Große Abhängigkeit von Importen Russisches Gas verleiht Industrie Flügel
08.12.2014, 08:35 Uhr
Russland hat viel Öl und Gas, Putin und Gazpromchef Alexej Miller machen damit Politik.
(Foto: ASSOCIATED PRESS)
Gas und Öl - das sind die Treibstoffe, die die deutsche Industrie zu Höchstleistungen braucht. Der größte Teil kommt aus Russland - eine neue Studie zeigt nun, wie abhängig Deutschland wirklich von den Lieferungen aus dem Osten ist.
Die deutsche Industrie hängt am Tropf des russischen Gases. Vergangenes Jahr wurden nur noch zwei Prozent des Erdöls und zwölf Prozent des Erdgases hierzulande gefördert. Der Grund: Die heimischen Quellen gehen zur Neige. Das geht aus dem Situationsbericht der Bundesanstalt für Rohstoffe (BGR) hervor.
Russland liefert das meisten Öl und Gas, jeweils ein Drittel der Importe. Laut dem Bericht stammen 55 Prozent der hierzulande verbrauchten Energie aus diesen Rohstoffen. Nur bei Braunkohle, Atomenergie und den Erneuerbaren ist Deutschland Selbstversorger. Die drei Formen kommen aber zusammen noch nicht einmal auf ein Drittel Anteil.
Die Bundesanstalt für Rohstoffe geht davon aus, dass Deutschland künftig noch mehr fossile Energierohstoffe einführen muss. Es sei denn, die hochumstrittene Frackingtechnologie käme zum Einsatz, die Erdgas aus Schiefergesteinen gewinnt. Doch das ist ungewiss: "Ob überhaupt und falls ja wann die Produktion aus solchen Vorkommen erfolgen könnte, ist nicht absehbar", heißt es in der aktuellen Rohstoffstudie.
Mehr bekommen, weniger gezahlt
Steigende Einfuhren führen aber erstmals seit langem nicht zu steigenden Kosten: Deutschland zahlte im vergangenen Jahr erstmals seit mehr als zehn Jahren weniger für seine Rohstoffimporte als im Vorjahr. Die Finanzkrise 2009 bleibt in dieser Betrachtung als Ausnahme außen vor. 2013 wurden laut der BGR-Studie mineralische Rohstoffe im Wert von rund 142,8 Milliarden Euro eingekauft - 5 Prozent weniger als im Vorjahr. Der größte Teil der Kosten entfiel auf die Energierohstoffe (70 Prozent).
Für Russland ist Deutschland der wichtigste Kunde in Europa. Doch die Ukraine-Krise und das Aus für die transeuropäische Erdgasleitung South Stream trüben die Stimmung. Kreml-Chef Wladimir Putin macht mit dem Gas Außenpolitik. So kündigte Gazprom am Wochenende einen Strategiewechsel für Europa an - nun soll die Türkei mehr Gas bekommen. Das Land solle dieses im geopolitischen Machtpoker mit der EU einsetzen, sagte der Chef des russischen Energieriesen, Alexej Miller. Putin hatte im Zuge der Ukraine-Krise auch neue Lieferungen mit China vereinbart.
Quelle: ntv.de, vpe/dpa