Dunkle Wolken zum Weißen Haus Trump könnte noch gestoppt werden
28.01.2024, 10:18 Uhr Artikel anhören
Bei den Republikanern dreht sich fast alles um Trump - auch 2024 noch.
(Foto: AP)
Er selbst zeigt sich vom Sieg überzeugt wie immer, aber die US-Wähler sind sich nicht so sicher. Schafft es Donald Trump ins Weiße Haus? Auf dem Weg dorthin lauern für ihn Gefahren.
Es ist ein wenig verrückt. Wie die US-Medien eine Vorwahl nach nur 230.000 Stimmen für entschieden zu erklären, ist zwar aufgrund der Dynamik im US-Wahlkampf nachvollziehbar; so wenige Wähler haben sich bislang tatsächlich für Donald Trump als Präsidentschaftskandidaten der US-Republikaner entschieden. Aber: Bislang haben ihre Vorwahlen in den kleinen Bundesstaaten Iowa und New Hampshire stattgefunden. Praktisch das ganze Land fehlt noch.
Zudem wird noch einiges passieren. Trump könnte zwar zur Nominierung spazieren. Aber die Präsidentschaftswahl findet erst im November statt, und auf dem Weg ins Weiße Haus gibt es für ihn bei Weitem nicht nur Sonnenschein. Als nächster Vorwahlstaat ist Nevada dran. Dort findet kein Wettbewerb statt, weil die Republikanische Partei des Bundesstaates, verkürzt gesagt, Trump mehr oder weniger den roten Teppich ausgerollt hat.
Zweifelnde Konservative
Von den republikanischen Wählern kann man das nicht behaupten. Bei Umfragen in Iowa sagten 43 Prozent der Unterstützer von Nikki Haley, der einzigen verbliebenen Konkurrentin im Bewerberfeld, sie würden den aktuellen Präsidenten und Demokraten Joe Biden gegenüber Trump vorziehen. In New Hampshire sagten 84 Prozent von Nikki Haleys Anhängern, Trump sei bei einer Verurteilung nicht als Präsident geeignet. Dort hatte er zudem in Umfragen mit 20 Prozent vorn gelegen, gewann aber nur mit 11 Prozent.
Dies kann Siegessicherheit der MAGA-Wähler sein - oder Ermüdung der anderen. Doch um im November zu gewinnen, bräuchte Trump eine Allianz von motivierten Republikanern; keine Konservativen, die zu Hause bleiben. Wie schon 2020 wird es im November nicht darum gehen, die Wähler des anderen politischen Lagers zu überzeugen, sondern die eigenen zu animieren und die wenigen wirklich Unabhängigen zu überzeugen. In der Wählerschaft haben eigener Aussage zufolge nur rund drei Prozent keine parteipolitische Tendenz, sind also tatsächlich potenzielle Wechselwähler.
Schlüssel für die Vorstädte
Es gibt andere Wählergruppen, die Trump auflaufen lassen könnten, wie schon bei der vergangenen Wahl. Er ist weiterhin tendenziell beliebter bei weißen Wählern ohne Hochschulabschluss als bei welchen mit. Bei Schwarzen hat der Ex-Präsident ebenso wie bei Frauen einen schweren Stand. Sie mobilisierten in den Vorstädten der entscheidenden Bundesstaaten, so wie Michigan, ihre Nachbarschaften. Deshalb halten die Demokraten womöglich auch an Biden fest: Er galt für beide Gruppen als wesentlich wählbarer. Seine Strategen wollen den Kampf um die Demokratie und Bürgerrechte wie Abtreibungen ausrufen, um den Republikaner erneut in die Schranken zu weisen.
Während Teile der Republikaner mit Trump hadern, treibt er die Demokraten auch viele Jahre nach dem Wahlschock von 2016 noch an die Urnen. Die Polarisierung, die zu Trump gehört wie sein Lügen, macht ihn für seine Basis attraktiv, ruft aber zugleich große Ablehnung hervor. So sagten 51 Prozent von voraussichtlichen Biden-Wählern in einer Umfrage des "Wall Street Journal", ihre Stimme sei eine gegen Trump. Nur 21 Prozent sagten, sie sei eine für den aktuellen Präsidenten.
Entsprechend wissen auch Trump und die Republikaner: Schaffen sie es, genügend davon abzuhalten, dass sie für Biden stimmen, sondern vielleicht einfach nicht zur Wahl gehen, kann das in den Bundesstaaten, die dem Präsidenten 2020 den Sieg brachten, schon ausreichen. Wieder das Beispiel Michigan: Biden gewann dort mit 50,6 zu 47,8 Prozent. Von den dortigen schwarzen Wählern entschieden sich nur acht Prozent für Trump. Im vergangenen Oktober sagten aber 17 Prozent von ihnen, sie würden für den Republikaner stimmen.
Urteile gegen Trump machen Unterschied
Doch die Gefahren auf Trumps möglichem Weg ins Weiße Haus gehen über Wählergruppen hinaus. Da ist etwa die These darüber, wie ihm Gerichtsprozesse um die illegal gelagerten Geheimdokumente in seinem Wohnsitz in Mar-a-Lago oder um den Aufstand vom 6. Januar 2021 helfen würden, weil sie ihm gratis mediale Aufmerksamkeit brächten. Demnach würden sie zu einem Sieg im November beitragen. Das mag sein, aber sollte es in den Prozessen zu Urteilen kommen, können diese sehr wohl einen negativen Einfluss auf seine Erfolgsaussichten haben.
Für den Fall, dass Trump verurteilt wird, würden einer Umfrage zufolge fünf Prozent mehr und so insgesamt 46 Prozent für Biden stimmen, und 45 Prozent für Trump. Bei den Vorwahlen in Iowa sagten ein Drittel der Wähler, sie hielten Trump bei einer Verurteilung für ungeeignet. In New Hampshire war es sogar die Hälfte, die ihn in einem solchen Fall nicht wählen würden. Die Strafprozesse könnten Trump am Ende also eine mögliche Präsidentschaft kosten. Egal, wie viel mediale Aufmerksamkeit er zuvor gratis bekommen haben wird.
Quelle: ntv.de