Hochwasserkatastrophe in den vergangenen Tagen mit einer hohen Schadenssumme. "Es geht nach dem Schadensbild um Milliarden Euro", zitiert das Magazin "Kommunal" Gerd Landsberg, Hauptgeschäftsführer des Deutschen Städte- und Gemeindebundes. Jetzt müsse es darum gehen, "den Menschen, die teilweise alles verloren haben, aber auch den betroffenen Kommunen, deren Infrastruktur zerstört ist, schnell und unbürokratisch zu helfen." Man vertraue hier auf die Zusagen des Bundes und der betroffenen Länder.
Landsberg betonte dabei, dass die Katastrophe auch ein klares Signal für mehr Klimaschutz und mehr zivilen Katastrophenschutz sei. "Dazu gehört, die Bevölkerung mehr und besser auf solche Extremsituationen vorzubereiten und dies auch einzuüben." Notwendig sei aber auch "mehr politischer Mut". Dazu gehöre, mehr Überschwemmungsräume entlang Flüssen gegen wirtschaftliche und Bürgerinteressen einzuräumen, so Landsberg.
Die Kommunen hatten sich erst kürzlich für ein Klimaschutz-Beschleunigungsgesetz ausgesprochen, das die Umsetzung von entsprechenden Maßnahmen erleichtern soll. Notwendig sei neben gesetzlichen Regelungen auch eine Kommunikationsstrategie, welche die Veränderungsbereitschaft bei den Menschen stärke. "Klimaschutz wird die zentrale Herausforderung in der neuen Legislaturperiode sein", sagte der Präsident des Deutschen Städte- und Gemeindebundes, Ralph Spiegler. Die Entscheidung des Bundesverfassungsgerichts, die Lebensgrundlage der zukünftigen Generationen deutlicher zu schützen, habe das nochmals betont.
Dreyer: "Mit Hochdruck an Veränderung arbeiten"
"Wir müssen den Klimaschutz nach vorne treiben", forderte auch die Ministerpräsidentin von Rheinland-Pfalz, Malu Dreyer, am Morgen im ZDF. "Wer jetzt noch nicht begriffen hat, dass der Klimawandel seine Folgen hat, dem kann man nicht mehr helfen. Wir sind alle aufgefordert zu handeln, und zwar sehr, sehr schnell." Die Katastrophe sei "mehr als ein Hinweis dafür, dass wir schneller die erneuerbaren Energien ausbauen müssen, dass wir die Rahmenbedingungen dafür brauchen, dass wir mit Hochdruck an der Veränderung arbeiten müssen."
Der Hydrologe Bruno Merz vom Helmholtz-Zentrum Potsdam sagte im Deutschlandfunk, die Wahrscheinlichkeit für derartige Extremereignisse sei gestiegen und werde in Zukunft auch weiter steigen. "Da lässt sich sicherlich eine Verbindung zum Klimawandel herstellen", so Merz. Wegen der Erderwärmung stünde mehr Wasser für Starkniederschläge zur Verfügung. Es gebe Hinweise, "dass wir mit längeren extremen Wetterkonstellationen rechnen müssen", die entweder zu Hochwasser oder Dürren führten. Vor allem mit Blick auf kleinere Flüsse und Bäche bestehe noch viel Verbesserungsbedarf. Am effektivsten sei es, flussnahe Besiedlungen komplett zurückzufahren, erklärte der Hydrologe.
Quelle: ntv.de, ddi/DJ