Wirtschaft

"Unfähigkeit im Management" Weselsky: Bahn belügt Kunden bei der Durchsage

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Seit Jahren ist Weselsky das Gesicht der Gewerkschaft Deutscher Lokomotivführer.

Seit Jahren ist Weselsky das Gesicht der Gewerkschaft Deutscher Lokomotivführer.

(Foto: dpa)

Im Tarifstreit mit der Deutschen Bahn kämpft GDL-Chef Weselsky mit harten Bandagen. Das muss er auch, wie er selbst sagt. Denn auf der Gegenseite wird mit "Tricksen und Täuschen" gearbeitet - was am Ende auch die Bahnkunden zu treffen scheint.

GDL-Chef Claus Weselsky ist für seinen rauen Tonfall im Tarifstreit mit der Deutschen Bahn bekannt. Die Schimpftiraden des 64-jährigen Gewerkschaftschefs richten sich meist gegen das Management - und finden mit einem Interview im "Spiegel" einen neuen Höhepunkt. Weselsky wirft der Bahn bewusste Irreführung und Lügen bei Durchsagen vor.

"Unsere Kollegen in den Zügen werden gezwungen, Unwahrheiten durch die Zugansage zu verkünden", sagte Weselsky dem Magazin. Die Durchsage, es befänden sich Personen im Gleis, nannte er dabei als Beispiel. "Das kann formal zwar stimmen, mit der eigentlichen Verspätung hat das aber nichts zu tun. In Hamburg sind Personen im Gleis und in München fahren wir den Zug verspätet."

Eine andere Durchsage sorgt beim Gewerkschaftsvertreter ebenfalls für Unmut. "Was mich am meisten stört, ist, wenn die Ansage kommt: 'Zugverspätung, weil der Lokführer zu spät kommt.' Das klingt nämlich so, als würden unsere Leute alle verschlafen", so der GDL-Chef. "In Wahrheit habe die Deutsche Bahn "keine Reserven, keine Bereitschaften". "Und wenn der Lokführer mit einem Zug an einen bestimmten Bahnhof muss und dieser Zug Verspätung hat, dann hat nicht der Lokführer Verspätung, sondern das Management hat wieder versagt."

"Der Einzige, der sich rechtfertigt"

Weselsky warf dem Management daraufhin "Unfähigkeit" vor, Bahn-Personalvorstand Martin Seiler bezichtigte er sogar der Lüge. "Das, was er mitunter mit der Öffentlichkeit macht und das, was er auch mit uns macht, ist bewusst gelogen", so der 64-Jährige. Angesprochen, ob es notwendig sei, im Tarifstreit einzelne auch persönlich anzugreifen, entgegnete er, dass er das müsse. "Und zwar deshalb, weil ich offensichtlich in den Medien, in der Öffentlichkeit der Einzige bin, der sich rechtfertigt für die Arbeitskämpfe. Wenn Ihr Gegenüber mit nichts anderem als mit Tricksen und Täuschen arbeitet, dann müssen sie drastischere Worte wählen, weil das gebührt sich nicht."

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Im Kern geht es in dem Tarifkonflikt um die Forderung der Gewerkschaft nach einer Verringerung der Wochenarbeitszeit für Schichtarbeiter von 38 auf 35 Stunden bei vollem Lohn. Die Bahn lehnt das ab und stellte in ihrem jüngsten Angebot die Erweiterung bestehender Arbeitszeit-Wahlmodelle in Aussicht. Dabei können sich Beschäftigte für weniger Wochenarbeitsstunden entscheiden, müssen dafür aber finanzielle Einbußen in Kauf nehmen. Die GDL lehnt das Angebot ab.

Der Streik der Lokführer im Personenverkehr hatte in der Nacht zum Mittwoch begonnen und soll noch bis Freitag um 18.00 Uhr andauern. Das Hessische Landesarbeitsgericht hatte am Dienstagabend in zweiter Instanz grünes Licht gegeben und den Antrag der Bahn auf einstweilige Verfügung gegen den Ausstand abgelehnt. Noch vor Verkündung der Entscheidung hatte der Lokführerstreik im Güterverkehr begonnen.

Quelle: ntv.de, mba/dpa

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