Wirtschaft

Wie stark steigen die Preise? Hohe Frachtkosten geben Inflation noch mehr Schub

Im November befanden sich laut einer Berenberg-Analyse noch 11 Prozent des weltweiten beladenen Containervolumens in Staus.

Im November befanden sich laut einer Berenberg-Analyse noch 11 Prozent des weltweiten beladenen Containervolumens in Staus.

(Foto: picture alliance / Jochen Tack)

Rund 90 Prozent der weltweiten Waren werden auf dem Seeweg verschifft und jeder einzelne Container kostet acht bis zehn Mal so viel wie vor der Pandemie. Über kurz oder lang werden Importeure und Unternehmen diese Preise an die Verbraucher weitergeben.

Die Schifffahrt und die Transportkosten für den weltweiten Warenverkehr hatten Ökonomen in der Vergangenheit eher weniger im Blick. Für ihre Inflations- und BIP-Berechnungen reichten ihnen Rohstoff- und Arbeitskosten zur Orientierung. Ende des zweiten Pandemiejahres und etliche Probleme in der Containerschifffahrt später dürfte sich das jedoch ändern.

Da weiterhin 90 Prozent der weltweiten Waren auf dem Seeweg verschifft werden und die Lieferketten immer noch angespannt sind, prognostizieren Experten, dass die deutlich höheren Frachtkosten demnächst auf die Verbraucherpreise weltweit durchschlagen werden. Die globale Inflation dürfte sich damit verschlimmern.

Es wäre ein zusätzlicher Preisschub auf bereits hohem Niveau. Deutlich teureres Tanken und Heizen haben die deutsche Inflationsrate im November auf den höchsten Stand seit fast drei Jahrzehnten getrieben. Waren und Dienstleistungen kosteten 5,2 Prozent mehr als ein Jahr zuvor. Eine höhere Inflationsrate gab es zuletzt im Juni 1992 im Zuge des Wiedervereinigungsbooms.

Auch aus den USA droht von Inflationsseite Ungemach: Hier gehen Experten davon aus, dass die erwarteten Zahlen zur US-Preissteigerung im November bei 6,8 Prozent zum Vorjahreszeitraum liegen dürften. Das wäre der höchste Stand seit 1982.

Keine schnelle Besserung in Sicht

Laut Branchenkennern haben Importeure die in der Pandemie deutlich gestiegenen Transportkosten noch nicht in voller Höhe an ihre Kunden weitergegeben. Umfragen ergaben aber, dass Händler planen, ihre Preise anzuziehen.

Der Druck wegen gesunkener Margen ist hoch, zu spüren bekommen das vor allem Importeure von Billigwaren aus Asien. Laut dem Freightos FBX-Index sind die Kosten für den Versand einer 40-Fuß-Container (FEU)-Einheit zwar gegenüber den Rekordhöchstständen im September von über 11.000 US-Dollar um etwa 15 Prozent gesunken. Aber vor der Pandemie kostete der gleiche Container lediglich 1300 Dollar. Makroökonomisch sei ein Punkt erreicht, wo Unternehmen und sogar "ganze Industrien überlegen, ob das Versenden quer über den Globus noch Sinn ergibt", sagt Logistik-Experte Alexander Nowroth von Lebenswerk Consulting Group ntv.de.

Eine schnelle Normalisierung der Containertransportkosten scheint nicht in Sicht. Anfang November befanden sich laut einer Analyse der Berenberg Bank noch 11 Prozent des weltweiten beladenen Containervolumens in Staus. Das ist zwar weniger als noch im August, aber immer noch deutlich mehr als die 7 Prozent, die sich vor der Pandemie stauten.

UN: Bedrohung für die globale Erholung

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Logistikexperte Nowroth prognostiziert, dass die Containerraten "im kommenden Jahr auf jeden Fall auf einem sehr hohen Niveau bleiben werden". Auch der Chefanalyst der Frachtraten-Benchmarking-Plattform Xeneta, Peter Sand, sieht keine Entspannung der Lage vor 2023. "Für die Inflation bedeutet das Ärger", lautet seine Schlussfolgerung. "Der Anteil der Schifffahrt in den Gesamtpreisen - so klein er auch sein mag ,- ist größer als je zuvor und könnte die Preise in Zukunft dauerhaft anheben", zitiert ihn Reuters.

Die Vereinten Nationen hatten bereits im November vor einer Bedrohung für die globale Erholung gewarnt. Laut ihren Prognosen könnten die globalen Importpreise durch die hohen Frachtraten bis 2023 um 11 Prozent und die Verbraucherpreise um 1,5 Prozent steigen.

Quelle: ntv.de, ddi

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