Wirtschaft

Lösegeld, Bergbau, Drogen So finanzieren die Taliban ihren Feldzug

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Unter der Kontrolle der Taliban wird unter anderem Lapislazuli abgebaut und exportiert.

(Foto: AP)

20 Jahre lang halten die internationalen Truppen in Afghanistan die Taliban von der Macht fern. Doch auch als Rebellenmiliz hat die Terrorgruppe auf beachtliche Einnahmen aus wirtschaftlichen und kriminellen Aktivitäten zurückgreifen können.

Mit einer für viele Beobachter im Ausland überraschenden Macht, Ausrüstung und Fähigkeit überrennen die Taliban die zuletzt noch von der Regierung und deren Verbündeten gehaltenen Teile Afghanistans. Ein entscheidender Faktor, der die Miliz in die Lage versetzt, koordiniert in kürzester Zeit nahezu im gesamten Land vorzurücken, ist ihre in den vergangenen Jahren noch gewachsene Finanzkraft. Auch wenn selbst Geheimdienste die genauen Einnahmen nur schätzen können, geben Berichte der UN und der NATO ein Bild davon, wie sich die in vielen Ländern als Terrororganisation geächteten Islamisten in den vergangenen Jahren finanziert haben.

Vor allem seit Mullah Jakub, Sohn von Taliban-Gründer Mullah Omar, zu einem der stellvertretenden Führer der Terrorgruppe ernannt wurde und die Verantwortung für die Finanzen übernahm, haben die Taliban laut einem aktuellen UN-Bericht ihre Einnahmequellen deutlich erweitert. Ihr jährliches Budget 2019/2020 belief sich der Schätzung in einem Bericht für die NATO von Ende vergangenen Jahres zufolge auf bis zu 1,6 Milliarden US-Dollar.

Die höchsten Einnahmen stammen wahrscheinlich immer noch aus dem Drogengeschäft. Etwa 80 Prozent des weltweit gehandelten Heroins stammt aus Afghanistan. Die Taliban lassen nicht nur in Teilen ihres Herrschaftsgebiets Mohn anbauen und besteuern die Einnahmen. Sie sind auch an allen weiteren Teilen der Verarbeitungs- und Wertschöpfungskette beteiligt. Etwa 460 Millionen US-Dollar sollen sie 2019/2020 dabei kassiert haben. Die Einnahmen dürften zuletzt sogar noch gestiegen sein. Laut UN gingen die Maßnahmen der afghanischen Regierung zur Bekämpfung des Drogenanbaus seit Monaten zurück. Das Geschäft dürfte mehr denn je florieren.

Streit um staatliche Unterstützung

Etwa genauso hohe Einnahmen erzielen die Taliban inzwischen mit dem Bergbau. Laut dem zuständigen Ministerium in Kabul kontrollierten die Taliban bereits im vergangenen Jahr 280 der gut 700 offiziellen Bergbaugebiete im Land. Zu den abgebauten Rohstoffen gehören Kohle, Erze, Marmor und auch seltene Erden sowie Edelsteine. Die Bergbauaktivitäten explodierten in den vergangenen Jahren geradezu, nachdem die international anerkannte Regierung entschieden hatte, offizielle Lizenzen für den Abbau in Taliban-Gebieten zu vergeben. Das brachte der Regierung dringend benötigte Einnahme - den Taliban, die die Unternehmen ebenfalls besteuerten, allerdings auch.

Daneben besteuern - oder erpressen - die Taliban auch alle anderen Unternehmen, die in ihrem Herrschaftsgebiet arbeiten. Medienberichten zufolge sprengten sie etwa Mobilfunkmasten oder Stromtrassen von Betreibern, die kein oder kein ausreichendes Schutzgeld entrichteten. Dazu kommen "Wegesteuern", die die Miliz an Checkpoints an wichtigen Fernstraßen auf Güter und Personen erhebt, sowie Zölle auf Im- und Exporte. Die Bewohner in den Taliban-Gebieten müssen zudem die islamische Vermögenssteuer Zakat von zwei Prozent an die Gruppe bezahlen. Auch Lösegelder aus Entführungen tragen einen signifikanten Teil zu den Einnahmen bei.

Ein weiterer wichtiger Beitrag zum Budget der Taliban stammt aus dem Ausland. Trotz aller Bemühungen der USA und anderer westlicher Staaten fließen immer noch hohe Summen an Spenden von reichen Einzelpersonen, die mit den Islamisten sympathisieren und von angeblich gemeinnützigen Organisationen an die Taliban. Umstritten ist, in welchem Ausmaß die Gotteskrieger auch staatliche Unterstützung aus dem Ausland erhalten. Eine zentrale Rolle sollen dabei seit vielen Jahren Pakistan und dessen Militärgeheimdienst ISI spielen. Die pakistanische Regierung streitet dies aber vehement ab. Seit einiger Zeit beschuldigen die USA zudem Russland, die Taliban massiv sowohl finanziell als auch mit militärischer Ausrüstung zu unterstützen. Auch aus dem Iran soll - in geringerem Maße - Geld an die Taliban geflossen sein.

Quelle: ntv.de, mbo

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