Rohstoffimporte unverzichtbar Wie sich Deutschland von Abhängigkeiten befreien kann
14.12.2022, 14:06 Uhr
Deutschland setzt bei Rohstoffimporten zu sehr auf vereinzelte Länder, zeigt das DIW.
(Foto: picture alliance / Hauke-Christian Dittrich)
Deutschland ist von Rohstoffimporten extrem abhängig, meist stammen die aus demokratiefeindlichen Ländern. Das geht aus einer Studie des DIW hervor. Doch das Institut zeigt auch Wege, sich von den Abhängigkeiten zu lösen.
Deutschland ist abhängig – von Rohstoffimporten. Eine Studie des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung zeigt nun, wie sehr. Gerade bei Rohstoffen, die für die Energie- und Verkehrswende unverzichtbar sind, etwa Lithium, Magnesium und Kobalt, bestehe eine enorme Abhängigkeit – noch dazu von wenig demokratischen Ländern wie China oder Kongo. Bei 14 der als besonders kritisch eingestuften 30 Rohstoffe liege die Abhängigkeit von Einfuhren bei 100 Prozent.
Bei weiteren drei Rohstoffen liegt der Anteil bei mehr als 95 Prozent. Als kritisch gelten Rohstoffe, die unerlässlich sind und zugleich einem erhöhten Lieferrisiko unterliegen. "Russland hat uns in diesem Jahr drastisch vor Augen geführt, wie die Rohstoffabhängigkeit von autokratischen Regimen als politisches Druckmittel benutzt werden kann, und welche schwerwiegenden wirtschaftlichen Konsequenzen diese Abhängigkeit hat", sagt der Leiter der Abteilung Weltwirtschaft im DIW, Lukas Menkhoff, angesichts stark reduzierter Energielieferungen nach Beginn des Kriegs gegen die Ukraine.
Bei den sogenannten Seltenen Erden, die etwa für den Bau von Smartphones, Elektroautos und Windturbinen unerlässlich sind, seien Deutschland und die Europäische Union insgesamt zu mehr als 90 Prozent auf Lieferungen aus China angewiesen. Ebenso sehe es bei Magnesium aus. Um solche Abhängigkeiten zu verringern, helfen dem DIW zufolge keine Einzelaktionen. "Es ist ein ganzes Bündel an Maßnahmen erforderlich, die am besten alle gleichzeitig vorangetrieben werden sollten", sagte DIW-Studienautor Marius Zeevaert.
Maßnahmen gegen Abhängigkeiten
Eine Möglichkeit wäre, die Lieferstaaten zu diversifizieren, also die Versorgung auf andere Länder auszuweiten. Brasilien, Chile, Indien und Australien kämen etwa für die Seltenen Erden infrage. Lithium könne aus Australien, China und Argentinien importiert werden. Mehrere Versorger reduzieren die Abhängigkeit. Sollte China zum Beispiel Ausfuhren blockieren, könnte Deutschland auf die anderen Handelspartner setzen. "Durch alle genannten Maßnahmen würden zwar die Kosten der Rohstoffe steigen, aber Deutschland würde stark an Versorgungssicherheit gewinnen", sagt Lukas Menkhoff.
Vorgeschlagen wird auch, die Lagerhaltung um verpflichtende Mindestreserven zu ergänzen. Auch sollte die Beschaffung relevanter Rohstoffe europaweit gebündelt werden, um der Marktmacht der wenigen Anbieter etwas entgegenzusetzen. Längerfristig könne die Sicherheit der Versorgung erhöht werden, indem Rohstoffimporte teilweise ersetzt werden. Hierzu gehöre auch ein verbessertes Recycling. Weiterhin können eigene Produktionsmöglichkeiten stärker genutzt werden.
Gerade Magnesium und Lithium ließen sich auch in der EU abbauen. Auch lassen sich technische Innovationen fördern, die den Einsatz kritischer Rohstoffe reduzieren oder sogar komplett ersetzen. "Durch alle genannten Maßnahmen würden zwar auch die Kosten der Rohstoffe steigen, aber Deutschland würde stark profitieren - vor allem dann, wenn die Länder der Europäischen Union kooperieren würden", sagt Menkhoff.
Quelle: ntv.de, tkr/rts