"An der schönen blauen Donau" Wo Weselsky seinen Stress vergisst
31.01.2024, 15:21 Uhr Artikel anhören
Dirigiert kein Orchester, aber dafür diverse Lokführerstreiks: GDL-Chef Weselsky.
(Foto: picture alliance/dpa)
GDL-Chef Weselsky ist CDU-Mitglied. Forderungen aus der Union, das Streikrecht zu verschärfen, machen ihm allerdings derzeit keine Freude. Auch der harte Tarifkonflikt mit dem Bahn-Management sorgt für Verdruss. Gegen den geballten Stress setzt der Lokführerchef auf Harmonie und Melodie aus Wien.
Der Vorsitzende der Lokführergewerkschaft GDL, Claus Weselsky, kann in Stresssituationen bei Wiener Klassik entspannen. "Ich höre Musik. Klassik, Wiener Melodien", sagte der 64-Jährige der aktuellen Ausgabe der "Zeit". Weselsky nannte "André Rieu zum Beispiel. Genial! Klassiker wie 'An der schönen blauen Donau'. Da ist eine Beschwingtheit in dieser Musik, die mich auch im härtesten Tarifkonflikt entspannt."
Die GDL hatte in der Nacht zum Montag einen Fünf-Tage-Streik bei der Deutschen Bahn beendet. Weselsky und der Personalchef der Deutschen Bahn, Martin Seiler, hatten in der Nacht zum Samstag den Wiedereinstieg in die Tarifverhandlungen vereinbart. Diese Verhandlungen sollen am kommenden Montag starten.
Die Forderung nach einer Einschränkung des Streikrechts wies Weselsky nochmals zurück. Der Gewerkschaftschef, Mitglied der CDU, sagte der "Zeit": "Das ärgert mich, weil das dann der dritte Fehler der CDU wäre." Der erste Fehler sei die Privatisierung des Schienenverkehrs gewesen, der zweite Fehler "die fehlende Steuerung der Deutschen Bahn". Insbesondere die Privatisierung habe "fatale Folgen" für die Bahn. "Das hat unsere Partei verbrochen."
"Da hatte ich schon die Hand am Portemonnaie"
Weselsky kritisierte auch, dass sich die Union für das Tarifeinheitsgesetz ausgesprochen hat, das die Macht kleinerer Gewerkschaften einschränkt. "Ich kann mich sehr gut daran erinnern, wie Angela Merkel bei einem Arbeitgebertag gesagt hat, das Problem könne man doch bei einem guten Glas Wein und einem Abendessen lösen. Da hatte ich schon die Hand am Portemonnaie, um meinen CDU-Mitgliedsausweis zu zerreißen."
Die Forderungen zur Verschärfung des Streikrechts kamen vor allem aus der Union. Unionsfraktionsvize Jens Spahn sagte der "Bild"-Zeitung am vergangenen Donnerstag, die GDL müsse schnell an den Verhandlungstisch zurückkehren. Er fügte hinzu, das Verhalten der GDL "grenzt an Erpressung und muss schnellstens enden". Die Streiks seien Gift für die Wirtschaft und Bürger seien "zu Recht genervt". Für die kritische Infrastruktur des Landes müsse das Streikrecht verschärft werden - dort solle vor Streiks ein Schlichtungsverfahren zur Pflicht werden. Bundeskanzler Olaf Scholz hatte das abgelehnt.
Quelle: ntv.de, mau/AFP