Umzug als zu große Hürde für Job Wohnungsnot sorgt laut DGB für unbesetzte Stellen
22.09.2023, 08:55 Uhr Artikel anhören
Nicht nur in Berlin sind Menschen auf der verzweifelten Suche nach Wohnraum.
(Foto: picture alliance / Jochen Eckel)
Die Wohnungsnot sorgt nicht nur für nerviges Suchen auf dem umkämpften Markt, sondern beeinträchtigt auch die Wirtschaft. Laut dem Deutschen Gewerkschaftsbund scheuen Beschäftigte den Umzug für einen potenziellen neuen Job.
Der Deutsche Gewerkschaftsbund (DGB) warnt vor den sozialen und wirtschaftlichen Folgen der Wohnungskrise und fordert mehr Investitionen. "Die Wohnungskrise ist Gift für den gesellschaftlichen Zusammenhalt und die wirtschaftliche Entwicklung", sagte DGB-Vorstandsmitglied Stefan Körzell dem Redaktionsnetzwerk Deutschland. Sieben Millionen Mieterhaushalte seien durch hohe Wohnkosten finanziell überbelastet.
"Unter den hohen Mieten leidet zunehmend auch die Wirtschaft, da Beschäftigte den Umzug scheuen und offene Stellen unbesetzt bleiben", mahnte Körzell. "In dieser Situation verfehlt die Bundesregierung ihre Wohnungsbauziele meilenweit." Am Montag treffen sich Vertreter der Wohnungswirtschaft im Kanzleramt mit Bundeskanzler Olaf Scholz und Bauministerin Klara Geywitz, um über Wege aus der Wohnungsnot zu sprechen.
Körzell pochte auf mehr Investitionen. "Anstatt der Bauwirtschaft auf die Beine zu helfen und damit vorhandene Baukapazitäten am Markt zu halten, legt die Ampel einen völlig kontraproduktiven Sparhaushalt vor", kritisierte er. Dabei sei klar, dass die Regierung ohne hohe Investitionen in den Wohnungsbau die Arbeit ihres eigenen Bündnisses für bezahlbaren Wohnraum konterkariere. "Da sich private Bauherren immer mehr zurückhalten, muss die öffentliche Hand jetzt endlich massiv investieren, damit der Wohnungsbau nicht zum Erliegen kommt und Baukapazitäten erhalten bleiben", sagte der Gewerkschafter.
Laut einer vom Deutschen Mieterbund und anderen Organisationen in Auftrag gegebenen Studie werden dieses Jahr mehr als 700.000 Wohnungen fehlen - vor allem Sozialwohnungen und bezahlbare Mietwohnungen, betonte Verbandspräsident Lukas Siebenkotten. Das Ziel der Regierung, jährlich 400.000 neue Wohnungen zu bauen, darunter 100.000 Sozialwohnungen, sei bislang "auf ganzer Linie gescheitert". Ein Großteil der derzeit gebauten Neubauwohnungen sei zudem für die meisten Mieterinnen und Mieter nicht bezahlbar. Nötig seien deshalb Maßnahmen wie die Ahndung von Wuchermieten, eine scharfe Mietpreisbremse, ein Mietenstopp im Bestand und das Verbot von Indexmieten, forderte Siebenkotten. Auch er kommt zu dem Schluss, dass für viele Wohnen mittlerweile "zum Armutsrisiko geworden" sei.
Quelle: ntv.de, ara/dpa/AFP