Wirtschaft

US-Präsidentschaftswahlen Was uns Daten über ein Duell Biden gegen Trump verraten

00:00
Diese Audioversion wurde künstlich generiert. Mehr Infos
Am 5. November 2024 wird in den USA ein neuer Präsident gewählt. Die Chancen für einen neuerlichen Showdown zwischen Trump (l.) und Biden wachsen.

Am 5. November 2024 wird in den USA ein neuer Präsident gewählt. Die Chancen für einen neuerlichen Showdown zwischen Trump (l.) und Biden wachsen.

(Foto: picture alliance / ASSOCIATED PRESS)

Bei der US-Wahl im Herbst könnte es zur Revanche zwischen dem Republikaner Trump und dem demokratischen Amtsinhaber Biden kommen. Da für US-Wähler ökonomische Themen laut Umfragen eine große Rolle spielen, lohnt ein Blick auf Stimmungsbilder und wirtschaftliche Faktoren. Wer ist ihr Favorit?

Noch steht die offizielle Kandidatur von Donald Trump für die Präsidentenwahl nicht fest, doch nach den ersten Vorwahlen, in denen mit Nikki Haley nur noch eine parteiinterne Konkurrentin übrig blieb, wird immer klarer: Es dürfte zu einem neuen Showdown zwischen Republikaner Trump und dem demokratischen Amtsinhaber Joe Biden kommen.

Natürlich gibt es noch Unsicherheiten, die sich vor allem aus den zahlreichen Gerichtsverfahren gegen Trump ergeben – sowie aus dem Versuch, ihn in einigen Bundesstaaten vom Wahlzettel auszuschließen. Auch macht es den Wahlkampf für den Republikaner deutlich schwieriger, dass er Prozesse verliert – wie den nach einer Verleumdungsklage, in deren Folge er nun über 83 Millionen US-Dollar Strafe zahlen muss.

Mit Überraschungen also ist wie in jedem US-Wahlkampf immer noch zu rechnen. Doch die Wähler und die Märkte richten sich allmählich auf das Duell Biden gegen Trump ein. Womit der Blick auf die Zahlen zu diesem Wettstreit immer wichtiger wird: Umfragewerte, Stimmungsbilder und wirtschaftliche Faktoren. Das Wirtschaftsmagazin "Capital" hat wichtige Daten gesammelt und eingeordnet.

Die ökonomischen Daten, die in den ersten Wochen des Jahres veröffentlicht wurden, sind in vielerlei Hinsicht ausgesprochen gut und fallen deutlich besser aus als in Europa. Die US-Wirtschaft wuchs zum Ende des Jahres 2023 kräftig, was eine sogenannte sanfte Landung immer wahrscheinlicher macht.

Nach einer längeren Phase eher schlechter Stimmung unter den amerikanischen Verbrauchern macht sich dieses Wachstum jetzt offenbar auch in der allgemeinen Laune bemerkbar. Das Vertrauen der Amerikaner in die Wirtschaftslage – so wie es regelmäßig von der University of Michigan erhoben wird – machte zu Anfang des Jahres einen deutlichen Sprung nach oben und erreichte den höchsten Wert seit Sommer 2021. Nobelpreisträger Paul Krugman - der den Demokraten zuneigt – sah denn auch gleich ein Ende der "gefühlten Rezession" gekommen, gegen die der Ökonom seit Monaten mit Verve anschreibt.

Gefühlte Wirtschaftslage

Tatsächlich ist es so, dass Präsident Biden in Umfragen eine schlechte wirtschaftliche Lage der USA zur Last gelegt wird. Obwohl die Demokraten mit dem Inflation Reduction Act ein Ausgabenprogramm von historischer Größe in Gang gesetzt haben, kann der Amtsinhaber von bisherigen Erfolgen dieses vor allem auf grüne Energien fokussierten Pakets kaum profitieren. Ökonomische Themen aber sind es, die für die Wähler die größte Rolle spielen, wie das Meinungsforschungsinstitut Pew Research in seinen regelmäßigen Erhebungen feststellt.

