Panzer-Zulieferer am Markt Renk-Aktien gehen bei Börsendebüt ab - Kurs über Ausgabepreis
07.02.2024, 16:42 Uhr Artikel anhören
Der Panzer-Zulieferer Renk hat die Rückkehr an die Börse im zweiten Anlauf geschafft. Konzern-Chefin Wiegand zufolge hat sich die Stimmung bei Investoren in der Rüstungsindustrie gebessert. Der Aktien-Kurs liegt schon jetzt deutlich über dem Ausgabepreis.
Fulminantes Debüt für den ersten Börsenneuling des Jahres in Deutschland: Die Aktien des Augsburger Panzergetriebe-Bauers Renk eröffneten den Handel an der Frankfurter Börse mit einem Kurs von 17,50 Euro, 17 Prozent über dem Ausgabepreis. Später stiegen sie weiter auf mehr als 19 Euro. "Ich bin froh und erleichtert", sagte Vorstandschefin Susanne Wiegand. "Das ist ein guter Start." Vor vier Monaten noch hatte Renk seinen Börsengang in letzter Minute abgesagt. "Viel hat sich seit Oktober verändert. Investoren in der Rüstungsindustrie sind viel offener geworden, und mit zwei Ankerinvestoren hatten wir ein anderes Momentum."
Der Angriff der palästinensischen Hamas auf Israel und der folgende Gaza-Krieg seien ein Wendepunkt gewesen. Renk-Großgetriebe kommen in Panzern zum Einsatz, die im Zuge der weltweiten Aufrüstung eine Sonderkonjunktur erleben, aber auch bei Schiffsmotoren und Generatoren zur Energieerzeugung. Investmentbanker auf dem Parkett jubelten, als der erste Kurs auf der Kurstafel angezeigt wurde.
"Das ist ein sehr gutes Ergebnis für das Unternehmen und für die Anleger", sagte Thorsten Zahn, Chef des Kapitalmarktgeschäfts bei JP Morgan, der die Emission mitorganisiert hat. Der Finanzinvestor Triton, der Renk vor gut drei Jahren für knapp 700 Millionen Euro von Volkswagen gekauft hatte, stockte das Volumen wegen der starken Nachfrage sogar um 50 Millionen Euro auf eine halbe Milliarde Euro auf. "Das zeigt, dass der Markt Appetit hat", sagte Citi-Banker Malte Hopp.
Rückkehr an die Börse nach drei Jahren
Deutsche Fonds schreckten wegen ihrer strengen ESG-Richtlinien noch immer vor Rüstungswerten zurück, doch das ändere sich: "Wir haben diesmal Investoren im Buch, die noch im Oktober nicht investieren konnten." Die aufgehellte Stimmung zeigte sich auch beim Debüt des Athens International Airport. Die Aktien des Betreibers des größten griechischen Flughafens schossen an der Börse in Athen um mehr als 16 Prozent bis auf 9,56 Euro nach oben. Schon der Ausgabepreis hatte mit 8,20 Euro am oberen Ende der Spanne gelegen.
Die neue Lust der Investoren auf Neuemissionen nach zwei Flaute-Jahren könnte auch anderen Börsenkandidaten Rückenwind geben. In Frankfurt wird noch im ersten Quartal die Rückkehr des Kosmetikkonzerns Douglas an die Börse erwartet, die der Firma und ihrem Eigentümer, dem Finanzinvestor CVC, einen Milliardenerlös bringen könnte. CVC ist auch an dem Tankkarten-Anbieter DKV Mobility beteiligt, der seine Börsenpläne im Herbst ebenfalls gestoppt hatte.
Auch der Fernbus-Anbieter Flix hat seine Vorbereitungen für einen Börsengang intensiviert. Renk wird zum ersten Kurs mit 1,75 Milliarden Euro bewertet. Für das Unternehmen ist es eine Rückkehr an den Aktienmarkt. Triton hatte die ehemalige MAN-Tochter Renk nach der Übernahme von der Börse genommen. "Der heutige Schritt unterstreicht die erfolgreiche Entwicklung, die Renk in den vergangenen Jahren bewiesen hat", sagte Triton-Manager Claus von Hermann, der dem Aufsichtsrat von Renk vorsitzt.
Triton brachte innerhalb von zwei Tagen Renk-Aktien für 500 Millionen Euro bei institutionellen Investoren unter und reduzierte damit seine Beteiligung auf 66,6 Prozent. Als Ankerinvestor zeichnete allein der "Leopard 2"-Panzerhersteller KNDS (KMW+ Nexter Defense Systems) Aktien für 100 Millionen Euro. Der Renk-Großkunde hält nun 6,7 Prozent. Der US-Vermögensverwalter Wellington, einer der größten Rüstungs-Investoren weltweit, steckte 50 Millionen Euro in Renk. Privatanleger waren ausgeschlossen, um den Prozess zu beschleunigen.
Quelle: ntv.de, lar/rts