Energiepreise sinken deutlich Schwächelnder Jobmotor drückt US-Börsen
02.09.2022, 22:45 Uhr
Zu Beginn wurden an der New Yorker Wall Street ordentliche Kursgewinne verzeichnet, zum Abend stand aber ein dickes Minus vor den US-Indizes.
(Foto: Seth Wenig/AP/dpa)
Trotz hunderttausender neuer Jobs nimmt die Arbeitslosigkeit in den USA zu. Auch die Gaskrise drückt auf die Stimmung. Die Angst vor einer Rezession geht um. Entsprechend gehen die US-Indizes ins Minus. Über steigende Ölpreise freut sich dagegen Chevron.
Die Stimmung an der Wall Street bleibt angesichts von Gaskrise, Inflationsschock und Rezessionssorgen angeschlagen. Nach anfänglichen Kursgewinnen infolge robuster US-Arbeitsmarktdaten drehten die Indizes ins Minus. Dow Jones und S&P 500 notierten je rund 1,1 Prozent tiefer bei 31.318 und 3929 Punkten. Der Nasdaq Composite verlor knapp 2,3 Prozent auf 11.708 Zähler. Hoffnungen auf weniger aggressive Zinsschritte der US-Notenbank hatten die Kurse zunächst gestützt.
Im August entstanden mit 315.000 etwas mehr neue Stellen als erwartet. Allerdings schwächte sich der Zuwachs im Vergleich zum Vormonat merklich ab. Die Arbeitslosenquote stieg auf 3,7 von zuvor 3,5 Prozent, gleichzeitig legten die Löhne nicht so stark zu wie erwartet. Das sei das ideale Szenario für Anleger, die nun wüssten, dass die Notenbank Fed die Zinsen wohl kaum längerfristig aggressiv anheben werde, sagte Naeem Aslam, Chef-Marktanalyst des Brokerhauses AvaTrade.
Händler sahen eine Chance von 58 Prozent für eine dritte Zinserhöhung in Folge um 75 Basispunkte im September, vor dem Bericht waren sie von 70 Prozent ausgegangen. "Trotzdem befinden wir uns in einem langfristigen Abwärtstrend an den Börsen und sind noch nicht über den Berg", warnte Analyst Fawad Razaqzada vom Handelshaus StoneX. "Die Fed wird ihre Geldpolitik in den kommenden Monaten aggressiv straffen, was die Kurse, insbesondere im Bereich US-Technologie, deckeln dürfte." Deswegen sei ein Abverkauf vor dem langen Wochenende nicht verwunderlich. Am Montag bleiben die US-Märkte feiertagsbedingt geschlossen.
Gas und Strompreise sinken deutlich
Am Energiemarkt fielen die Preise spürbar. Der europäische Erdgas-Future verlor rund elf Prozent auf 209 Euro je Megawattstunde. Vor einer Woche war er noch auf den Rekordwert von 343 Euro gestiegen. Der Strompreis fiel um knapp acht Prozent auf 500 Euro je Megawattstunde. Die Lage könnte sich allerdings bald schon wieder verschärfen, denn die russischen Gaslieferungen über die Ostseepipeline Nord Stream 1 werden nach Angaben des Gazprom-Konzerns zunächst nicht wieder aufgenommen. Grund sei, dass bei Wartungsarbeiten ein Öl-Leck entdeckt wurde, teilte das Unternehmen mit.
Spekulationen auf einen Beschluss der Opec-Länder und ihrer Verbündeten (Opec+) zu einer weiteren Förderdrosselung in der kommenden Woche trieben die Ölpreise. Die Nordsee-Sorte Brent-Rohöl verteuerte sich um 1,1 Prozent auf 92,98 Dollar je Fass, nachdem es tags zuvor um mehr als drei Prozent abgerutscht war. Ein wichtiger Faktor seien auch die Atomgespräche zwischen dem Iran und den USA, die offenbar ins Stocken geraten seien, sagte Oanda-Analyst Craig Erlam. "Ein Abkommen war in letzter Zeit ein großes Abwärtsrisiko für die Ölpreise; etwas, dem Saudi-Arabien mit Warnungen vor Produktionskürzungen der Allianz entgegenzuwirken versuchte."
Mit Rückenwind von steigenden Ölpreisen ging es für Aktien des Öl-Konzerns Chevron um knapp 1,3 Prozent nach oben. Finanzwerte notierten ebenfalls höher, Bank of America legten 0,4 Prozent zu. Aktien von Lululemon Athletica sprangen gut 1,5 Prozent an. Der Yoga-Bekleidungshersteller erhöhte seine Jahresprognosen. Die Aussicht auf einen Rechtsstreit mit US-Veteranen drückte die Titel des Mischkonzerns 3M um knapp 3,8 Prozent auf ein Zwei-Jahres-Tief. Zwei ehemalige Militärangehörige wollen den Konzern wegen angeblich fehlerhafter Ohrstöpsel zum Schutz im Gefecht verklagen und die geplante Abspaltung der Gesundheitssparte verhindern.
Quelle: ntv.de, als/rts