Protest gegen Regierungsarbeit Verbände boykottieren Wohnungsbaugipfel
22.09.2023, 11:55 Uhr Artikel anhören
Es wird noch gebaut, aber deutlich weniger als nötig ist.
(Foto: dpa)
Die Krise in der Wohnungsbaubranche ist fatal, Tausende Bauvorhaben liegen auf Eis, Bürger begraben den Traum vom Eigenheim. Darüber wollen Branche und Regierungsvertreter beim Wohnungsbaugipfel beraten. Dieser muss aber ohne zwei Verbände auskommen - aus Protest.
Die Krise in der Bau- und Wohnungswirtschaft ist am Montag zentrales Thema bei einem Treffen der Branche mit Regierungsvertretern im Bundeskanzleramt - zwei Branchenverbände haben dem "Wohnungsbaugipfel" nun aber eine Absage erteilt. Schuld daran sei die Regierung, die die Nöte und Forderungen der Branche ignoriere, teilten der Bundesverband deutscher Wohnungs- und Immobilienunternehmen (GdW) sowie der Eigentümerverband Haus & Grund mit.
"Im Moment ist die Situation für die Bestandshalter fatal", sagte GdW-Präsident Axel Gedaschko. "Wir sehen aber, dass diese Gemengelage in der Regierung schlicht und ergreifend nicht erkannt wird." Es fehlten "ernst zu nehmende politische Maßnahmen" zur Bekämpfung der sich täglich verschärfenden Baukrise. Der GdW werde deshalb an dem Treffen am Montag nicht teilnehmen.
Der Absage schloss sich auch der Eigentümerverband Haus & Grund an. "Auch wir werden uns nicht am Wohngipfel beteiligen", sagte Verbandspräsident Kai Warnecke. "Die Bürgerinnen und Bürger sind nicht mehr in der Lage, Wohneigentum zu bilden", kritisierte er. "Trotzdem wird nichts dagegen unternommen." Weiter erklärte er: "Wir müssen feststellen, dass den privaten Immobilieneigentümern mehr und mehr Steine in den Weg gelegt werden."
Warnecke und Gedaschko verwiesen unter anderem auf das jüngst beschlossene Heizungsgesetz, das die Vermieterinnen und Vermieter über Gebühr belaste und günstige Wohnangebote unmöglich mache. "Die Stimmungslage unserer Unternehmen ist unterirdisch, und unsere Unternehmen verstehen nicht mehr, warum die Berliner Politik nicht gegensteuert", sagte Gedaschko. Unverständlich sei auch, wieso die Bundesregierung weiterhin am Ziel von rund 400.000 neu gebauten Wohnungen im laufenden Jahr festhalte. Gedaschko erklärte, sein Verband wolle sich nicht aus dem Bündnis bezahlbarer Wohnraum zurückziehen. "Aber Deutschland braucht jetzt ein neues wahrhaftiges Versprechen für bezahlbares Wohnen für die Mitte der Gesellschaft."
Stark gestiegene Finanzierungs- und Baukosten haben den Neubau in Deutschland deutlich ausgebremst. Vor wenigen Tagen hatte etwa der Immobilienkonzern Vonovia vermeldet, 60.000 geplante Bauvorhaben lägen derzeit auf Eis. Nach Analyse des Finanzierungsvermittlers Interhyp begraben derzeit auch Bürgerinnen und Bürger scharenweise ihren Traum vom eigenen Haus.
Quelle: ntv.de, ara/dpa/DJ