Inflation im Griff

Besonders interessant ist, dass es den USA gelungen ist, trotz starker Konjunkturdaten die Verbraucherpreise wieder in den Griff zu bekommen. Auch wenn der Anstieg der Energiekosten die USA nicht so stark getroffen hat wie Deutschland, so waren die fast zwei Jahre nach dem russischen Angriff auf die Ukraine auch auf der anderen Seite des Atlantiks in dieser Hinsicht keine einfache Zeit. Mit entsprechenden Folgen für die Güterpreise. Die amerikanische Zentralbank reagierte mit Zinserhöhungen und schaffte es auf diese Weise, das Problem zu bändigen. Die Ökonomen der Berenberg-Bank zeigen sich angesichts dieser Entwicklung einigermaßen überrascht. "Die US-Wirtschaft widersetzt sich weiterhin der Lehrbuch-Logik", schreiben die Experten Holger Schmieding und Kallum Pickering in einer aktuellen Analyse. Der Dreiklang aus hohen Zinsen, sinkender Inflation und trotzdem stark wachsender Wirtschaftsleistung sei ein bemerkenswertes Signal.

Der Preisrückgang gilt sogar für einen Bereich, in dem die US-Bürger traditionell besonders empfindlich sind - beim Treibstoff. Donald Trump, dem sowohl Wähler als auch Medien normalerweise eine Menge durchgehen lassen, erntete unlängst eine Menge Spott, als er in einer Rede behauptete, der Preis für eine Gallone Benzin (3,8 Liter) liege an den Tankstellen bei bis zu acht Dollar. Zwar kostet der Sprit mehr als während Trumps Amtszeit, allerdings ist der Preis zuletzt auch deutlich gesunken, wie aus Daten der US-Energiebehörde hervorgeht.

Das alles deutet also eher auf ein positives Hintergrundbild für den Amtsinhaber hin, allerdings spielen neben ökonomischen Faktoren auch andere Themen eine Rolle, und dazu gehört die illegale Einwanderung. Auf diesem Feld sieht es für die Regierung Biden nicht gut aus, da vor allem an der südlichen Grenze der USA in den vergangenen Monaten eine steigende Zahl von Versuchen der nicht autorisierten Einreise registriert wurde. Es ist ein Thema, das die Republikaner in den betreffenden Ausschüssen des Repräsentantenhauses regelmäßig ausschlachten. Umso wichtiger wäre für Biden ein parteiübergreifender Deal für die Grenze, den ihm die Republikaner allerdings aus wahltaktischen Gründen bisher verweigern.

Unbeliebter Präsident

Obwohl die Wirtschaft also anzieht, führen Zahlen wie die von der Grenze, die extreme Polarisierung und die starke Präsenz von Donald Trump in der öffentlichen Debatte zu einer schlechten Ausgangslage für Biden im Wahljahr. Der Demokrat ist ein unpopulärer Amtsinhaber. Die Werte haben sich im Lauf seiner bisherigen Amtszeit sogar kontinuierlich verschlechtert. Dazu dürfte beitragen, dass auch viele Wähler der Demokraten den Präsidenten für zu alt halten, um noch eine zweite Amtszeit durchzustehen. Zu Beginn des Wahljahres ist das eine schlechte Nachricht für die Demokraten.

Die große Frage ist nun: Was bedeutet diese Ausgangslage für einen Zweikampf mit Donald Trump? Bisher scheint der Ex-Präsident selbst von schlechten Nachrichten aus seinen Prozessen eher zu profitieren, weil sie ihn ins Licht der Öffentlichkeit katapultieren. Allerdings könnte es einen Moment geben, ab dem dieser Umstand ins Gegenteil umschlägt, nämlich dann, wenn die unabhängigen Wähler damit beginnen, sich ernsthaft mit der nächsten Entscheidung zu beschäftigen. Es ist denkbar, dass Trumps juristische Probleme irgendwann so groß werden, dass sie seine Zustimmungswerte belasten. Bisher aber ist das kaum zu erkennen, was für Biden ein schlechtes Signal ist: Obwohl die objektiven Daten für ihn sprechen, gerät er im Umfrage-Rennen mit Donald Trump ins Hintertreffen.

Dieser Artikel erschien zuerst bei Capital.de

Quelle: ntv.de, Grafiken: Martin Morcinek

Newsletter
Ich möchte gerne Nachrichten und redaktionelle Artikel von der n-tv Nachrichtenfernsehen GmbH per E-Mail erhalten.
Nicht mehr anzeigen