Aktie schießt nach oben Reederei MSC steigt bei Hamburger HHLA ein
13.09.2023, 11:37 Uhr Artikel anhören
Das Angebot von Milliardär Kühne hatte der Senat noch abgelehnt: Die weltgrößte Containerrederei MSC will beim Hamburger Hafenlogistiker HHLA einsteigen. Beim Mitbewerber Hapag-Lloyd stößt das auf Unverständnis.
Die Stadt Hamburg holt die weltgrößte Containerreederei MSC bei ihrer börsennotierten Hafengesellschaft ins Boot. Wie die Hamburger Hafen und Logistik AG (HHLA) mitteilte, hat die Mediterranean Shipping Company (MSC) mit Sitz in der Schweiz angekündigt, der HHLA ein Übernahmeangebot zu unterbreiten.
"Im engen Austausch mit dem Aufsichtsrat der HHLA wird der Vorstand das angekündigte Angebot im besten Unternehmensinteresse und unter Wahrung der Interessen aller Stakeholder prüfen und bewerten", teilte die HHLA mit.
Derzeit hält die Stadt Hamburg rund 69 Prozent an der börsennotierten HHLA. Diese soll künftig in einem Joint Venture geführt werden, wobei die Stadt 50,1 Prozent und MSC 49,9 Prozent der Anteile halten. Um dies zu ermöglichen, wird MSC für alle derzeit frei gehandelten Aktien ein Übernahmeangebot zum Preis von 16,75 Euro je Aktie machen. Nach der Ankündigung stieg der Kurs auf rund 17 Euro, ein Plus von 47 Prozent. Gleichzeitig werde MSC das Ladungsaufkommen in Hamburg von 2025 an deutlich erhöhen. Von 2031 an sollen es mindestens eine Million Standardcontainer TEU pro Jahr sein. Außerdem werde MSC seine Deutschlandzentrale nach Hamburg verlegen.
Hamburgs Bürgermeister Peter Tschentscher von der SPD sprach von einer wegweisenden Transaktion, die zu einer strategischen Partnerschaft der Stadt mit einer der weltweit führenden Reedereien führe. Dies könne der gesamten maritimen Wirtschaft die Schubkraft geben, die in schwierigen Zeiten gebraucht werde.
MSC-Chef Soren Toft sagte, mit dieser sehr wichtigen und strategischen Zusammenarbeit werde Hamburg zukünftig ein Knotenpunkt. MSC wolle in der Hafencity die Deutschlandzentrale einrichten. Kürzlich hatte der Milliardär Klaus-Michael Kühne die Führung der HHLA scharf kritisiert und seine Bereitschaft zu einer größeren Beteiligung an der Hafengesellschaft signalisiert. Der Senat hatte darauf kühl reagiert.
Hapag-Lloyd fühlt sich vor den Kopf gestoßen
Deutschlands größte Reederei Hapag-Lloyd reagiert derweil mit Verwunderung auf Hamburgs Einigung mit dem Schweizer Rivalen MSC über einen Einstieg beim Hafenbetreiber HHLA. Man nehme die Ankündigung der HHLA zur Abgabe eines freiwilligen öffentlichen Übernahmeangebots durch die MSC-Gruppe zur Kenntnis, erklärte das Hamburger Traditionsunternehmen. "Wir gehen davon aus, dass dies unsere Zusammenarbeit mit der HHLA nicht beeinträchtigen wird", fügte ein Sprecher hinzu. Intern hieß es bei dem Schifffahrtsunternehmen, man sei verwundert über die Offerte. "Das ist eine super-kalte Dusche für uns", sagte ein Insider. Man fühle sich wie vor den Kopf gestoßen.
Hamburg ist der Heimathafen der 1847 gegründeten Hapag-Lloyd. Die weltweit fünftgrößte Containerreederei wickelt ihre Transporte in der Hansestadt über den HHLA-Terminal Burchardkai ab, den größten in der Hansestadt. "Da zahlen wir nun die Teminalgebühren an unseren größten Wettbewerber", sagte der Insider. "Das ist ein ziemlicher Affront."
Branchenbeobachter gehen davon aus, dass die Verärgerung bei Hapag-Lloyd so groß ist, dass man sich sogar Gedanken machen könnte, den Firmensitz am traditionsreichen Ballindamm aufzugeben. "Es kann gut sein, dass es die Heimatreederei nach Wilhelmshaven treibt", sagte ein Branchenkenner. Hapag-Lloyd hatte sich im vergangenen Jahr am Jade-Weser-Port in Wilhelmshaven beteiligt.
Quelle: ntv.de, rwe/dpa/rts/DJ